Sprache
Portugiesisch schnell lernen
Vokabular & Sprache
Die südamerikanische Spielart des Portugiesischen ist für deutsche Ohren besser zu verstehen als die europäische, dennoch sind auch bei der Aussprache des (melodischeren) Brasilianischen einige phonetische Klippen zu umschiffen. Wer nun versehentlich einen Sprachkurs in europäischem Portugiesisch besucht hat häufig werden die Unterschiede heruntergespielt oder schlicht verschwiegen braucht deshalb nicht in Panik zu geraten: statt unbetonte Silben zu verschlucken, wie es ihm mühsam beigebracht wurde, braucht er alles nur ein wenig deutlicher auszusprechen, und siehe da: er wird verstanden werden. Übrigens handelt es sich sprachgeschichtlich beim Brasilianischen vereinfacht gesprochen um die ältere, konservativere Fassung: man spricht hier annähernd noch so wie die portugiesischen Seefahrer im Übergang vom hohen Mittelalter zur Neuzeit. Nicht allein in der Aussprache normgebend sind hier Sâo Paulo und Rio de Janeiro ergeben sich Unterschiede zum europäischen Portugiesisch: auch im Vokabular (z.B. bonde statt eléctrico für Straßenbahn, trem statt comboio für Zug, ônibus statt autocarro für Bus oder aeromoça statt hospedeira für Stewardess) und im Satzbau. Ersteres ist angereichert mit Ausdrücken in Brasilien seit Jahrhunderten mehr oder weniger freiwillig heimisch gewordener Ethnien (Afrikaner, Italiener, Deutsche, Osteuropäer) oder der indianischen Urbevölkerung (u.a. Tupi-Guarani). Teilweise haben sich aber auch ganz einfach Bedeutungsverschiebungen ergeben, wie es beispielsweise auch vom britischen zum amerikanischen Englisch der Fall ist (z.B. bei moça bzw. rapariga: ersteres bedeutet in Brasilien schlicht »Mädchen, junge Frau«, letzteres findet in Brasilien keine Verwendung bzw. bedeutet im Nordosten sogar »Gespielin, leichtes Mädchen«, während umgekehrt moça in der europäisch-portugiesischen Umgangssprache schon mal für »Dirne« benutzt wird). Was den Satzbau betrifft, so herrschen weniger starre Vorschriften als in der von Lissabon vorgegebenen portugiesischen Normsprache, etwa bei der Stellung der Personalpronomina. Entende-se, »schon zu verstehen« ... Wozu grammatischen Spitzfindigkeiten hinterherlaufen, die doch kaum jemand beherrscht, geschweige denn befolgt. Diese tropisch-ungezwungene Einstellung, die sich auch in Hemdsärmeligkeit und dem unterschiedslos jedermann gegenüber verwendeten você + Vornamen als Anrede manifestiert (Portugiesen sind gehalten, unter einem Dutzend Anredeformen bei allerfeinsten Nuancierungen zu wählen), bedeutet freilich noch lange nicht, dass die Klassengrenzen in Brasilien verwischt wären: ein Angehöriger der gebildeten Oberschicht wird sich anders auszudrücken wissen, als der »kleine Mann auf der Straße«; und im Zweifelsfall bietet immer noch die Nuance der Hautfarbe einen Anhaltspunkt, auf welcher Stufe der gesellschaftlichen Leiter der Gesprächspartner steht. Dennoch scheint der Unterschied zwischen Literatursprache und Umgangssprache weniger ausgeprägt, als dies in Portugal der Fall ist.
Aussprache & Betonung
c: - vor dunklen Vokalen (a,o,u) wie »k«
c: - vor hellen Vokalen (e,i) wie stimmloses »s«
ç: - wie ein stimmloses »s«
ch: - wie »sch«
g: - vor dunklen Vokalen (a,o,u) wie »g«
g: - vor hellen Vokalen (e,i) wie stimmhafte »sch« (z.B. Genie)
h: - bleibt am Anfang des Wortes stumm
j: - wie in dt. Journal
l: - (nach einem Vokal) »u« wie »Brasiu« für Brasil
lh: - wie »ij«
nh: - wie »nj«
ou: - geschlossenes »o« wie in dt. Ofen (kein Diphtong)
qu: - vor »e« und »i« wie »k«, vor »a« und »o« wie »kw«
x: - »sch«
z: - wie »s« oder schwaches »sch«
Die Tilde auf Vokalen zeigt Nasalierung und zugleich die Betonung an (wir behelfen uns mit einem Zirkumflex, z.B. in Sâo Paulo).
Faustregel: die meisten Wörter werden auf der vorletzten Silbe beatont, wenn nicht Tilde, Akzentzeichen oder Nasalierung eine Betonung an einer anderen Stelle des Wortes verlangen. Auf der letzten Silbe werden solche Wörter betont, die auf l, r oder z enden.