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Kinder

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Kein Paradies für Kinder und Jugendliche

Kindersterblichkeit und Analphabetismus

Häßliche Realität Brasiliens

Zwar konnte die Kindersterblichkeit in den letzten Jahren dank offizieller Gesundheitsprogramme um etwa ein Drittel gesenkt werden; dieser Erfolg wird jedoch durch erhebliche regionale Unterschiede relativiert: die Sterblichkeit im ländlichen Nordeste ist wegen der Dürre 1993 sogar noch gestiegen! In den Ballungszentren des Südostens sieht es dagegen besser aus.

Ein anderes Thema, das die brasilianische und internationale Öffentlichkeit immer wieder stark bewegt, sind die Morde an Minderjährigen, z.B. auf den Straßen Rio de Janeiros (1992: 424 Morde!). Häufig geht die Gewalt von Militärpolizisten aus, die Rache nehmen oder Straßenkinder bzw. -jugendliche ganz einfach einschüchtern wollen. Eine große Rolle spielen auch die auf die Zeit der Militärdiktatur zurückgehenden Todesschwadronen sowie Lynchjustiz und Kaufleute, denen die bettelenden und stehlenden Minderjährigen ganz einfach lästig sind.

In neuester Zeit versucht die brasilianische Justiz durch spektakuläre Urteile den Eindruck der Tatenlosigkeit zu verwischen. So wurden 1996 zwei angeklagte Militärpolizisten zu jeweils über 200 Jahren Gefängnis verurteilt. Sie waren als schuldig befunden worden, im Juli 1993 vor der Candelaria-Kirche in Rio de Janeiro bei der Ermordung von acht Straßenkindern beteiligt gewesen zu sein.

Zum Weiterlesen: der Titel »Rota 66« von Claudio Barcellos, in Brasilien 1993 als »bestes Sachbuch des Jahres« ausgezeichnet und bei Lamuv in deuschter Übersetzung vorgelegt: »Mord in Sâo Paulo – Den Todesschwadronen auf der Spur«.

Weniger augenfällig aber gewiß nicht minder fatal für die Betroffenen: die verbreitete Kinderarbeit. In den neunziger Jahren stellten die Zehn- bis Siebzehnjährigen 11 % der erwerbstätigen Bevölkerung! Schwerpunkt der Kinderarbeit ist dabei naturgemäß der ländliche Bereich, wo die Landarbeit überwiegend im Rahmen von Familienbetrieben erfolgt. Zehn- bis Vierzehnjährige sind so gut wie nie sozialversichert, da Erwerbsarbeit für diese Altersklasse ohnehin verboten ist. Die Folgen der Kinderarbeit dürften bekannt sein: geringes Bildungsniveau (Analphabetismus!) durch wegfallenden oder erschwerten Schulbesuch, gesundheitliche Risiken durch zu schwere oder einseitige körperliche Tätigkeiten usw.