Ouro Preto
Erster Eindruck
Ouro Preto im Überblick
Ouro Preto (Vorwahl: 031)
Historisches Städtchen mit 40.000 Einwohnern, ungefähr 100 km südöstlich von Belo Horizonte. Bereits die Anreise ist vielversprechend. Ouro Preto wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts von den Bandeirantes gegründet. Einige Jahrzehnte später entdeckte man hier bedeutende Goldvorkommen. Die Besonderheit dieses Goldes bestand in einem schwarzen Eisenoxidfilm, der die Goldklumpen überzog und der Stadt seinen Namen gab: Ouro Preto (»Schwarzes Gold«).
Die Stadt entwickelte sich rasch, deckte sich mit prächtigen Kirchen, prunkvollen Herrenhäusern und in Stein gehauenen Brunnen ein. Ihr Name wurde in Vila Rica abgeändert (»Reiche Stadt«) und danach, im 19. Jahrhundert, wieder in Ouro Preto. Die gesamte Stadt wurde unter Denkmalschutz gestellt bis auf ein mißlungenes modernes Hotel, eine Jugendsünde Niemeyers. Man kommt sich denn auch zwei Jahrhunderte zurückversetzt vor. Gassen mit runden, polierten Pflastersteinen, gesäumt von Kolonialgebäuden, Steinportalen, weißen Fassaden mit bunten Fensterrahmen, schmiedeeisernen Balkonen und kaskadenförmig angelegten, rotlackierten Ziegeldächern.
Der wirtschaftliche Abstieg Ouro Pretos begann Ende des 19. Jahrhunderts als Folge sich erschöpfender Goldvorkommen und fehlender Siedlungsflächen. Die Stadt im Bundesstaat Minas Gerais mußte ihren Hauptstadttitel schließlich an Belo Horizonte abtreten. Dennoch ist Ouro Preto eine ausgesprochen lebhafte Stadt geblieben. Natürlich würde man den Besuch innerhalb eines Tages schaffen, aber erstens wäre dies ziemlich anstrengend und zweitens würde man sich die nächtliche Schönheit des Ortes entgehen lassen: wenn nämlich das schwache Licht in den Straßen neue Farben hervorzaubert, mysteriöse Schatten entstehen läßt und Ouro Preto sein Gesicht auf faszinierende Weise verändert. Wenn die Dunkelheit alle Wunden gnädig umhüllt, beweist es ein Höchstmaß seines überkommenen kolonialen Charmes. Davon abgesehen öffen manche Kirchen ihre Portale erst nachmittags.
Aus der Geschichte
Ouro Preto war Schauplatz des frühen brasilianischen Unabhängigkeitskampfes. Um gegen die überhöhten Steuern und die Arroganz der portugiesischen Kolonialmacht zu protestieren, bildete sich, gegen 1790, das Movimento dos Inconfidentes (»Bewegung der Untreuen«), bestärkt auch durch die aus Europa hinüberschwappenden Gedanken der Aufklärung und die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten. Die Inconfidência bestand überwiegend aus Intellektuellen und Offizieren, die heimlich Treffen und Gesprächsrunden verabredeten und immer mehr Zulauf erfuhren. Das Volk murrte, die Revolte war nicht mehr fern. Da aber wurde die Verbindung verraten und unschädlich gemacht, damit es auf keinen Fall zum Aufstand käme: ein Teil der Drahtzieher mußte den Weg ins Exil antreten, ein anderer Teil wurde freigesprochen. Ihr Anführer jedoch, Tiradentes, wurde 1792 auf dem Hauptplatz von Ouro Preto gehängt und gevierteilt. Für die Brasilianer blieb er das Symbol des erwachenden Freiheits- und Unabhängigkeitswillens ihres Landes.
Aleijadinho
Ouro Preto ist ebenso stolz darauf, einen der Großen der brasilianischen Kunstgeschichte hervorgebracht zu haben: Antônio Francisco Lisboa, genannt »o Aleijadinho« (1730-1814). Der Sproß eines portugiesischen Architekten und einer schwarzen Sklavin widmete sich der Bildhauerei und erwarb, obwohl er Ouro Preto und die Region niemals verlassen hat, großes Ansehen im ganzen Land. Sein Werk ist beachtlich, gerade wenn man bedenkt, dass er seit seiner Jugend an einer lepraartigen Krankheit litt, die seine Finger angriff, seine Beine lähmte und ihm somit die Arbeit erschwerte. Gegen Ende seines Lebens ließ er sich Hammer und Meißel von Gehilfen an seine Stümpfe binden, woher sein Spitznamen »Aleijadinho« (Krüppelchen) rührt. Er schuf mit Leidenschaft religiöse Werke von außergewöhnlicher Qualität und beachtlichem Formenreichtum; seine bevorzugten Materialien waren Holz und Lavagestein. Ein Dichter hat dazu folgende Worte gesagt: »Dieser Mann hatte nichts Unscheinbares oder Schwaches an sich; er war außerordentlich bis in seine Unförmigkeit hinein. Weder sein Äußeres, noch seine Psyche oder seine Kunst enthüllen irgendeine sentimentale Schwäche«. Diese unwahrscheinliche Kraft ist es, die Aleijadinhos gesamtes Werk durchdringt.
Anreise
Die Rodoviária liegt kaum einen Kilometer außerhalb.
Umsteigefreie Busverbindung ab Rio: empfehlenswert der Nachtbus (Abfahrt 23.30 Uhr, Ankunft 7.30 Uhr).
Adressen
Fremdenverkehrsamt: Praça Tiradentes 41. Hier den Stadtplan erwerben uns Auskünfte über Busverbindungen einholen.
Postamt: Rua Conde de Bobadela 180.
Keine Bank, wo Geld oder Reiseschecks zu tauschen wären!