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Brasilia

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Moderne Architektur

Brasilianisches Abenteuer

Brasilia (Vorwahl: 0612)

Man kann sich noch so lange um Brasília herumbewegen, sich sattsehen an Städtchen aus der Kolonialzeit oder Naturwundern: eines Tages muß man sie doch in Angriff nehmen, diese merkwürdige brasilianische Hauptstadt. Stadt des 21. Jahrhunderts – jedenfalls aus der fortschrittsgläubigen Perspektive der sechziger Jahre – größenwahnsinnige Hauptstadt der Langeweile und eines unmöglichen Lebensstils oder spiritistische Keimzelle des »dritten Milleniums? Jeder muß das für sich selbst entscheiden. Auf jeden Fall dürfte niemand unberührt bleiben von dem, was einmal eine der kühnsten Herausforderungen der modernen Architektur und eines der umstrittensten brasilianischen Abenteuer war. Auch wenn es manchmal anders klingen sollte: wir für unseren Teil haben keine Achtung mehr vor einem Architekten, der in Paris die Achse Montparnasse-Rue de Rennes über die Seine hinaus durch das Häusermeer brechen und als Schnellstraße konzipieren wollte. Voilà.

Abstecher in die Geschichte

Der Gedanke, überbevölkerte Landesteile an der Küste zu entlasten, wo sich fast die gesamte Wirtschaft und Bevölkerung Brasiliens ballt, spukte schon lange in den Köpfen der Herrscher und Präsidenten des Landes umher. Aber erst Juscelino Kubitschek beschloß 1956 die Gründung Brasilias. Man entschied sich für den küstenfernen Sertao, eine arme und kaum bevölkerte Region, um ein Zeichen zu setzen für das Vorhaben der Regierung, alle Landesteile Brasiliens zu fördern und auch die Allerärmsten an der Volkswirtschaft teilhaben zu lassen.

Planung sowie deren Umsetzung wurden dem Architekten Oscar Niemeyer und dem Städtebauer Lucio Costa anvertraut. Zu Beginn der Bauarbeiten gab es in der Gegend nicht einmal Straßen; die ersten Bulldozer und Zementsäcke wurden daher per Fallschirm abgeworfen. Millionen von Quadratkilometern wurden urbar gemacht und ein riesiger künstlicher See angelegt. Die Stadt wurde in einem Zeitraum von vier Jahren aus dem Boden gestampft, weil Präsident Kubitschek ihre Fertigstellung vor Ablauf seiner Amtszeit wünschte. Die Einweihung fand dann am 21. April 1960 statt, dem 168. Todestag des Nationalhelden Tiradentes.