Geschichte
Vom Kolonialhafen zur Industriestadt
Ein wenig Historie
Lange Zeit im Schatten der englischen Häfen, hat sich Glasgow eigentlich erst im Verlauf des 18. Jhs richtig entwickelt, als Schottland endgültig unter die britische Fuchtel geriet. Die Stadt bereicherte sich am Kolonialhandel, in erster Linie am Tabakgeschäft.
Dann entdeckte man in der Region Kohle und Eisenerz. Dieser Doppelfunktion, einerseits ein großer Hafen, andererseits ein Rohstofflieferant zu sein, ist der enorme wirtschaftliche Aufschwung der Stadt und des Clydetals im Laufe der »Industriellen Revolution« des 19. Jhs zu verdanken. James Watt, der die Anwendungsmöglichkeiten der Dampfmaschine in der Industrie entdeckte, stammt von hier.
Die Stadt schmückte sich mit Baudenkmälern, schönen Häusern und Gärten, während auf der anderen Seite die Arbeiterviertel anwuchsen, in denen krasses Elend herrschte, und wo irische Einwanderer und Kleinbauern aus den Highlands, durch »clearances« vertrieben, zusammengepfercht lebten. Das war die Kehrseite des plötzlichen Wohlstands der Besitzenden. Fortschreitende Industrialisierung und enorme Profitgier wollten von möglicher Zerstörung des Gleichgewichts der Natur natürlich nichts wissen, und Glasgow sah bald so aus, wie man es sich heute vorstellt: dreckig, trüb und grau von den Qualmwolken der Fabrikschornsteine. Nicht zuletzt verstärkten Tuberkulose und Alkoholismus, die in den Arbeiterslums wüteten, diesen Eindruck und bestätigten die trostlosen Beschreibungen des Charles Dickens.
Gute Aussichten
Was auf frühere Zeiten zutraf, stimmt heute jedoch nur noch ganz bedingt. Die Gorbals, ein Stadtteil jenseits des Clyde, einst Symbol des Arbeiterelends, wurde in den sechziger Jahren abgerissen. Hier muß man allerdings zugeben, dass die neuen Sozialwohnungen schon wieder abrißreif sind. Im Zuge der Wirtschaftskrise mussten viele Unternehmen, darunter die bekannten Clydewerften, welche einst die Queen Mary und die Queen Elisabeth gebaut hatten, dichtmachen. Glasgow befindet sich momentan in einer Übergangssituation. Nachdem sich das alte Bild als das einer Arbeiterfestung beträchtlich verändert hat, versucht die Metropole heute ihre Stellung als wichtigsten Wirtschaftsstandort zu festigen, indem sie ihre wirtschaftlichen Aktivitäten diversifiziert und auch auf die verarbeitende Industrie und Dienstleistungsunternehmen hin ausrichtet. Zahlreiche Hafenkais verwandelten sich seitdem in hübsche Promenaden mit Cafés und Kneipen, und es schwimmen sogar wieder Lachse im Clyde.