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Die Djerbi

Zusammenleben mehrerer Gemeinden

Junge Djerbi: Auswanderer

Etwa 100.000 Djerbi klammern sich heute an den kargen Inselboden; in der Mehrzahl Berber, die in bestimmten Dörfern noch ihre eigene Sprache pflegen. Nach der arabischen Invasion die Eroberer brachten ihren islamischen Glauben natürlich mit wußten sich die Inselbewohner gegenüber ihren neuen Herren durch eine strikte Auslegung der neuen Religion abzusetzen, schlugen sie also gleichsam mit ihren eigenen Waffen, und begründeten den Kharedjismus, eine von puritanischer Strenge geprägte Glaubensrichtung. Diese erfuhr wiederum verschiedene Schismen, Interpretationen und sektierische Abspaltungen; darunter auch die der Ibaditen, heute die dominierende islamische Strömung auf der Insel. Ähnliche Riten und einen vergleichbaren religiösen Puritanismus findet man übrigens bei den algerischen Mozabiten.

Auf Djerba lebt auch eine kleine jüdische Gemeinde, die zu den ältesten der Welt zählt; geht sie doch auf die Flucht aus Palästina vor dem drohenden babylonischen Exil im 6. Jahrhundert v. Chr. zurück. Zählte man vor einigen Jahten noch 5.000 Juden, so geht man heute nach einer massiven Auswanderungswelle nach Israel von 1.000 Mitgliedern aus. Auf Djerba lebten Juden und Moslems zu allen Zeiten einträchtig nneinander. Die Einwohnerzahl der Insel hat sich stabilisiert, nachdem die Emigration den bedeutenden demographischen Zuwachs ausgeglichen hat. Viele Djerbi ln als Händler in Tunis und Paris, wo sie u.a. häufig Lnsmittelgeschäfte betreiben.

Nach einer langen Periode der Autarkie, sehen sich die Inselbewohner heute mehreren schwerwiegenden Problemen gegenüber. Dazu zählt natürlich die Auswanderung. Ein großer Teil der Jugend hat keine andere Wahl, als die Heimat zu verlassen. Als problematisch erwies sich aber auch das Vordringen der Moderne im Gefolge des Massentourismus, der die gewachsenen soziologischen Strukturen nachhaltig zu unterminieren droht. Das Leben auf der Insel ist teuer geworden, Bauernhöfe werden aufgegeben und Ackerland liegt brach, da sich die Bewirtschaftung nicht mehr rentiert.

Viele Jugendliche ziehen es vor, für das gleiche Geld oder sogar für erheblich mehr im Hotel- oder Dienstleistungswesen zu arbeiten, statt als Landarbeiter auf dem Feld. Darüberhinaus wirkt sich die westliche Konsummentalität verheerend auf die ihr noch unkritisch gegenüberstehende Jugend aus, ohne eine tatsächliche Alternative zu deren Probleme und Wünsche anbieten zu können. Immer mehr Djerbi werden sich der Gefahren bewußt, die mit einem zu raschen ökonomischen Wandel und den damit verbundenen gesellschaftlichen Umwälzungen verbunden sind, und beginnen zu handeln. Es wäre höchst bedauerlich, gelänge es der Insel nicht, ihre eigene Identität zu bewahren, nachdem es ihre Bewohner verstanden, großflächige Umweltzerstörungen zu verhindern. Was selbstverständlich nicht bedeutet, dass sie die ökonomischen Vorteile des Tourismus mit seinen 6.000 neugeschaffenen, zumeist unterbezahlten, Arbeitsplätzen nicht willkommen gehießen hätten.