Brasiliens Fauna
Wundersame Tierwelt Brasiliens
Ein Löwe, mit Löcklein wie ein Jungferlein
Buschratte, Carigueya, brasilianisch Sarigoy*
Die Buschratte ist so groß wie eine Katze, hat auch einen solchen Bart, einen spitzen Kopf, schwarze helle Augen, große durchscheinende Ohren, die so weich und glatt sind wie Papier. An den Vorderfüßen hat sie fünf krumme Klauen oder Pfoten wie an einer Hand. Die Hinterfüße sind etwas länger als die vorderen wie an den Meerkatzen. Die Buschratte ist ungefähr einen Schuh lang und der Schwanz ist ein wenig länger, den sie allezeit krumm trägt, und kann sich mit demselben anhängen wie eine Meerkatze.
Unten am Bauch nach den Hinterbeinen zu hat dieses Tierlein ein Fach zwischen Fell und Fleisch, etwa so weit, dass ein ziemlicher Apfel darin liegen kann. Es ist rau und sind acht Zitzlein darin. In diesem Fächlein oder Täschlein trägt es seine Jungen, welche allezeit aus und ein laufen. Sie saugen inwendig an den Zitzlein, und wenn sie allein fortkönnen, lässt sie die Mutter nicht wieder hinein. Man sieht das Loch nicht, nur wenn man es fühlt und auseinander tut.
Tiger, brasilianisch Jaguara, portugiesisch Onca*
Ein Tiger ist so groß wie ein Wolf. Mit dem Kopf, den Vorderfüßen und dem Schwanz gleicht er einer Katze, hat auch einen Knebelbart wie eine Katze. Seine Augen sind gräulich und leuchten des Nachts wie Feuer. Die Zähne sind spitz und so groß wie Wolfszähne. Die vorderen Beine sind nicht so stark wie die hinteren. An den Vorderfüßen sind je fünf Klauen, an den hinteren aber nur vier. Die Klauen sind krumm und sehr scharf. Über den ganzen Leib ist der Tiger weißgelb mit vielen schwarzen Flecklein.
Maccack, brasilianisch Guariba*
Der Maccacken gibt es in Brasilien sehr viele und halten sich ihrer gemeiniglich viel beieinander im Walde auf. Sie machen ein solch Geschrei, dass man es sehr weit hört. Einer schreit zuweilen ganz allein und die anderen hören ihm zu. Dann aber fängt der ganze Chor zugleich an und wird ein solch Heulen, dass man denkt, es wären ihrer etliche hundert.
Ihre Jungen tragen sie allezeit auf dem Rücken bei sich. Dieselben halten sich an den Müttern hinten, da der Leib nicht dicke ist, so fest an, dass sie beim Springen nicht herabfallen. Im Fort Margarethen habe ich einen jungen Maccacken gehabt und wollte ihn aufziehen. Er wollte aber angebunden nichts fressen und tat nichts als schreien und wurde voll Läuse, dass ich ihn musste wegwerfen.
Sagui (brasilianisch), holländisch Saguin*
Dieses kleine artige Tierlein ist ungefähr eine gute Spanne lang bis an den Schwanz. Derselbe ist auch wohl zwei Spannen lang. Es ist der Proportion und Gestalt nach wie ein kleines Löwchen. Um die Öhrlein hat es weiße Haarlöcklein wie ein Jungferlein. Es hat Hände wie ein Affe mit fünf Fingern. Seine Farbe ist gräulich und weiß mitunter. Es kann keine Kälte vertragen. Darum, wenn es soll nach Holland gebracht werden, muss es von einer Weibesperson geschehen, die es meistenteils zwischen ihren Brüsten warm liegen lässt. Seine Speise sind Brot, Bacobes und andere süße Früchte.
Leugart, brasilianisch Ai, portugiesisch Pigriza*
Dieses Tier wird wegen seiner Langsamkeit und Trägheit von den Portugiesen Pigriza und von den Holländern ein Leugart genannt. Es ist samt dem Kopf ungefähr anderthalb Schuh lang und so groß wie ein mittelgroßer Hund. Es hat keine Ohren. Die Vorderbeine sind etwas länger als die hinteren. An jedem Fuß hat es drei lange Klauen, womit es das, was es zu fassen kriegt, festhalten kann. Auf beiden Seiten sind die Haare gräulich oder aschenfarben, auf dem Rücken aber sind sie ein wenig weißer und auch länger als sonsten. Seine Speise ist Laub, es trinkt aber niemals. Es hat aber immer Speichel um das Maul.
Toucan*
Der Toucanen habe ich zweierlei gesehen. In Ostindien sind dieselben auf dem Rücken und an den Flügeln schwärzlich und am Bauch fahl und sind ungefähr so groß wie eine Amsel.
In Westindien aber sind sie schön bunt. Ihr Kopf und die Flügel sind umbrafarben, die Brust und der Rücken bis zum Schwanz sind rot, der Bauch ist gelb und die Beine fahl. Die Toucanen sind so groß wie eine junge Taube. Ihre Schnäbel sind fast so lang wie der ganze Leib, obenher schwarz, auf beiden Seiten weiß aus rot, und haben statt der Zunge eine natürliche Feder in solcher Form.