Olinda
In Olinda, um Olinda, und um Olinda herum
Der stattliche Palast Freyburg mit seinem Lustgarten
Ameisen und schmackhafte Früchte im Überfluss
Olinda*
Die Stadt Olinda liegt an der See. Sie war, als sie die Portugiesen noch innehatten, eine schöne und lustige Stadt. Als aber die Niederländer dieselben Lande unter ihre Gewalt gebracht hatten und die Hauptresidenz ihrer Regierung nach Reciff verlegten, ist sie zum Beispiel geworden, wie gar kein Ding in diesem Leben beständig bleibt. Ihre zerbrochenen Stücke und Steine sind nachfolgend verkauft und zur Erbauung der Moritzstadt gebraucht worden. Ursache dieser Verwüstung war, dass im Hohen Rat beschlossen wurde die Stadt Olinda, weil sie vom Hafen und Eingang der See etwas entlegen ist, ganz zu verlassen und die Einwohner nach Reciff und Vaesen-Insel zu versetzen. Auch diese mit dem Reciff vermittels einer Brücke zusammenfügte, weil sie sowohl wegen der beiden umfließenden Ströme als auch wegen der Nähe der offenen See für unüberwindlich geachtet worden. Möchte auch sein, dass man sich besorgt hat, wenn Olinda stehen bliebe, so möchte sie dem Feind zum Vorteil und Unterschlupf dienen.
Es ist aber diese Stadt auf einem hohen Berge gelegen, hundertzwanzig Meilen vom Äquator nach Mittag zu, daher sie wegen der ungleichen Berge und Hügel nicht wohl befestigt werden kann, und wird von einem Kastell dem Hafen gleich über verteidigt. Der Hafen an diesem Ort ist wegen der Felsen und gefährlichen Klippen im Wasser allerdings nicht bequem. An dieser Stadt fließt ein kleiner Fluss, der nur kleine Schiffe oder Schaluppen trägt und neben den Felsen und festen Lande nach der Insel Vaes geht und sich mit dem Fluss Capiparibi vermischt. Dieser Fluss geht an der Insel Vaes zur Nordseite und der andere, Rio de Afogados, an der Westseite besagter Insel, und wird also die Insel von diesen beiden Flüssen umschlossen.
Auf der Insel Antoni Vaes findet sich jetziger Zeit der herrliche und stattliche Palast, Freyburg genannt, welchen Fürst Moritz mitten in dem von ihm angelegten Lustgarten erbaut hat. Zwei hohe Türme - oben auf dem einen derselben steht eine sehr große Laterne, in welcher bei Nacht die Lichter angesteckt werden, wonach sich die Schiffer richten und ihren Lauf desto sicherer auf den Hafen richten können. Außerdem hat er die Insel Antoni Vaes mit der von ihm aufgerichteten Moritz-Stadt und mit den von ihm über zwei große Wasserströme in wundersamer Weise gelegten Brücken herrlich und ansehnlich gemacht.
Reciff*
Ungefähr eine halbe Meile südwärts von Olinda geht ein gar schmaler, sandiger Streifen Landes zwischen der offenen See an der linken und dem Fluss Biberibi an der rechten Seite.
Am Ende dieses Sandstreifens liegt der Flecken Reciff, wo sich der meiste Vorrat an Waffen, Proviant und Kaufmannswaren befindet. An dem Ort, wo die See mitten durch den gemeldeten Sandstreifen fließt, da gibt es einen sehr guten Hafen für große Schiffe, dieweil es eine treffliche Tiefe daselbst gibt. Gegenüber dem Flecken Reciff gibt es einen anderen, solchen schmalen, aber nicht sandigen, sondern einen steinernen und felsigen Strich, wo das Meer hin und wieder durchgeht. An dessen Ende ist ein achteckiger Turm aus dem Wasser aufgemauert, das Wasserkastell genannt - zum Unterschied desjenigen, das am Ende des Sandstrichs stand und das Land- oder Sandkastell genannt wurde. Nicht weit davon liegt auch das Kastell de Bruin, worauf zu meiner Zeit Kapitän N. Pistorius kommandierte.
Von der Mauritz-Stadt*
Diese Stadt hat ihren Namen von ihrem ersten Erbauer, Herrn Johann Moritz von Nassau. An der Ostseite stößt das Meer daran und an der Westseite sind etliche Bollwerke mit tiefen Graben. Es ist dieser Raum an sich selbst ein so ungeschlachter wüster Platz gewesen, dass man nichts denn Wasser, Sümpfe und Strauchwerk gesehen und niemand gedacht hatte, dass allda eine Stadt hätte erbaut werden können. Sie ist in wohl angeordnete Straßen, öffentliche Plätze, schöne und stattliche Wohnhäuser, die ihre sonderlichen Packhäuser für die Kaufmannsgüter haben, unterteilt und sonderlich hat sie eine schöne Kirche zum reformierten Gottesdienst. Es dürfte aber diese Stadt wegen der Menge der Einwohner, so täglich zunehmen, zu enge fallen, und wird gar bis an die Friedrich-Schanz erweitert werden müssen.
Von dem Lusthaus Boa Vista*
Bei der mehrfach erwähnten Insel Antoni Vaes an der Nordwestseite und gegenüber des Stroms Capibaribi am Ufer hat der Fürst noch ein gar schönes, lustiges Haus, davon es auch den Namen im Portugiesischen - Boa Vista, das ist Schöngesicht - hat. Dies nicht allein zur Belustigung der Einwohner, sondern auch als Herberge und zur guten Bequemlichkeit der reisenden Leute, wie nicht weniger zur Verteidigung desselbigen Passes, weil es von Mauerwerk fast stark ist, auf sein eigen Grund und Kosten gebaut und solchen Bau, wie auch den Brückenbau über den Capibaribi anno 1644, erstlich zu Ende gebracht.