Zuckermühlen auf Tamarica
Schmalkaldens Reise von der Insel Tamarica in die Provinz Paraiba
Die Region Paraiba mit ihren sieben Dörfern
Von Gurken, Melonen und Pomeranzen
Von der Insel Tamarica und der Festung Oranien*
Die Insel Tamarica, die am nächsten an Pernambuco und Paraiba grenzt, erstreckt sich in die Länge drei Meilen und in die Breite zwei Meilen und ist von Olinda fünf Meilen entfernt und hat einen sehr bequemen und sicheren Hafen gegen Süden, welcher auch im Eingang fünfzehn bis sechzehn Schuh tief ist.
Bei diesem Hafen liegt ein Kastell, sehr fest und fast unüberwindlich, auf einem hohen Felsen gebaut. Und weil es die Holländer öfters, aber vergeblich den Portugiesen aus den Händen zu reißen getrachtet und sie, die Holländer, sicher in diesen Hafen einlaufen und den Schiffen der Portugiesen verwehren, auch endlich gar den Hafen ihnen abwehren möchten, haben sie eine viereckige Festung, Oranien genannt, dahin aufgebaut und solche mitten im Ausgang des Flusses ins Meer gelegt, dass wegen der Klippen, großen Flut und anderen Ungelegenheiten solche schwerlich belagert und eingenommen werden kann - womit sie also die Portugiesen eingeschränkt halten.
Sonst ist die Insel an etlichen Orten sehr fruchtbar, wo es auch Zuckermühlen gibt; an andern Orten aber unfruchtbar wegen der Menge der Ameisen, die alles wegfressen. Gemeldete Insel trägt auch Melonen und dergleichen Früchte im Überfluss wie desgleichen Weintrauben, die in ganz Brasilien nicht so groß und so schmackhaft sind und in einem Jahr viele Male reif werden. Prinz Moritz erteilte auch dieser Landschaft ein solches Wappen, nämlich sie bekam in ihrem Wappenschild eine Weinranke.
Von der Landschaft oder Provinz Paraiba*
Paraiba hat den Namen von dem Fluss Paraiba, der, wie auch noch ein anderer Strom - Mongagoaba genannt - durch dieselbe Landschaft fließt. Er ist nebst Rio Grande auf der vierten Landtafel des Niederländischen Brasilien enthalten. Am oben erwähnten Fluss liegt ein Städtlein, das vorher den Namen des Königs von Spanien - Philipps-Stadt -, danach aber, als das Land von den Niederländern eingenommen worden, vom Namen des Prinzen von Oranien - Friedrichs-Stadt - genannt worden. Der Strom ist so tief, dass große Lastschiffe auf demselben fahren können.
Die Provinz wird in keine Ämter, sondern in etliche Landgegenden, die ihre besonderen Namen haben, unterteilt. Was vom Strom an landeinwärts liegt, ist lauter ebenes Land und trägt Zuckerrohr. Hernach sind es allerlei schöne und lustige Berge und Täler, wo die bereits gedachte Farinha-Wurzel, oder auf ihre Sprache Mandioca, wächst, die sie anstatt Roggen oder anderen Getreides gebrauchen. Es trägt dieses Land auch noch andere Früchte wie in unserm Lande Reis, Hirse, Kürbisse, Gurken, Pfoben oder Melonen, auch die bei uns bekannten Orangien-Apfel oder Pomeranzen, Zitronen sowie vielerlei andere, bei uns ganz unbekannte und fremde Früchte; mancherlei Arten Fische und Vögel; vielerlei unterschiedliche Gattungen und Arten vierfüßiger Tiere, aber mehrenteils wild, deren Arten etliche bei uns bekannt, etliche aber bei uns unbekannt sind.
Von Papageien gibt es allda gar vielerlei Arten mit vielfältigen bunten Federn, die leichtlich der Menschen Sprache lernen nachreden. Von denen gibt es an diesen Orten eine solche Menge, dass sie in sehr großen Haufen zusammenfliegen und gleich einer Wolke oftmals den Sonnenschein verhindern; unterschiedlicher Art Schlangen, deren sie einige essen. Daraus dann die hohe Weisheit und Allmacht des Allerhöchsten klar erhellt, das alles dasjenige, was dem Menschen zur Speise oder dem Vieh zu Futter dienen mag, aus seinen reichen Schätzen dargibt.
Die Einwohner dieser Provinz sind teils freie Leute, wie Portugiesen, Niederländer und andere aus Europa, wie auch eingeborene Brasilianer. Teils aber sind Letztere leibeigene Sklaven, wie diejenigen Brasilianer, die im Krieg gefangen wurden - wie auch die Mohren aus Angola und Cabo Verde, allda sie für Geld gekauft und nach Brasilien gebracht wurden. Von Leibe sind die Mohren nicht so lang oder groß noch so bequem wie die europäischen Leute.
Sieben Dörfer werden in dieser Provinz Paraiba gefunden, deren das vornehmste, Pinda Una genannt, tausendfünfhundert Einwohner, die anderen aber ein jedes kaum dreihundert haben. Dazu hat ein jedes Dorf nicht mehr als fünf oder sechs Behausungen, diese sind aber recht lang, weil viel Haushaltungen zugleich in demselben wohnen, und hat eine jede Wohnung und Haushaltung ihre besondere, aber kleine Tür, durch die sie aus- und eingehen oder vielmehr kriechen können. Die Dächer der Behausungen, die erhoben sind, decken sie mit Ziegeln oder mit Blättern von dem Baum, Cocos genannt.
Die Männer halten sich gern zu ihren Weibern und sind nicht ohne Sorge und Argwohn, dass dieselben etwa mit einem anderen buhlen. Von der Kinderzucht wissen sie gar nichts, sondern lassen dieselben ohne einige Unterweisung wie das Vieh grob, dumm und plump aufwachsen, daher sie auch zu keinen ehrbaren Sitten, sondern nur zur knechtigen Sklaverei von Natur bequem sind.
Sie hassen die Portugiesen über alle Maßen und werden von denselben ebenso sehr wiederum gehasst als treulose, undankbare und leichtfertige Leute. Die Waren, die sie den Ausländischen im Handel zukommen lassen, sind: Zucker, Brasilienholz, Tabak, Ochsenhäute, Baumwolle und dergleichen mehr. Sie haben achtzehn Zuckermühlen, deren einige vom Wasser, die anderen von Ochsen umgetrieben werden und am Fluss Paraiba zu beiden Seiten nach der Reihe herstehen.