Am Südufer
Am Südufer
Stadtrundgänge
Vom mittelalterlichen Dublin ist, wie eingangs berichtet, leider nicht mehr viel übrig. Die beiden Kathedralen aus dem 12. Jh. haben derartig viele Zerstörungen und Schönheitsoperationen hinter sich, dass fast nichts mehr im ursprünglichen Zustand erhalten blieb. Übrigens handelt es sich bei beiden um protestantische Kirchen.
Christchurch Kathedrale: am oberen Ende der Lord Edward Street (Plan D3). Besichtigungszeiten: wochentags von 9.30-17h, samstags von 9.30-12.30h, nach anderen Angaben erst ab 10h. Geringer Eintritt, Studentenermäßigung. Sonntags um 15.30h Evensong mit schönem Chor. In der Nebensaison ist montags, sonntags und in der Mittagszeit dicht. Im Jahre 1878 wurde der im 12. Jh. von den Normannen geschaffene Dom im neogotischen Stil restauriert, was ihm ein recht behäbiges Aussehen verliehen hat. Auch der Bogen, der die Straße überfängt, stammt aus dieser Zeit. Die wenigen Überreste des ursprünglichen Bauwerks belaufen sich auf ein paar Steine im Garten, traurige Überbleibsel einer Kapelle, die Querschiffe mit romanischem Gewölbe und die Krypta. Im Innern birgt die Kathedrale das Grab des »Strongbow« genannten Richard of Clare, der Dublin im 12. Jh. eroberte. Unter protestantisches Zepter geriet die Christchurch erst vierhundert Jahre später.
Ein Stück weiter, unterhalb der St. Audoen Church, reckt sich am Rand der Cook Street das einzige erhaltene Stück der einstigen Stadtbefestigung nebst einem Torbogen empor.
Wer mag, schließt sich einer Führung durch das alte Dublin an, die montags und samstags um 10.30 und 14h beginnt. Ausgangspunkt ist die Christchurch. Näheres dazu unter T. 55 69 70.
Dublinia: Old Chapter House, Christchurch, Saint Michael Hill, T. 475 81 37. Von 9-17h, sonntags von 10-16h Einlaß. Tonbildschau, die vier Jahrhunderte Dubliner Geschichte vor Augen führt. Mit gelungenen Ton- und Lichteffekten.
St. Patrick´s Kathedrale (Plan E2-3): Cromwell, zartfühlend wie immer, wählte das 1191 eingeweihte Gotteshaus als Stallung für die Pferde seiner Armee. Trotz dieser Zweckentfremdung wurde die Kathedrale weniger nachhaltig restauriert als die Christchurch. Der berühmteste Dekan, den Irlands größte Kirche je hatte, war Jonathan Swift. Er liegt hier an der Seite seiner großen Liebe Esther begraben, die in seinen Liedern unter dem Namen Stella in höchsten Tönen gepriesen wird. Seine Grabinschrift hat Swift selbst verfaßt. Der aus Irland gebürtige Engländer mußte während seiner Dichterlaufbahn mehr als einmal erfahren, was es heißt, nicht auf englischem Boden geboren worden zu sein. Deshalb beklagte er anfänglich wohl mehr aus Verdruß als aus Überzeugung das harte Los der Iren zu jener Zeit. Der Autor von »Gullivers Reisen« prangerte in seinen Schriften nachdrücklich die Korruption der Kirche und die Unterdrückung des irischen Volkes an. In seinem von schwarzem Humor durchtränkten »Modest Proposal« regte er beispielsweise an, die irischen Babies zu mästen, damit die reichen Engländer einen schön fetten Braten hätten.
Im Kircheninnern zahlreiche Grabmäler, darunter auch die pompöse Gedenkstätte der Familie Boyle. Eine Randbemerkung: das Loch in der alten Tür des südlichen Querschiffs wurde 1492 zum Zeichen der Versöhnung des Earls of Kildare mit seinem Kollegen, dem Earls of Ormond, durch die Wand gebrochen, damit sie sich die Hände reichen konnten, obwohl einer dem anderen zutiefst mißtraute. Die Idee!
Montags bis freitags um 9.45h und 17.45h, sonntags um 11.15h und 15.15h Choräle, zumindest letzterer ein reiner Knaben bzw. Männerchor (Evensong).
Marsh Library: nahe der Kathedrale, Ecke Kevin Street und St. Patrick Close. T. 54 35 11. Montags von 14-16h, mittwochs, donnerstags und freitags von 10.30-12.30h und von 14-16h, samstags von 10.30-12.30h. Mittwochs und sonntags zu. Als die Büchersammlung 1701 eingerichtet wurde, war sie die erste öffentliche Bibliothek auf irischem Boden. Sie umfaßt über 25.000 Werke und an die zweihundert handschriftliche Manuskripte. Ihr Bestand sowie ihr Erscheinungsbild im Innern haben sich seit dem 18. Jh. kaum verändert.
Dublin Castle: Castle Street (Plan D3). T. 677 71 29, Fax 679 78 31. Zu besichtigen von montags bis freitags jeweils zwischen 10 und 12.15h und zwischen von 14.15-17h, samstags und sonntags von 14-17h. Sehr informative Führung, viel Neues über Dublin, Irland und irische Geschichte; auch der Besuch der Katakomben wird so möglich. Von der ursprünglichen mittelalterlichen Anlage sind heuer nur noch zwei Türme und ein Stück Mauer übrig. Der Rest wurde im 18. Jh. erneuert. Seit der Ära Elisabeths I. bis 1922 war die Burg in als Sitz der englischen Vizekönige in Irland monströses Sinnbild britischer Vorherrschaft. Die Führung durch die Gemächer im Innern ist nicht uninteressant. Beachtung verdient beispielsweise der ehemalige Ballsaal mit der prächtigen Stuckdecke, St. Patrick´s Hall, wo alle Präsidenten der Republik ins Amt eingeführt werden.
Die königliche Kapelle, Anfang des 19. Jhs erbaut, fungiert heute als katholische Dreifaltigkeitskirche. Die Skulpturen stellen alle mehr oder minder berühmte Persönlichkeiten dar, die in irgendeiner Weise mit Irlands Werdegang verbunden sind, u.a. englische Herrscher, Swift und den heiligen Patrick.
Am Ende der Parliament Street erhebt sich das 1765 im klassizistischen Stil errichtete Rathaus, die City Hall, dessen Eingang durch die korinthischen Säulen etwas Pompöses erhält. Früher hatte die Handelsbörse hier ihren Sitz. Das Palais ist montags bis freitags täglich von 9-13h sowie von 14.15-17h zu besichtigen.