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Kneipen mit Geschichte

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Kneipen mit Geschichte

— MacDaid´s: 3 Harry Street, unweit der Grafton Street (Plan D4). Bevorzugter Treffpunkt der »Trendy Twens«. Sonntags, montags und dienstags häufig Musik. Weil heute alle Welt nur noch vor der Glotze hockt, haben die drei Großen der Literatur, die einst zu den Stammgästen zählten, kaum ebenbürtige Nachfolger gefunden. Gemeint sind Brendan Behan, Patrick Kavanagh und Brian O´Nolan (alias Flann O´Brian). Behan, der wegen vermeintlicher IRA-Mitgliedschaft einige Jahre eingelocht gewesen war, pflegte sich seine Schreibmaschine unter den Arm zu klemmen und in einer Ecke des Raumes zu tippen, wobei er stets in einer gewaltigen Wolke aus Zigarettenqualm versank. Der Hausherr der fünfziger Jahre, Paddy O´Brien, schickte die drei Gesellen oft wieder weg, wenn sie schon leicht angeheitert bei ihm auftauchten. Er erinnert sich noch gut an den Tag, als der bettelarme Autor des »Borstal Boy« ihn bat, im Tausch gegen ein paar Gläser Bier die Toiletten neu streichen zu dürfen – eine Aufgabe, die er übrigens sorgfältig erfüllte. Nicht umsonst hatte Behan früher als Anstreicher gearbeitet. Kavanagh war seinem Konkurrenten O´Nolan seit eh und je ein Dorn im Auge. Einmal beschimpfte er ihn: »Was bist du nur für ein erbärmlicher Dichter«, worauf Kavanagh trocken zurückgab: »Na und? Das sind wir seit Homer doch alle.« Kaum gelesen, schwer verständlich und stets kanpp bei Kasse – das ging den schreibenden Kelten ans Gemüt. Außerdem setzte ihnen das intolerant-klerikale Gesellschaftsklima im Irland der dreißiger bis fünfziger Jahre schwer zu. So entstanden auf den Barhockern schwarze Bruderschaften des Sarkasmus. Irlands Schriftsteller galten als illusionslose Säufer. Von der Erstauflage von O´Nolans erstem Roman wurden sage und schreibe 244 Exemplare verkauft. Auf deutsch erhältlich beim Haffmanns Verlag, Zürich: »In Schwimmen-Zwei-Vögel«.

Die Geschichte des Hauses reicht bis 1779 zurück. Eröffnet wurde damals eine Wein- und Spirituosenhandlung, zu der später eine Schanklizenz hinzukam. In den vierziger Jahren lief die Kneipe zu der Hochform auf, die ihr heute noch kaum nachprüfbare Legenden beschert. Literarischer Genius und soziales Elend lagen dicht beieinander, denn zwei Häuser weiter lag das Arbeitsamt. Oft reichte die Schlange der Jobsuchenden bis vor die viktorianisch verzierte Eingangsfront des Lokals. Das Arbeitsamt ist längst verschwunden, und die erlesen sanierten Straßen in der Nachbarschaft beherbergen Dublins bestes Einkaufsviertel. Nach der Sperrstunde wankt hier keiner mehr nach Hause, um bei Funzellicht ein paar bittere oder groteske Zeilen in die (mechanische) Schreibmaschine zu hämmern.

— Slattery´s: 129 Capel Street, Ecke Little Mary Street (Plan B-C3), am Ende der Upper Abbey Street. T. 872 79 71. Irische Musik ist quasi jeden Abend angesagt, aber die Krönung bleibt der Donnerstag. Die Musikkneipe ist auch anderen Sparten wie Jazz, Balladen oder Blues keineswegs abgeneigt. Rob Strong, der Vater von Andrew, dem Sänger der »Commitments«, kommt öfters mal vorbei. Für das häufig zu berappende Eintrittsgeld erhält man ein Getränk nach Wahl. Also los, die grandiose »Great Crack«-Stimmung selbst genießen und beim Hinausgehen mal einen Blick auf die hübsche Fassade werfen.

— Wed Wose (bzw. Red Rose): wenn das nicht ein Scherz ist. Sehenswert wegen seiner skurrilen Einrichtung aus Antiquitäten aller Art. Preiswerte, gute Speisekarte.

— Kehoe´s: 9 South Anne Street (Plan D4). Die Pinte fungiert vornehmlich als Musiker- und Literatentreff, wobei man auf musikalische Untermalung verzichten muß. Dafür guter Whiskey vom Faß, was so selten vorkommt, dass das Lokal diesen Eintrag verdient. Kinder müssen leider draußen bleiben. Auch mal gut.