Siener Toskana
Im Süden der Siener Toskana
Zwischen Einöde und saftigen Ebenen
Setzt sich landschaftlich deutlich vom Chianti oder der Gegend um San Gimignano ab. Karge, hügeligere Landstriche ersetzen die sanftgeschwungenen Hügel und üppigen Ebenen. Statt dessen folgen auf kurze Strecken Grasland oft rauhe, ausgewaschene Mondlandschaften ohne jede Vegetation. Die Sommer sind sehr heiß, die Winter schon strenger. Die unfruchtbaren Böden erklären, weshalb man hier soviele Schafe sieht. Die sich durch die sogenannten Crete Senese ziehenden Wege bieten unterwegs ein abwechslungsreiches Panorama. Mitunter kommen wir sogar an einer Art Krater vorbei, den Calanchi, grauen Böschungen und tiefen Einschnitten, vom Regen aus den Lehmhügeln herausgespült.
Die Straße 438 bis Asciano und anschließend die 451 bis Badia di Monte Oliveto Maggiore ebenso wie die Gegend um Val d´Orca liefert solche Ansichten. Dennoch hinterläßt die Natur einen harmonischen Eindruck, finden wir doch hier die Kulissen der Malerei des 15. und 16. Jhs unverändert wieder: mit ihren anmutig angeordneten Pinien, Zypressen und Steineichen, welche die Landschaft unterteilen. Der Massentourismus hat den herben Reiz der Crete Senese zum Glück noch nicht entdeckt.
Asciano: für die Region typisches Dorf. Überreste alter Befestigungsanlagen sind noch zu erkennen. Die Kirche aus dem 11. Jh. weist eine sehenswerte Apsis, eine elegante Kuppel mit Laterne und einen romanischen Glockenturm aus Naturstein und Ziegeln auf. Im Inneren lockern die übereinandergesetzten Trichternischen die Kuppel harmonisch auf. Am Eingang zum Chor läßt der große Rundbogen noch Freskenspuren erahnen. Auf gut Glück nachfragen, ob das winzige Museum für sakrale Kunst offen ist, was meist nicht der Fall ist. Das Archäologische Museum zeigt einige Fundstücke aus der Etruskerzeit.
Chiusure: das aus roten Ziegeln erbaute Dorf klammert sich an einen Bergvorsprung und beherrscht die Abtei und die ganze Gegend.
Abtei Monte Oliveto Maggiore: rund 33 km von Siena und 2 km von Chiusure (Bus von Siena nach Chiusure). Zu Beginn des 14. Jhs gegründet, erwächst das Kloster inmitten eines Zypressenwalds aus den Flanken eines tief ausgefurchten Berghangs. Lohnender Blick auf die Straße nach Chiusure. Publikumsverkehr von 9-12.30h und 15-18.30h (winters bis 17.30h). Während der Messe ist die Abtei nicht zu besichtigen, was sonntags um 8, 11 und 17h der Fall ist, wochentags zwischen 7 und 7.45h. Den eindrucksvollen Turm mit Zugbrücke, durch den der Eingang führt, schmücken Terrakotten von Andrea della Robbia. Anschließend gelangt man zur romantischen Apsis und dem Glockenturm der Abtei. Der barocke Chor aus dem 18. Jh. im Inneren präsentiert sich mit einer Kuppel. Chorgestühl und Chorpult mit Einlegearbeiten vom Anfang des 16. Jhs stellen Städte, Landschaften und Tiere dar und versinnbildlichen so das göttliche Ideal. Die lebensechte Katze und die anmutige Landschaft mit Vögeln würdigen!
Eigentlicher Höhepunkt des Besuchs ist aber der ausgedehnte Kreuzgang mit seinen Fresken von Signorelli und Sodoma, die das Leben des heiligen Benedikt erzählen. 1497 stellte Signorelli rund zehn Bilder fertig, insbesondere die »Dienerin, die das Essen bringt« mit dem keck aufgeschürzten Rock und die »Dienerin, die zu trinken bringt« Sodomas Fresken entstanden zwischen 1505 und 1508. Sie quellen über von Einzelheiten und Gestalten und wirken folglich nicht so innig. Einige Gesichter erinnern frappant an Zeichnungen des Comicautors Enki Bilal, besonders das Fresko mit dem Männerchor in weißer Alba, der geradewegs dem (lesenswerten!) Album »Die Geschäfte der Unsterblichen« entsprungen zu sein scheint. Im Refektorium ein »Abendmahl« und in der stilvollen Sakristei blicken die Generationen der Äbte aus reichdekorierten Medaillons von der Wand.
Im Andenkenladen sind Abhandlungen über die Geschichte der Abtei oder Produkte aus klostereigener Fabrikation zu erstehen. Mittags ist am Eingang auch ein Imbiß erhältlich.
San Giovanni d´Asso: wartet mit einem bedeutenden Schloß mit gotischen Zwillingsfenstern auf. Auch die Kirche San Pietro aus dem 11. Jh. erachten wir als sehenswert.
Montisi liegt traumhaft auf einem Grat. Wir kraxeln in die alte Fußgängerzone hoch und erfreuen uns am prachtvollen Rundblick. Am Dorfeingang noch Spuren eines alten Schlosses aus dem 13. Jh., das im 18. Jh. in einen Stall umfunktioniert wurde.
Einkehren
La Romita: Via Umberto I 144. Am Dorfausgang von Montisi Richtung Trequanda. T. (0577) 82 41 86. Ganz nett und nicht von schlechten Eltern: die tadellosen Zimmer zu 150 Mark für zwei Personen sprachen uns durchaus an. Schwimmbad und Restaurant mit unverfälschter regionaler Küche, darunter so feine Sachen wie die Terrina di Coniglio, Papero al melaranao, Maccheroni di castagna, Farinata sestese (Polenta). Buchung empfohlen.
La Grancia: Via Umberto I 3. Am Dorfeingang von Montisi in Richtung Giovanni d´Asso. T. 82 41 59. Dienstag Ruhetag. Die alte Scheune aus dem 18. Jh. bietet jede Menge Platz. Die Wände bestehen aus Naturstein und Ziegeln. Zwei Rundbögen unterteilen den Raum. Die ansprechende lokale Küche bleibt erschwinglich, nur in der Nachsaison fällt die Speisekarte reichlich kurz aus. Agnello scottadito (Kotelett vom Milchlamm), Brajato al rosso, Ravioli al tartuffo, Tagliatelle di caccia versuchen.