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In Domnähe

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In der näheren Umgebung

Museo dell´Opera del Duomo und Ospedale Santa Maria della Scala

Museo dell´Opera del Duomo (Dombaumuseum): rechter Hand der Kathedrale; dort, wo ursprünglich das Kirchenschiff hätte hinkommen sollen. Täglich von 9-19.30h im Sommer und bis 13.30h außerhalb der Saison zugänglich. An diesem Must stolpern nur Kunstbanausen achtlos vorbei!

Den Originalstatuen im Erdgeschoß - einst stolzer Schmuck der Fassade - haben die Jahrhunderte übel mitgespielt. Erschaffen hat sie ein gewisser Giovanni Pisano, Sohn des berühmten Bildhauers Niccolò Pisano. Baß erstaunter »Platon«



Eine Treppe höher die »Maestà« ein Polyptychon Duccio´s, eines Zeitgenossen Giottos. Da fehlen uns ganz einfach die Worte, um jene Gefühle wiederzugeben, die sich beim Betrachter dieses Meisterwerks der Meisterwerke - übrigens in einem außerordentlich guten Erhaltungszustand - einstellen. Drei Jahre war Duccio mit der Auftragsarbeit für den Hauptaltar der Kathedrale beschäftigt, deren Übergabe mit großem Bahnhof und Musik 1311 erfolgte. Das festliche Ereignis schlug derart hohe Wogen, dass sogar alle Läden in Siena ausnahmsweise geschlossen blieben! Duccio war es gelungen, den erlesenen byzantinischen Stil mit lyrisch-gotischen Elementen perfekt zu verbinden. Man beachte nur die äußerst feingliedrige Wiedergabe der Gewänder Jesu. Ein klarer Bruch mit der zum Schematismus neigenden Strenge byzantinischen Stilempfindens. Der rückseitige Teil des Retabels, gegenüber der Maestà ausgestellt, erzählt in sechsundzwanzig Bildern den Leidensweg Christi nach. Wieder verschlägt es uns die Sprache angesichts der Detailfülle, der lebhaften Farben ...

Die »Geburt Christi« nebenan, ein Werk Pietro Lorenzetti;s, braucht sich in einer so prestigiösen Umgebung keineswegs zu verstecken. Lorenzetti beschränkte sich als erster auf nur eine Szene über alle Flügel des Polyptychons hinweg und eröffnete damit dem künstlerischen Ausdruck neue Wege.

Im nächsten Saal lohnen die hier ausgestellten Originalpläne der Kathedrale sowie jene für den Marmorplattenbelag; ferner Originalhandschriften der Künstler und Miniaturmalereien.



Das zweite Obergeschoß des Museums beherbergt religiöse Goldschmiedekunst und Gemälde aus dem frühen Mittelalter. Und nicht vergessen, gegen Nachmittag zum »Panorama« hinaufzukraxeln, ganz oben auf einen jener größenwahnsinnigen Bögen, die niemals fertiggestellt wurden. Wir stehen hier zwar nicht so hoch wie auf der Torre del Mangia, erhalten jedoch einen um so romantischeren und vollständigeren Überblick über Siena. Obendrein breitet sich die Piazza del Campo in ihrer ganzen Größe vor uns aus. Bei Sonnenuntergang und gutem Wetter einfach zauberhaft! Also unbedingt abends noch mal herkommen.

Ospedale Santa Maria della Scala: vis-à-vis des Duomo - die an- und abfahrenden Rettungswagen werden keinem entgangen sein. Aber damit ist es bald vorbei. Das älteste noch in Betrieb befindliche Krankenhaus der Welt stellt nach und nach den Betrieb ein, je weiter der Neubau voranschreitet. Es wurde zwar im 11. Jh. gegründet, das Gros der Gebäude stammt aber aus der Gotik. Da Siena genau auf der Achse Rom-Frankreich lag, beherbergte das Hospital auch Pilger, die nach Santiago de Compostela unterwegs waren. Daher heißt ein Saal noch »Pellegrinaio«.



Im 14. Jh. stand das Krankenhaus Modell für viele andere. Es führte so revolutionäre hygienische Neuerungen ein wie die Vorschrift, dass die Krankenpfleger sich die Hände waschen mußten, dass die Bettgestelle aus Eisen sein mußten, um den Bettwanzen keinen Unterschlupf zu gewähren, dass die Nahrung den Bedürfnissen der Kranken angepaßt wurde und in jedem Raum ein Aufseher vorhanden war usw. Dank großzügiger Spenden (bereits damals steuerabzugsfähig!) aus der Bürgerschaft und der Pestepidemien im 14. Jh gelangte das Hospital zu Reichtum. Allein das Pestjahr 1348 bracht der Anstalt Tausende von Erbschaften ein.



Im 17. Jh. wurde der von Domenico di Bartolo; mit Fresken geschmückte Pilgersaal in einen Krankensaal umgewandelt, mehrere Kapellen wurden Pflegezimmer. Von da an waren die Fresken das einzige, was nicht gepflegt wurde. Die Malerei litt erheblich. Seit 1985 werden keine Kranken mehr stationär aufgenommen (einer der letzten war der Schriftsteller Italo Calvino, der hier auch starb); vorgenommen werden nur noch ambulante Behandlungen. Wer sich unauffällig unter die Patienten mischt, kann die Fresken Pellegrinaio;s bewundern. Über der Tür einer ehemaligen Kapelle entdecken wir die »Begegnung Joachims mit Anna« von Beccafumi. Elf Fresken mit Szenen aus dem Krankenhausleben von historisch und künstlerisch einmaligem Wert schmücken den riesigen Pilgersaal (1439). Medizingeschichtlich von Bedeutung ist etwa der Besuch der Doktoren, die den Fall des Manns mit der tiefen Wunde im Bein untersuchen und untereinander beraten.