Kulturelles
Meisterwerke, Kathedralen und Plätze
Sehenswürdigkeiten
Piazza del Campo: nichtsahnend läßt man sich durch ein Gäßchen treiben und plötzlich öffnet sich ein schmaler Durchblick auf die Piazza del Campo, welche zu kentern droht. Mit ihrer Muschelform ist sie einzigartig. Dieser Platz markiert wirklich das Herz der Stadt, den Knotenpunkt ihrer Geschichte und des Alltags. Als Ort wichtiger Versammlungen und Festlichkeiten ' hier spielt sich auch der Palio ab ' und mit seiner sanften Schwingung zum Palazzo Pubblico hin ist dies mit Sicherheit eine der originellsten Piazze Italiens. Auf dem Pflaster stehen neun helle Bänder symbolisch für die neun Adelsgeschlechter, welche in der Stadt regierten. Weiter oben die 1348 errichtete Fonte Gaia. Was man heutzutage zu sehen bekommt, ist allerdings eine Kopie des 19. Jhs.
Abends, zu später Stunde, wenn die Touristen in der Falle verschwinden - was sollen sie auch viel anstellen? - läßt es sich wunderbar ziellos die Gassen durchstreifen. Zum Abschluß dann ein letztes Glas auf der Piazza del Campo: ein erhebender Augenblick.
Palazzo Pubblico: mit seiner leicht konkaven Gestalt ist dieser Palast wohl das eleganteste und harmonischste gotische Bauwerk der Toskana überhaupt, entstanden gegen Ende des 13. Jhs. Zu besichtigen vom 1. April bis zum 31. Oktober in der Zeit von 9.30-18.30h außerhalb der Reisesaison nur von 9.30-13.30h. Studenten erhalten Ermäßigung. Vorgelagert eine Renaissance-Loggia, 1352 in Folge eines Pestgelübdes errichtet, und darüber der ebenso erstaunliche wie kühne Torre del Mangia mit fast einhundert Metern Höhe. Einst Sitz der Regierungen Sienas, arbeitet heute die Stadtverwaltung in dem mit prächtigen Freskenzyklen ausgeschmückten Palazzo. Die Höhepunkte jeder Besichtigung auf einen Blick:
Vorzimmer des Konsistoriums: das erste große Zimmer hinter der Treppe wartet mit mehrfarbigen Statuen und antiken Truhen auf. Im Vestibül, das zur Kapelle führt, steht eine 1429 gegossene Wölfin.
Sala del Consistoro: die Deckengemälde schuf Domenico Beccafumi (1529). Das Medaillon in der Mitte stellt die »Gerechtigkeit« (Justitia) im Verein mit der »Solidarität« und der »Vaterlandsliebe« dar. eba93Zumindest die beiden letzteren Schlagworte, die unserem Kanzler gefallen könnten.
Kapelle: Fresken von Taddeo di Bartolo künden von Leben und Tod der Jungfrau Maria. Auf dem Altar prangt eine »Madonna mit dem heiligen Leonhard« von Sodoma. Im Chorgestühl die edlen Einlegearbeiten aus dem 15. Jh. würdigen.
Weltkartensaal: »Maest'« von Simone Martini, unter deren Augen sich der Rat der Republik versammelte (die Restaurierung dürfte inzwischen abgeschlossen sein). Im Vergleich zu den vier Jahre älteren Fresken Duccio's ermißt man, wie sich der Übergang von der byzantinisch beeinflußten Malweise mit ihrer strengen Schematik zu einer realistischeren Kunst vollzieht, was sich in den sanften Gesichtszügen der Muttergottes, den harmonischen Linien, den hellen Farben und den prunkvollen Gewändern niederschlägt. An der gegenüberliegenden Wand verewigte Guido Ricci da Fogliano 1328 »Die Belagerung von Schloß Montemassi in den Maremmen« ebaDie Maremmen, eine ungesunde Sumpfgegend an der Westküste der Toskana, wurden von 1828 ab trockengelegt. Aber das nur am Rande. »An der Seitenwand merkwürdige Schlachtszenen in Tonmalerei.
Friedenssaal: das großartige Fresko »Von den Auswirkungen einer guten Regierung« uns heute nur schwer vorstellbar ' von Ambrogio Lorenzetti stellt eine leicht idealisierte Vision dar, entfernt sich aber gar nicht so weit von der historischen Wahrheit: dank seiner Macht und seines Wohlstands herrschte in Siena ein harmonisches Miteinander in der Gesellschaft. Die Wandmalereien sind ein Zeugnis des 14. Jhs, als Zünfte und Handwerk florierten ' man erkennt sogar zwei auf der Straße tanzende Mädchen. Das ländliche Umland befindet sich in einer vollkommenen Harmonie zur Stadt, wie auch heute noch, da sich in Siena kaum etwas geändert hat!
An der Seitenwand thront der König, überragt von den Symbolen des Glaubens, der Hoffnung und der Nächstenliebe. Ein Greis versinnbildlicht die Weisheit, links darf die Gerechtigkeit nicht fehlen. Die Szene erinnert auffällig an die Schalen einer Waage. Das totale Gegenteil zeigt uns das Fresko »Auswirkungen der schlechten Herrschaft« zerstörte Städte, verwilderte Felder und jede Menge unheilvoller Symbole wie Grausamkeit, Lüge, Betrug, Zwietracht und Treulosigkeit, zu deren Füßen die gefesselte Gerechtigkeit schmachtet.
Pilastersaal: letzter Saal in Verlängerung des Friedenssaals. Bemalte Hochzeitstruhen und ein besonders detailgetreuer »Kindermord von Bethlehem« von Matteo di Giovanni (1482), der jede Menge ausgefallene Gestalten in seinem Bild vereinigt, darunter Kinder, die sich über das Gemetzel zu amüsieren scheinen. Ferner eine schöne »Madonna« von Guido da Siena, ein Triptychon, eine »Kreuzigung« aus dem 13. Jh. und verschiedene frühe Meister.
Sala de Balia: dekorative Fresken, darunter die »Seeschlacht zwischen Kaiserlichen und Venezianern« An der Decke symbolisieren sechzehn grazile Persönlichkeiten alle Tugenden ' wir wußten ja gar nicht, dass das soviele sind ... Die Wände schließlich schmücken Szenen aus dem Leben von Papst Alexander III., der sich u.a. gegen Kaiser Barbarossa» durchzusetzen wußte und ein Kind der Stadt ist.
Sala del Risorgimento: Dekoration aus dem späten 19. Jh., die Szenen aus dem Leben von König Vittorio Emanuele II. darstellt, darunter die »Schlachten von San Martino und Palestro« das römische Plebiszit. Unter den Skulpturen Giovanni Duprés das entzückende »Schlafende Mädchen«
Sala della Quadreria: religiöse Goldschmiedearbeiten, Kelche, Reliquienschreine und fromme Gemälde. Die Schinken in den übrigen Räumen können wir uns ruhig sparen.
Jetzt haben wir uns das Panorama über die Stadt im zweiten Stock redlich verdient. Von hier oben entdeckt man doch tatsächlich ein grünendes Tal mitten in Siena! Kaum zu glauben, aber hier erweist sich die sensible und intelligente Fähigkeit der altvorderen Italiener, Städtebau zu betreiben, ohne den vorgegebenen Rahmen, den Modus vivendi zu zerstören. Während Saubermann & Co. allenthalben bei uns dem letzten noch nicht in Betonstein gefaßten Quadratmeter hinterherspürt und selbigen zu »Straßenbegleitgrün« degratiert.
Torre del Mangia: Aufstieg von 10-19h. Ein wenig schwindlig wird´s einem bei der Kletterei schon, aber oben entschädigt der Blick über die Dächer von Siena für die kleine Anstrengung! Die sieben Tonne schwere Glocke wurde im 17. Jh. in den Glockenturm aus Backstein gehievt. Sie trägt den Namen des ersten Glöckners. Sich noch ein wenig Puste für den »Turm des Dommuseums aufsparen.