Reste der Szene,
trotzdem sehenswert
San Francisco: Denkmäler der Gay-Bewegung
Castro Street: der Abschnitt Market St. bis 20th St. gilt als Kristallisationspunkt der Gay-Gemeinde. Von etlichen Hausbalkonen flattert denn auch ihre Regenbogenfahne. Obwohl die Homosexuellenszene gerade einen dramatischen Augenblick ihrer Geschichte durchmacht, vermochte sie sich etwas vom Glanz und von der Betriebsamkeit vergangener Tage zu bewahren. Man schaue sich ein wenig in den Läden um, wo es die tollsten Klamotten zu erstehen gibt sofern das nötige Kleingeld in der Tasche klimpert ... Allen Herren wärmstens zu empfehlen, die sich in Kleiderdingen immer schon beklagten, dass die farbenfrohsten Stücke Frauen vorbehalten sind.
Bei Hausnummer 249, Castro St., ein Kino mit origineller Architektur: Fassade und Interieur sind einer spanischen Missionsstation nachempfunden.
Mission Dolores: Dolores, Ecke 16th St.; Zutritt von 9-16h. Üppige Barockkirche im spanischen Kolonialstil, erbaut 1775. Das Erdbeben von 1906 konnte dem ältesten Gebäude in SF nichts anhaben.
Architektonischer Rundgang in Noe Valley: südlich von Castro, gegliedert von der 24th St. und Church St., erstreckt sich Noe Valley, eine Abfolge von Hügeln mit alten Holzhäusern, Pavillons und kleinen, traditionsbewußten Läden. Hier leben, bunt gemischt, Gays, alteingesessene Arbeiterfamilien, Rentner usw., die große Stücke auf die Ruhe und Lebensqualität ihres Viertel halten.
In der Liberty St., zwischen Noe und Castro St. (Nr. 539-575), eine malerische Ansammlung von Gebäuden mit hohen Treppenaufgängen und Veranden. Sehenswert in dieser Hinsicht auch die Häuser mit den Nummern 713-733 auf der Castro St.
Auf keinen Fall darauf verzichten, sich die kurvenreiche Straße zu den Twin Peaks hinaufzuschlängeln, die wahrscheinlich den herrlichsten Blick auf das gesamte Stadtpanorama bieten. Westlich der Castro St., zwischen Portola und Clarendon gelegen.
Names Project AIDS Memorial Quilt: 2362 Market Street. Die 1987 gestartete Initiative möchte auf die schwierige Lage der Aidskranken aufmerksam machen. Von Freunden oder Angehörigen der Opfer erbittet sie ein Stück Stoff mit dem Namen des Verstorbenen (1,80 m auf 0,90 m), das Bestandteil des inzwischen riesigen Quilts wird. Zunächst waren es nur ein paar Dutzend Stoffteile, dann mehrere hundert, schließlich tausende. Aufgefaltet wurde die beeindruckende Patchworkbahn im Oktober 1987 auf der Capitol Mall in Washington, wo sie bereits ein Fläche von zwei Footballplätzen einnahm (1920 Einzelteile).
Später wurde sie auch noch in anderen Städten des Landes gezeigt, dank pausenloser Stoffspenden stetig wachsend. Ergebnis der unermüdlichen Öffentlichkeitsarbeit: heute besteht die Stoffbahn bereits aus über 15.000 Einzelteilen! Wenn sie jetzt irgendwo ganz abgerollt wird, entspricht der psychologische Schock der Schwere dieser heimtückischen Krankheit. Nebenbei dienen solche kulturellen Aktionen auch dazu, Mittel für die medizinische Aidsforschung und für die Krankenhilfe locker zu machen. Inzwischen wiegt der Quilt über 16t; alle Stücke aneinandergelegt, ergäben eine Strecke von 50 km. Über zwei Millionen Menschen haben dieses Mahnmal bereits auf sich wirken lassen. Auskünfte unter T. (415) 863-55 11 und 863-19 66, Fax 863-07 08.
Cruisin the Castro: 375 Lexington St., T. 550-81 10. Interessanter, dreieinhalbstündiger Rundgang durch das Castro-Viertel, veranstaltet von Trevor Hailey, der seit 1972 selbst dort wohnt. Teilnahme nur nach Anmeldung. Die Kleingruppen zählen höchstens sechs bis zwölf Personen. Normalerweise geht´s um 10h auf der Harvey Milk Plaza los (unweit der MUNI-Station Castro St.).
Weitere »Gay«-Zonen und Discos
Das einzige Viertel, das sich von der Krise kaum hat beeindrucken lassen, ist zwischen Castro und Market St. zu finden. Wo vor Jahren die Brennpunkte der Homosexuellenszene ganze Besucherscharen anlockten, hat sich Verfall breitgemacht, z.B. in der Polk St. Ein Abglanz aus besseren Zeiten noch zwischen Geary und Sacramento, aber wie uns ein Bekannter aus der Szene in Haight Asbury anvertraute hier treiben sich nurmehr Drag queens und Husterls herum. The Girafe (zwischen Sutter und Post St.) ist eine der wenigen Videobars, die die Flinte noch nicht ins Korn geworfen haben. Was das Folsom-Viertel betrifft, so halten sich in South of Market (SOMA), einst das Mekka der Leather bars, nurmehr einige »Gay-Nester« wie die Stud Bar oder das Eagels (Anschriften s. folgendes Kap.).
Tip: Mitbringsel für Liebhaber klassischer Chormusik: CDs vom San Francisco Gay Men´s Chorus . Auch unter den Chormitgliedern grassiert AIDS; immer wieder sind Todesfälle zu beklagen.