Trockenheit
El forno caliente - Kalifornien
Der heiße Ofen heißt den Kaliforniern ein
Wagenwaschen, Rasensprengen und vierzig Grad im Schatten
Kalifornien könnte die Amerikaner in punkto Klimawandel Mores lehren, aber so richtig wollen sie nichts davon wissen. Niemand redet davon, denn das könnte die Immobilienpreise in vielen Gebieten ruinieren.
Viele Häuser sind nicht an ein kommunales Leitungsnetz angeschlossen, sondern beziehen ihr Wasser aus Brunnen, die vermehrt trockenfallen.
Wer tiefergelegene Wasserschichten erreichten will, muss für teures Geld bohren lassen, aber Termine sind wegen der brenzligen Situation kaum erhältlich.
Wartezeiten bis zu anderthalb Jahren.
Besonders betroffen ist Kalifornien, aber der ganze Südwesten leidet unter der schwersten Dürre seit hundert Jahren, die nun schon drei Jahre anhält. Neben der Wasserknappheit sind immer mehr Flächenbrände zu verzeichnen, bereits 4800 dieses Jahr und damit tausend mehr als "normal".
Landwirtschaft
Das Schlimmste aber ist Wassermangel. Es fehlt eine Menge, die ausreichen würde, um das Land bis zu den Rocky Mountains zehn Zentimeter hoch überschwemmen. Die Pegel der drei größten Wasserreservoirs zeigen nur noch ein kümmerliches Drittel des normalen Füllstandes an. Manche Flüsse sind völlig ausgetrocknet, so z.B. der Tule River im Kalifornischen Längstal, dessen Stausee, der Lake Success auf halber Strecke zwischen Bakersfield und Fresno, nur noch zu ein Zehntel gefüllt ist. Drumherum bilden sich halluzinatorische, vegetationslose Mondlandschaften.
Tulare ist der ertragreichste Agrarbezirk der Vereinigten Staaten u.a. auch mit der weltgrößten Landwirtschaftsausstellung. Viele Farmer bangen um ihre bewässerungsintensiven Zitrus- und Walnussplantagen, womit 14 000 Jobs gefährdet wären.
Die Vereinigung der Zitrusfruchtanbauer schätzt, das ein Viertel der Betriebe im County Tulare, dem ertragreichsten ländlichen Bezirk in den ganzen vereinigen Staaten dieses Jahr pleite sein wird. Selbst Obstpflanzungen sind bereits aufgegeben. Durch die Trockenheit geraten das ganze Wirtschafts- und Sozialgefüge durcheinander, denn die Finanzierung der Gemeinden erfolgt größtenteils über landwirtschaftliche Grundsteuern in Abhängigkeit vom Ertrag.
Immobilien
Landwirtschaftliche Flächen und Immobilien ohne Wasserzugang werden wie saures Bier feilgeboten.
Selbst Brunnenvertiefungen versprechen keine wirkliche Abhilfe, denn durch ein Anzapfen tiefer gelegener Grundwasservorkommen senkt sich nicht nur der Grundwasserspiegel sondern gleich der ganze Boden, wie im Central Valley gut zu beobachten ist. Und das, obwohl sich das ganze Gebiet wegen der Pazifischen Platte weiter unter die amerikanische schiebt und den ganzen Westen anhebt.
Folge: Ähnlich wie aus Bergbaugebieten bei uns bekannt senken und brechen Gasleitungen und Kanäle, Wasserläufe ändern ihre Richtung. Niemand will mehr in aufwendige Infrastrukturverbesserungen wie Eisenbahnlinien oder Straßen investieren, wenn unklar ist, was passieren wird. Selbst ein Dauerregen über die ganze Regenperiode im Winter könnte dem Mangel nicht abhelfen. So müssen manche Gemeinden per Tankwagen versorgt werden.
Wie lange wird das gutgehen?