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Jugendgefängnis

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Jugendliche im US-Gefängnis

Lebenslänglich für Minderjährige

Größere Autos, Popcornbecher, Straßen und Landschaften - Amerika scheint das Land der Extreme. Zu ihnen zählen freilich auch weniger schöne Dinge des Lebens wie Gewalt, Angst vor der Gewalt und vor allem härtere Gesetze, um Herr der Lage zu werden. Die amerikanische Strafjustiz ist die härteste überhaupt. Zum Vergleich: Obwohl die Bürger der USA nur fünf Prozent der weltweiten Bevölkerung ausmachen, sitzen in ihren Gefängnissen 2,3 Millionen Menschen, ein Viertel der weltweit Inhaftierten. Von 100 000 Einwohnern sind in den USA 751 Häftlinge, in Japan hingegen nur 63.

Laut einer Untersuchung wächst die Zahl der "lebenslänglich" Verurteilten, darunter auch einige Jugendliche. Bei vielen von ihnen trägt das Urteil den Zusatz, dass sie nicht wegen guter Führung vorzeitig auf Bewährung entlassen werden können. Dieses Urteil besagt, dass die Verurteilten de facto im Gefängnis sterben werden. Als die UN vor einigen Jahren einen Beschluss fasste, eine solche Verurteilung Minderjähriger abzuschaffen, zeigten sich 176 Staaten einverstanden, die USA jedoch nicht.

Wir sprechen hier von Kindern und Jugendlichen, die keine rechtskräftigen Geschäfte abschließen dürfen, denen noch verboten ist, Auto zu fahren und Alkohol zu trinken. Das Gesetz sieht sie in zahlreichen Fällen als noch nicht entscheidungs- und zurechnungsfähig an, doch sind sie offenbar reif genug, um die Folgen dummer Taten zu tragen, die vielleicht eher aus Zufall als aus Böswilligkeit verübt wurden.


Mag sein, dass harte Strafen andere Minderjährige vor Verbrechen abhalten sollen. Doch eine Verdammung ohne Chance auf Besserung beraubt nicht nur tausende Amerikaner ihres Lebens. Sie stiehlt auch dem Land tausende Menschen, die sich ob ihrer Begabungen, ihres Charakters, ihrer Ideen und nicht letztlich ihrer Erfahrungen nützlich in die Gesellschaft einbringen könnten. Einige der Gefangenen haben aus dem Erlebten gelernt, bereuen ihre Taten, sind im Gefängnis gereift. Sie dennoch ein Leben lang gefangen zu halten, scheint ein größeres Verbrechen an der Menschheit zu sein als das, was mancher Jugendliche begangen hat.


Hintergründe scheinen bei der Verurteilung keine Rolle zu spielen. Nur um einige Beispiele zu nennen: Eine Sechzehnjährige tötete ihren Zuhälter, der sie missbraucht hatte seit sie elf Jahre alt war. Ein 16-jähriger Schwarzer fuhr in angetrunkenem Zustand einen weißen Jugendlichen zu Tode, woraus die Staatsanwaltschaft einen Mord machte.

Leben hinter Gittern ohne Chance auf Entlassung

Der Gefängnisaufenthalt ist hart für die inhaftierten Jugendlichen bzw. Erwachsenen. Oft verhalten sie sich die erste Zeit nur aggressiv und beschimpfen die Aufseherinnen. Auf Grund dessen werden sie oft für mehrere Stunden in Einzelhaft gesteckt. Die meisten Jugendlichen wissen nicht weiter und fangen nach und nach an, sich selbst zu verletzten. Kein Wunder, wenn man als Kind oder Jugendlicher vorgeschrieben bekommt, wie man seine Socken zu tragen hat, wenn man in aller Herrgottsfrühe geweckt und den Tag über unzählige Male abgezählt wird. Nie wieder haben die Gefangenen mehr als zwanzig Minuten Zeit zum Mittagessen. Das schlägt den meisten auf die Psyche.

Viele der Inhaftierten suchen ihre Hilfe im Glauben, so z.B. in der Gefängnisgemeinde. Wer bei der Organisation von Gottesdiensten und Bibelstunden hilft, bekommt als Belohnung eine Doppelzelle. Dies ist schon ein gewisser Luxus, denn gewöhnlich schlafen die Insassen zusammen mit 100 – 150 anderen in einem Raum, in dem das Licht nie ganz ausgemacht wird und es allgemein unruhig zugeht.

Sehr viele Gefangene vermissen ihre Familien. Die meisten wohnen zu weit weg oder können sich die unzähligen Fahrten zu dem Gefängnis nicht leisten.


Wer als Jugendlicher lebenslänglich gefangen wird, kann sich in seiner Persönlichkeit nicht entfalten. Er muss alles unterdrücken, kann niemanden umarmen, geschweige denn küssen, außer die ab und an kommenden Besucher. Er hat Ideen, Vorstellungen, Wünsche, Träume, Sehnsüchte, Hoffnungen, die nie erfüllt und verwirklicht werden, ein Leben, das sinnlos erscheint.

Welchen Sinn hat es, Menschen lebenslänglich hinter Gittern zu lassen, nur weil sie in einer Jugend einen Fehler begangen haben? In einer Zeit, in der man ohnehin über die Stränge schlägt, in der man vor dem Gesetz nicht reif genug ist, wichtige Entscheidungen zu treffen. In der man leicht in ein falsches Umfeld gerät, sich mit seinen Eltern streitet, unter Erziehungsfehlern leidet. In der viele Familien zerbrechen, Eltern sich trennen, die Hormone sowieso Achterbahn spielen. Wer nicht versteht, dass Menschen in dieser Zeit Fehler begehen können, hat sie nie erlebt.