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Jazz

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Dixieland-Jazz

New Orleans‘ Spezialität

Ein Produkt der Freudenhäuser

Warum heißt nun aber der Jazz aus New Orleans »Dixieland«? Auch hier stellen wir unsere Belesenheit unter Beweis: weil zu Beginn des Jahrhunderts viele Bewohner der Stadt nur Französisch sprachen, wurden Geldscheine auf der einen Seite auf französisch und auf der anderen Seite auf englisch bedruckt. Auf der 10-Dollar-Note stand nun einmal »Ten« und einmal »Dix« (französisch für »zehn«), was die Amerikaner »Dixie« aussprachen, woraufhin New Orleans folgerichtig als »Dixieland« tituliert wurde.

Der Jazz entstand in den Freudenhäusern von Storyville; aus dem ganz einfachen Grunde, dass von Straßenmusik niemand leben konnte und in den Kirchen natürlich für Gotteslohn, d.h. unentgeltlich, gespielt wurde, die Bordelle dagegen Jazzbands zu engagieren und auch zu bezahlen pflegten. Man denke nur an den Film »Pretty Baby« von Louis Malle. Das einzige Bordell, das nicht den Baggern der Abrißunternehmen zum Opfer fiel, befindet sich 1208 Bienville Street und ist natürlich nicht mehr in Betrieb.

Einige wenige Schritte vom Bahnhof, der seit 1954 nicht mehr existiert, stand einst ein sehr berühmtes Lokal: das Anderson´s Annex mit einem Jazzsaal im Erdgeschoß und einem Puff im Obergeschoß. Dort spielte Louis Armstrong jeden Abend für ein paar lumpige Dollar, bis ihn ein Konzertagent aus Chicago entdeckte.

Zu Anfang des Jahrhunderts war der Hornist Buddy Bolden der angesehenste Musiker der Innenstadt, der »Downtown«, wo der Jazz seine ersten Triumphe feierte. Seine Bewunderer erkoren Bolden zum König des Jazz. Diesen Titel übernahm dann Joe Oliver, der ihn seinerseits um 1925 an Louis Armstrong abtreten mußte.

Aber zu dieser Zeit war der Jazz schon von New Orleans über Chicago nach New York gelangt. 1917 wurde Storyville aufgrund eines Beschlusses der Admiralität geschlossen.

In den dreißiger Jahren wird die Liste der Stars, der Jazzliebhaber und der Meisterwerke immer länger. Billy Holliday und Ella Fitzgerald als Spitzensängerinnen triumphieren; ihnen gegenüber stehen Count Basie, Chick Webb, Lester Young, Thomas »Fats« Waller und natürlich, die Tradition des weißen Jazz hochhaltend, der »Swing« Benny Goodmans. Die Verschmelzung all dieser Rhythmen, unter dem Namen »boogie-woogie« bekannt, machte in der ganzen Welt Furore, und das obgleich diese damals vom Krieg zerrissen war.

Gegen 1940 war die Öffentlichkeit Feuer und Flamme für alles, was mit der Vorgeschichte des Jazz zu tun hatte. Infolge dieser Rückkehr zu den Wurzeln rückte auch New Orleans als Geburtsstadt dieser Musikrichtung wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Und von neuem befand man sich an den Ufern des »Old Father«, des träge dahinfließenden Mississippi, in einem Zustand der Glückseligkeit. Seither lebt New Orleans im Rhythmus des Jazz.

Jazz ist eine Musik des Augenblicks und daher in gewisser Weise verfälscht, wenn er nicht unmittelbar aufgezeichnet wird. Die gelungenste CD-Aufnahme kann den Live-Auftritt nicht ersetzen, denn es fehlt gezwungenermaßen die Spannung, der Kontakt zu den Spielern und die ganze Atmosphäre. Alles das macht einen Besuch von New Orleans mit seinen Jazzkneipen einfach unerläßlich.