Andere Viertel
GLORIA, CATETE und FLAMENGO
Weitere Kontraste
Museen und Kirchen
Nochmals eine eigenartige Mischung aus Straßen und alten Gemäuern, an denen die Renovierungen besonders mißlungen sind, wie etwa am zubetonierten Largo de Machado. Dennoch erwarten uns eine Vielzahl von Winkeln, die zu Fuß zu erkunden sind.
Igreja N.S. da Glória do Outeiro: Praça da Glória, auf einem Hügelchen hinter dem Strand von Flamengo, im Viertel Glória. Zugang durch die reizvolle Sakristei, hinter der Kirche auf der linken Seite, nach Ersteigen der Treppe: die Außenwände der Kirche und der Sakristei zieren Azulejos. Das Innendekor dagegen ist ungemein nüchtern, typisch für die Kolonialzeit. Hübsche Aussicht auf die Bucht. Von 8 bis 17 Uhr Einlaß, sonntags nur bis 12 Uhr. Tel. 225-28-69.
Palácio do Catete: Rua Catete 173; Tel. 225-43-02. Dienstags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr. Bei diesem Palast handelt es sich um den früheren Sitz der brasilianischen Bundesregierung. Im Jahre 1867 errichtet, birgt er heute das Museu da República. Vielversprechend für diejenigen, die sich über die Geschichte der Republik schlaumachen möchten: Möbel, Kunstgegenstände, Portraits, Dokumente usw. Auch jenes Zimmer, in dem sich Präsident Getúlio Vargas (genau: der, nach dem die Prachtstraße weiter oben benannt ist) 1954 das Leben nahm, ist dort zu finden. Vor Ort noch ein kleines Folkloremuseum.
BOTAFOGO
Abgesehen von den Restaurants geizt dieses Viertel mit wirklich lohnenden Zielen.
Casa Rui Barbosa: Rua Sao Clemente 134; Tel. 286-12-97. Dienstags bis freitags von 10 bis 16.30 Uhr (Zeitpunkt der letzten Führung) geöffnet; samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr (letzte Führung). Stattlicher Wohnsitz aus dem 19. Jahrhundert, in dessen Mauern ein bekannter Jesuit, eben Rui Barbosa, einst logierte, der zu seiner Zeit als wichtige politische Persönlichkeit galt: er war der erste Finanzminister der Republik und feierte die Abschaffung der Sklaverei (Abolicionismo) mit pathetischen Worten.
Museo do Indio: Rua das Palmeiras 55; Tel. 286-20-96. Dienstags bis freitags in der Zeit von 10 bis 18 Uhr; außerdem samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr. Dem Leben der Indianer im Amazonasgebiet, in Pará und Maranhao gewidmete Sammlungen: Musikinstrumente, Federschmuck, Körbe, Masken, Tonwaren, Waffen, Fotografien usw. Mit Fachbibliothek für Bücher und Zeitschriften rund um das Indianerthema. Alles deutet darauf hin, dass man die Kultur der brasilianischen Ureinwohner bald nur noch im Museum wird bestaunen können: dafür sorgen Garimpeiros, Straßenbauer, Großkonzerne, weiße Siedler und nicht zuletzt die staatliche Indianerbehörde sowie die Missionare ... Wer sich über deren segensreiche Tätigkeit schlau zu machen wünscht, greife zu Norman Lewis´ »Die Missionare«.
»Missionare«, Indianerbehörde, Abenteuer, Goldsucher und Siedler besiegeln das Schicksal der Eingeborenen. Im Jahre 1994 z.B. siedelte man die letzen 25 Überlebenden des Stammes der Ofaies-Xavantes wegen eines Staudammbaus um. Das Stromversorgungsunternehmen stellte in der Nähe Brasilandias Land für dreizehn Familien zur Verfügung, wobei es sich wohl um Ackerland, aber kein den Indios angemessenes Reservat handeln dürfte. Die Indianerstiftung habe staatliche Hilfe geleistet, welche die Indios in die Lage versetze, ihre Sprache und kulturelle Identität zu bewahren, hieß es weiter. Bei seiner Entdeckung hatte der Stamm zweitausend Köpfe gezählt, 1970 erklärte man ihn für ausgestorben, sechs Jahre später entdeckte man dann die kleine Gruppe der letzten Überlebenden.
Exemplarisch für Theologen, die sich wirklich für die Anliegen der Indianer einsetzen, ist der Fall des international bekannten Bischofs der mexikanischen Diözese San Cristobal de las Casas, Samuel Ruiz Garcia, der trotz weltweiter Solidarität wegen »Irrtümern« in der Lehre, in der Seelsorge und in der Leitung der Diözese von Abberufung bedroht ist. Ferner der Fall des brasilianischen Befreiungstheologen L. Boff, der um seine Abberufung bat, da der Vatikan ihn mehrmals gerüffelt und bestraft hatte. Rom hatte 1992 ein Dispensverfahren eingeleitet, doch weigerte sich L. Boff, die ihm vorgelegten Fragen zu beantworten, da es sich um ein entwürdigendes Verfahren handle und die Kirche jeden Ausscheidenden als »Schwächling und Verräter« hinzustellen versuche. Bereits 1972 wurde er wegen seines Buches »Jesus Christus, der Befreier« gerügt. Nach einer Veröffentlichung 1981 zwang ihn die Inquisition, heute »Glaubenskongregation« genannt, zur Einstellung seiner Lehrtätigkeit und erlegte ihm später eine elfmonatige Buß- und Schweigepflicht auf. Seine Schriften wurden schließlich einer Vorzensur unterstellt.