Friedrich II.
Friedrich II. und seine Nachfolger
Muslimische Leibwächter
Goldenes Zeitalter
Als Markwart 1207 der Teufel holt endlich! beschreiben Zeitgenossen den zwölf-, dreizehnjährigen Jungen als sportlich, aber wohl aufgrund vulgären Umgangs als etwas ungehobelt. Hingegen sei er »an Wissen bereits ein Mann und an Majestät ein Herrscher«. Diese Bildung und Qualitäten gehen wahrscheinlich auf einen muslimischen Gelehrten zurück, der ihn unterrichtete. Diverse naturwissenschaftliche Disziplinen, Logik, Empirik, Philosophie sowie allerlei Sprachen waren ihm vertraut.
Es geschah, dass sich die deutschen Fürsten des »kint von pülle«, des »puer Apuliae« entsannen und ihm die deutsche Kaiserkrone antrugen. So zog der Siebzehnjährige 1212 nach Norden, empfing 1215 die Kaiserkrone in Aachen und verweilte insgesamt acht Jahre im Land seines Vaters.
Papst Honoratius III. salbte ihn 1220 nach seiner Rückkehr in Rom zum Kaiser. Da auch Apulien und Kalabrien Teil seines Reiches waren, erhob er Foggia zu seiner Hauptresidenz.
Dort siedelte er im Jahre 1233 auch rund 20.000 sarazenische Sizilianer an manche Quellen sprechen von 60.000 die sich, durch seine lange Abwesenheit ermutigt, zu einem Aufstand hatten hinreißen lassen.
Sie errichteten Stadt und Kastell Lucera und waren fortan treueste Anhänger Friedrichs, zudem ausgezeichnete Waffenschmiede und Handwerker für seine Residenz. Sie unterstanden einem Sultan, entwickelten die Region zu wirtschaftlicher Blüte und erhielten alle religiösen und kulturellen Freiheiten, um die sie auf Sizilien vergeblich gekämpft hatten. Sie stellten sogar Friedrichs Leibwache und behüteten im Palatium den Staatsschatz.
Reste des Palatiums sind noch in der Mauer von Lucera zu sehen. Das Palatium galt als der sicherte Platz des Reiches. Im Streit mit dem Papst, dem die Nachfolger Friedrichs schließlich unterlagen, spielte Lucera propagandistisch eine wichtige Rolle. Dass hier, mitten im christlichen Abendland, eine Heidenkolonie entstehen konnte und ein (im Palatium vermuteter) kaiserlicher Harem, bewiesen der päpstlichen Greuelpropaganda, dass Friedrich Werkzeug des Teufels sei.
Die Sarazenen verteidigten auch noch seine Nachfolger Manfred und Konradin, wurden aber später von den Franzosen, die der Papst gegen die Staufer ins Land gerufen und belehnt hatte, massakriert, bis diesen bei der Sizilianischen Vesper ihrerseits der Hals umgedreht wurde. Frankreich gab zunächst auf, war aber durch die Hintertür, über die spanischen Bourbonen nämlich, die ja aus Frankreich stammen, mit Unterbrechungen bis 1861 in Italien präsent.
Sein Reich verwaltete Friedrich als autokratischen Ordnungsstaat, quasi wie ein Vorläufer der späteren absolutistischen Staaten. Berühmt ist sein Gesetzbuch »Liber Augustalis«, das Rechtssicherheit und Gleichheit aller vor dem Gesetz zusicherte.
Am 13. Dezember 1250 erkrankte er auf einem Jagdausflug in Castel Fiorentino bei Lucera. Ironie der Geschichte: Astrologen hatten ihn vor Blumen, auf Italienisch »fiori«, gewarnt. In Palermo fand er seine letzte Ruhestätte neben seinem Großvater König Roger II., neben seinem Vater, dem Staufer Heinrich VI. sowie neben seiner Mutter, der ersten Gemahlin Heinrichs, Konstanze von Aragon. Friedrich II. von Hohenstaufen (1197-1250), Enkel des berühmten Rogers II., ging so als größtes sizilianisches Oberhaupt aller Zeiten in die Geschichte ein.