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Die Staufer

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Von Roger II. bis Friedrich II.

Bösewichter und sonstige Übel

Schwaben auf dem Vormarsch

Roger II. folgen Wilhelm I. »der Schlechte« und Wilhelm II. »der Gute« auf dem Thron. Dessen einzige Erbin, seine einundreißigjährige Tante Konstanze, Tochter König Rogers II., gab er dem mißratenen Sohn des Staufers Friedrich Barbarossa 1178 in San Ambrogio in Mailand zur Frau. Heinrich, der als Heinrich VI. im Jahre 1191 anstelle seines auf einem Kreuzzug ertrunkenen Vaters zum Kaiser gekrönt wurde, war um elf Jahre jünger als Konstanze. Mit Wilhelms Tod fiel das Königreich 1189 an die Staufer.

Während Wilhelm durch die Ehestiftung zur Aussöhnung zwischen Kaiser und Papst beizutragen beabsichtigte, waren bei den Staufern handfeste Gebietsinteressen ausschlaggebend. Papst Innozenz III. sprach von den von Norden her eingedrungenen Svevi (Schwaben) als von einem »Übel«:
»Die Wut des Nordsturms durchfegte die Berge Kalabriens wie ein neues Erdbeben, hetzte über die apulische Ebene und trieb den Bewohnern Staub in die Augen«. Der »Sturm aus Schwaben« verwüstete den »Garten Sizilien« und zerbrach eine hochstehende Kultur.

Heinrich – ein Bösewicht und daher auch der »Grausame« geheißen, trat Wilhelms Nachfolge gemächlich an. Zunächst mußte er allerdings, bevor er ganz Sizilien unter seine Knute bekommen konnte, erst den Grafen Tankred aus Lecce aus dem Feld schlagen: mit auswärtiger Hilfe und schrecklicher Unterdrückung im Innern nach dessen Tod 1194. Tankred, unehelicher Sproß von Konstanzes frühverstorbenem zweiten Bruder, war Kandidat einer Gegenpartei der einheimischen Barone, was Konstanze zumindest nicht mißfiel.

Tankreds siebenjährigen Knaben hatten die Barone noch als Wilhelm III. gekrönt. Eine Woche vor Weihnachten schritt der Junge in der Kathedrale von Palermo die Stufen zum Altar hinauf und legte die Krone im Beisein des gesamten sizilianischen Adels in die Hand Heinrichs. Es half nichts: am Weihnachtstag ließ der Kaiser – der Ruchlose! – trotz zugesicherter Amnestie zahlreiche Adelige einkerkern und nach grausamer Folterung ermorden. Alte Freunde Tankreds wurden gleich lebendig verbrannt. Der kleine Prinz wurde geblendet, kastriert und auf die Burg Hohenems verschleppt, wo er bald starb. Keine Chance auf Rache.

Konstanze, die in Begleitung Heinrichs aus Deutschland kommend wegen ihrer Schwangerschaft im Herbst in Jesi bei Ancona zurückgeblieben war, gebar just am zweiten Weihnachtstag 1194, dem großen Strafgericht, ihren Sohn Friedrich Roger. Die Greueltaten ihres Mannes wird sie mit Schrecken vernommen haben. Auf dem Rückweg nach Palermo mußte sie zudem mit ansehen, wie der reiche sizilianische Kronschatz von einem Maultierzug von hundertsechzig Tieren auf die pfälzische Burg Trifels entführt wurde. Selbst der prächtige Krönungsmantel ihres Vaters Roger verschwand und liegt heute, wie die zahlreichen Preziosen, in der Wiener Hofburg.
Sizilien dürfte aufgeatmet haben, als Heinrich 1197 nach wenigen Jahren der Regentschaft vor dem Aufbruch zum Kreuzzug in Messina den Löffel abgab – Sizilien hatte ihn – späte Rache – mit Ruhr und Malaria geschlagen. Erst jetzt ließ Konstanze ihren Sohn holen und Pfingsten 1198 krönen. Sie verjagte zunächst die deutschen Heerführer und Adeligen, aber zum Jahresende waren die Lehnsherren mit Feuer und Schwert wieder zurück.
Truchseß Markwart von Annweiler gab vor, der Kaiser habe ihn mit Regentschaft und Pflege für den unmündigen Königssohn betraut. Als er ihn ergreifen will, schlägt der Siebenjährige wild um sich. Da der Schein der Legalität gewahrt werden soll, kann man den Prinzen nicht umbringen, und so streunt er »wie ein Lamm unter Wölfen«, fortwährend von Verrat und Mord bedroht, oft hungrig und von mitleidigen palermitanischen Familien durchgefüttert, durch Palermo.