Regierungswechsel
Nordirlands neue Regierung
Zusammenarbeit von Ian Paisley und Martin McGuinness
Eigenregierung in Irland - Mischung aus Protestanten und Katholiken
Aus der spannungsgeladenen Republik Irland drangen in den letzten Jahren grausame Berichte an unsere Ohren. Von Mord und Totschlag war da zu hören, von einer hohen Selbstmordrate bei Jugendlichen, von Stadtvierteln, in denen Andersgläubige mit Steinen beworfen wurden
Und nun?
Wendet man den Blick gen Norden, sieht man Szenen, die stutzig machen. Die verfeindeten Anführer Ian Paisley und Martin McGuinness stehen guten Mutes nebeneinander, in freundlicher Zusammenarbeit, ein verschworenes Regentenpaar.
Die, die sich früher als kaum des Anspuckens würdig ersahen, sitzen nun gezwungenermaßen partnerschaftlich nebeneinander auf dem Chefsessel. An ihnen liegt es, Irland zu regieren und vielleicht - hoffen wir mal nicht zu viel - sogar die verschiedenen Religionsgruppen zu versöhnen.
Ian Paisley, Chef der Demokratischen Unionisten DUP, bezeichnete die katholische Bewegung gern als "diabolische Kraft" und wandte jedes Mal den Blick ab, wenn er Martin McGuinness, Chefunterhändler der Sinn Fein, auf der Straße sah.
Sein bisheriges Leben verbrachte der Unionisten-Anführer mit dem Kampf gegen die katholischen Iren, gegen die Republik und gegen die Versöhnung der verfeindeten Gruppen.
Nun muss sich Paisley mit dem einstigen Kommandanten der IRA arrangieren. Ein Scherz des Schicksals mag man es nennen, das Paisley zum nordirischen Regierungschef auserkor und McGuiness zu seinem Stellvertreter machte.
Es mutet verrückt an, dass diese Feinde nun dem nordirischen Staat eine Zukunft voll Wohlstand, wirtschaftlicher Fortentwicklung und Bildung ermöglichen.
Fast schienen sich die beiden Feinde über die Situation zu amüsieren, als die Gäste bei ihrem gemeinsamen Auftritt im Parlament von Stormont zu träumen glaubten.
Ihre Stärke liegt offenbar in ihrer neuen Einigkeit, was die beiden auch tatkräftig beweisen, denn nicht einmal die irischen Worte McGuinness bei seinem Amtseid fasste Paisley als Provokation auf.
Die Regierung besteht außer den beiden noch aus zehn weiteren Politikern, Katholiken und Protestanten, die alle voneinander abhängen.
Diese neue Selbstherrschaft des Landes empfängt in naher Zukunft auch die Kontrolle über Polizei und Gerichte.
Selbst das neue protestantische Staatsoberhaupt gab zu, dass er es kaum geglaubt hätte, wenn man ihm diese neue Lage vorhergesagt hätte.
Nun wundern sich die Katholiken, das ausgerechnet jener Politiker, der ihnen die Regierung verwehren wollte, nun das Ziel hat, Nordirland zu einem Staat zu machen, in dem vor dem Gesetz alle gleichberechtigt sind.