Hmong / Yao
Thailändische Ethnien
Bergleute: die Meos
Hmong(»Mong« auch Meo genannt) und Mien (Yao). Diese beiden Volksgruppen machen fünfzehn bzw. sechs Prozent der thailändischen Bergbevölkerung aus. Sie verbindet nicht nur eine nahe Sprachverwandschaft, sondern auch ihre Herkunft aus den mittleren Regionen Chinas. Ein bedeutender Anteil an Meos lebt heute noch dort, ebenso in Laos und in Nordvietnam. Die Hmong-Bevölkerung im Süden Chinas wird auf etwa fünf Millionen Menschen geschätzt. Diese beiden Ethnien pflegen besonders eng mit chinesischen Kosmologien verwandte Weltanschauungen und praktizieren einen leidenschaftlichen Schamanismus. Wer einmal an einer Schamanenzeremonie teilgenommen hat, wird dies niemals vergessen ... für den Durchschnittstrecker, der nur mal eben vorbeischaut, kaum zu realisieren. Beide Volksgruppen erreichten erst vor rund einhundert Jahren thailändisches Gebiet; vielleicht liegt hierin ein Grund, dass sie mit über tausend Metern die höchstgelegenen Bergregionen bewohnen. Wegen dieser Höhelage ruhen die Häuser der Hmong und Mien grundsätzlich auf gestampftem Lehmboden und halten die Wärme besser als die Pfahlkonstruktionen der übrigen Volksgruppen. Die große Höhe bietet einen weiteren Vorteil: die Meo und Yao sind die ungekrönten Könige des Opiumanbaus.
Die Meo stammen ursprünglich aus Südchina. Insgesamt zählt man an die 100.000 Meo in Thailand (insgesamt fünf Millionen), die sich hauptsächlich an der Grenze zu Laos, im Norden und im Westen Chiang Mais, häuslich niedergelassen haben. Die erste Einwanderungswelle kam im ausklingenden 19. Jahrhundert nach Thailand, die zweite nach dem Vietnamkrieg.
Die Meo teilen sich in drei Untergruppen auf: die Frauen der Blauen Meo erkennt man an ihren plissierten, indigoblauen Röcken und den hübschen Stickereien, darunter wahre Kunstwerke aus Batik, Stickerei und Plissiertechnik. Die Weißen Meo: die Frauen tragen weiße Röcke bei Feiern und eine indigoblaue Hose für die Arbeit auf den Feldern. Sie sind außergewöhnlich begabte Stickerinnen. Die Meo Gua Mba dagegen stammen aus Laos und leben größtenteils in Flüchtlingslagern. Von der Revolution im Jahre 1975 haben sie leider nicht profitiert. Die Meo-Dörfer befinden sich in einer für Thailand beachtlichen Höhe von 1000 bis 1200 m. Sie bauen nach wie vor zumeist Opium an, ungeachtet der zahlreichen Versuche seitens der Regierung, ihnen Ersatzkulturen aufzuzwingen. Uralte Rituale befolgend, rauchen vor allem die Alten ihr Opiumpfeifchen. Daneben bauen die Meo noch Mais und Reis an.
Ihre Sozialstruktur erlaubt die Polygamie, in der Religion verbinden sich Pantheismus und Schamanismus. Sprache (die es nur in gesprochener Form gibt) und Religion sind entscheidend von den Chinesen beeinflußt worden. Das Ende Dezember stattfindende Neujahrsfest bleibt Höhepunkt des Jahres. Eine der Meo-Traditionen besteht darin, dass sich junge Männer und Mädchen, die sich einander begehren, Bälle zuwerfen. Die Meo-Stämme um Chiang Mai haben unter dem Zustrom der fremden Besucher zu leiden.
Yao: die Wanderer
Die Yao wanderten vor ungefähr hundertfünfzig Jahren aus dem Süden Chinas ein und haben sich an der Grenze zu Laos, um Chiang Rai und Nan niedergelassen. Auch sie praktizieren den Opiumanbau, mit dem sie im wesentlichen ihren Lebensunterhalt bestreiten, pflanzen aber auch weniger Berauschendes an. Das Eheleben gehorcht bei den Yao ganz eigenen Regeln. Der junge Mann muß eine Frau außerhalb seines Klans ausgucken. Der Vater der Zukünftigen verlangt als Preis für seine Tochter ein hübsches Sümmchen. Hernach nimmt der Bräutigam seine Auswerwählte mit zu seiner Familie: sie muß bei seinen Eltern leben. Verspricht viel Spaß mit der Schwiegermutter den ganzen lieben Tag lang auf der Pelle! Yao-Frauen verstehen sich übrigens vortrefflich auf die Stickerei.
Die Kultur der Yao hat die entscheidenden Einflüsse aus China erhalten. In ihren kultischen Texten werden übrigens chinesische Schriftzeichen verwendet. Die Yao denken pantheistisch mit taoistischen Spuren weiß der Teufel, was das für eine Mischung sein soll! Ihre Trachten sind farbenfroh, vor allem die der Frauen mit den roten Klecksen auf indigoblauem Grund. Ungewöhnlich auch die knallrote Boa, die sie um den Hals tragen. Die Yao sind außerdem für ihre übertriebene Sparsamkeit bekannt.