Geheimtipp unter Italienern
Schlammbäder
Unterirdisch sich in Taschen sammelnde Druckluft entweicht ins Meerwasser oder am Strand. Sie durchquert dabei unterirdische Schwefelseen und reichert dadurch Schlamm mit Schwefel an. Dem schwefelhaltigen Pfuhl werden bemerkenswerte therapeutische Eigenschaften nachgesagt; in natürlichen Schwimmbecken suhlen sich daher die Leute wie die Schweine: Szenen, eines Fellini selig würdig. Nichts wie rein ins Vergnügen, auch wenn´s modrig riecht! Aufpassen, dass nichts in die Augen gerät. Hinterher wäscht man im Meerwasser das Zeugs wieder runter und läßt sich von heißen Luftblasen massieren. Übrigens: im Sommer haben wir´s hier freilich nicht nur mit einem Bad im Schlamm, sondern auch mit einem Bad in der Menge zu schaffen! Vom Schlammbad abzuraten ist allen, denen das Ehe- und Familienleben noch bevorsteht - es droht Sterilität! - sowie unseren Herz-Kreislauf-Geschädigten. Auch gesunde, wunschgemäß Kinderlose sollten es mit der Badedauer nicht übertreiben. Zu Risiken und Nebenwirkungen ... Damit´s überhaupt eine therapeutische Wirkung zeitigt, sollte man sich nur frühmorgens oder spätnachmittags in die Matsche werfen.
Folgen wir jetzt der von Pinien flankierten Straße nach Vulcanello, um uns ein wenig im Tal der Ungeheuer umzusehen. Hier handelt es sich um das Ergebnis der letzten Ausbrüche im Zeitraum 1888 bis 1991, bei denen »brotkrustenförmiges« Magma in die Luft geschleudert wurde. Am Boden nahm es danteske Formen an und verwandelte diesen Teil der Insel in eine Mondlandschaft.
Schwarzer Sandstrand von Porto di Ponente: über eine Straße in wenigen Minuten zu erreichen. Jubel, Trubel, Heiterkeit während der Urlaubszeit! Halten wir uns daher an den späten Nachmittag, wenn das Promenieren wieder Freude macht. Dem Küstenverlauf nach rechts folgen (mit Blick zum Meer), Pflanzenwuchs und Lavabrocken durchqueren, das Ziel fest im Blick: den Sonnenuntergang hinter den Faraglioni. Wer jetzt noch nicht schlapp macht, marschiert am Hotel Arcipelgo vorüber in Richtung »Tal der Ungeheuer«. Durchaus zu schaffen, wenn man sich rechtzeitig vor Einbruch der Nacht auf den Weg macht. Einfach die schmalen Pfade entlanglaufen; keine Gefahr, sich ernsthaft zu verfransen. Ordentliche Wanderschuhe sind allerdings Bedingung.
Vulcano kann gleich mit zwei wissenschaftlichen Instituten aufwarten, deren Besuch auf jeden Fall lohnt:
ENEL-Pavillon: in Porto di Levante; seit Jahren experimentieren hier Wissenschaftler im Auftrag der staatlichen italienischen Stromgesellschaft, der Ente Nazionale per l´Energia Elettrica, wie man Gase und Wasserdampf zum Zweck der thermischen Stromgewinnung für die Inseln Vulcano und Lipari dienstbar machen könnte. Alles wird haarklein erklärt. Geöffnet nur von Juli bis August.
Centro GNV (Gruppo Nazionale di Vulcanologia): neueres Forschungsinstitut am Strand von Ponente, an der Straße nach Lentia. Liefert alles Wissenswertes über Vulcano im besonderen und den vulkanischen Ursprung der Äolischen Inseln im allgemeinen. Junge Vulkanologen erläutern und demonstrieren unter wissenschaftlicher Aufsicht anhand audiovisueller Hilfsmittel die seismische Aktivität des Vulkans. Am Institut beteiligt ist auch der italienische Katastrophenschutz, denn der Vulcano gilt immerhin als einer der weltweit gefährlichsten Vulkane. Daher auch lückenlose Überwachung seines Privatlebens. Unbedingt hier vorbeischauen.
Die einzige Inselstraße quer über Vulcano nach Gelso bringt es gerade mal auf 10 km Länge. Sie schlägt einen respektvollen Bogen um den großen Krater und geizt nicht mit Aussichtspunkten. Auf halber Stecke liegt Vulcano Piano, ein bewohnter Flecken. Links vom Ortseingang die Überreste einer Höhlenstadt. Gelso hat schließlich einen Leuchtturm zu bieten - wer die Insel Vulcano per Boot umrundet hat, wird ihn bereits kennen. Ehrgeizige unternehmen den Abstecher nach Gelso selbstverständlich zu Fuß; allle verweichlichten Naturen machen´s wie die gehfaulen Italiener und Franzosen: sie mieten unweit der Anlegestelle, gegenüber der Bar Il Sestante, ein Moped. Der technische Zustand läßt allerdings oft zu wünschen übrig. Sommers verkehrt aber auch viermal täglich ein Bus. Nur leider macht sich der letzte frühnachmittags in Porto di Levante auf den Weg, und jeder muß zusehen, wie er abends wieder zurückgelangt. Wohl oder übel wird daher ein Abstecher nach Gelso morgens anzutreten sein.
Ristorante Belvedere: in Vulcano Piano; T. 985 22 54 und 985 21 34. Familienlokal unter der Regie eines Florentiners, dessen sizilianische Gattin mit den Töpfen hantiert. Das Gros der Lebensmittel und Zutaten stammt aus eigener Herstellung, Wein inbegriffen. Kein schlechter Mittagstisch also, zumal man nicht lieblos abgefertigt wird. Carlo und Prestino planen, ihren Gästen ein paar Zimmer mit Bad zur Verfügung zu stellen. Das Belvedere ist aber schon heute ein gastliche Stätte abseits der touristischen Brennpunkte.