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San Quirico d´Orcia

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San Quirico d´Orcia

Historisches Fleckchen Erde

Der stimmungsvolle Flecken, dessen historischer Kern fein säuberlich von den Neubauvierteln ringsum abgetrennt ist, weist noch Spuren der alten Stadtbefestigung und rund fünfzehn Türme auf, die teilweise in andere Gebäude einbezogen sind. Ein Halt lohnt sich wegen der sehenswerten Stiftskirche und für einen Bummel durch die alten Gassen.

Verkehrsamt: Via Dante Alighieri 33. T. 89 72 11. Vom 1. Juni bis 30. Oktober 10.30-13h und 15.30-19h geöffnet.
Markt: am Morgen des zweiten und vierten Dienstags im Monat.

Standesgemäße Unterkunft & Tafelfreuden

Albergo Ristorante Palazzuelo: außerhalb des historischen Ortskerns, im Neubaugebiet. T. 89 70 80. Wenigstens blickt man hier schon aufs Land. Der kleine Touristenkomplex im örtlichen Stil fällt nicht störend auf und ist für eine oder zwei Nächte durchaus zu empfehlen. Zwei Personen müssen für das gemütliche Zimmer einschließlich Halbpension mit 240 Mark rechnen. Schwimmbad mit Ausblick. Buchung ratsam.
Eine weitere Unterkunft bietet auch das Bagno Vignoni (s. unten).
Vecchio Forno Pizzeria: Via della Piazzola 8. Die Gasse verläuft längs der San Francesco in der Altstadt. Nostalgische Einrichtung und herzhafte Speisen sprechen für sich.

Sehenswert

Stiftskirche: aus dem 13. Jh.; zeichnet sich durch ausgewogene Proportionen und edlen Travertinstein aus, der im Abendschimmer hell aufleuchtet. Der Zwiebelglockenturm erinnert an süddeutsche Kirchen. Von den drei Portalen fällt besonders das romanische ins Auge. Die schlanken Knotensäulen ruhen auf verwitterten Löwen. Im Türsturz sperren zwei grausliche Ungeheuer den Schnabel auf. Auf der Seite gibt eine der Pforten einen prächtigen Rahmen mit Statuen ab, die sich gleichfalls auf Löwen stützen und aus der Hand von Giovanni Pisani; stammen sollen. Die letzte Pforte mit ihren korinthischen Kapitellen nähert sich mehr dem klassischen Stil.

Im Inneren die Dachsparren an der Decke und den barocken Chor beachten. Nicht entgehen lassen sollte man sich auch das prachtvolle Polyptychon von Sano di Pietro; im linken Seitenschiff (15. Jh.). Das Werk wurde für die Kirche geschaffen. Weiterhin sind eine »Madonna mit dem Rosenkranz« von Rutilio Manetti; (1610) und die Einlegearbeiten im Chorgestühl zu verzeichnen.
Palazzo Chigi: beeindruckender Schuppen, den Kardinal Chigi; im 17. Jh. für seine bescheidenen Bedürfnisse erstellen ließ. Leider hinterließ der letzte Krieg auch hier seine Spuren. War Chigi etwa ein Sproß jener römischen Fürstenfamilie, aus der auch Papst Alexander VII. stammte?
Durch die Via Poliziano schlendern wir zur Porta Cappucini, einem ehemaligen Stadttor in Form eines Zehnecks.
In der Hauptstraße reiht sich ein sehenswerter Bau an den anderen. Nr. 29 ist ein mittelalterliches Gemäuer mit zugemauerter Totentür. Unter Nr. 33 finden wir ein gefälliges gotisches Haus mit verschiedenen Kartuschen. An der Piazza della Libertà, am anderen Ortsende, erhebt sich die aus Naturstein und Ziegeln erbaute Kirche San Franceso mit ihrem schlanken Turm. Hier auch die wundervollen Horti Leonini, italienische Gärten von 1580, deren Blumenbeete geometrisch exakt abgezirkelt verlaufen.

Der Hauptstraße weiter folgend, gelangen wir zur bescheidenen romanischen Kirche Santa Maria Assunta mit Blumenfriesen und einem Menschenfresser bei der Arbeit. Gegenüber der Eingang zum ehemaligen Ospedale della Scala, von dem nur ein uralter Brunnen und eine Loggia mit Säulchen übriggeblieben sind.

In der Umgebung

Bagno Vignoni: das uralte Thermalbad 5 km vor San Quirico wußte schon die heilige Katherina von Siena wegen seiner Schwefelquellen zu schätzen. Das große Renaissance-Bassin ist allen Cineasten, die in Tarkowskis Nostalghia nicht nach zehn Minuten weggedöst sind, ein Begriff. Bei Sonnenauf- und -untergang strahlen die Häuser rings umher in satten Goldtönen.

Vier Kilometer Spazierweg sind es bis zum Borgo di Vignoni, dem ehemaligen Schloß, von dessen einzigem erhaltenenn Turm man einen außergewöhnlichen Blick auf das Orcia-Tal hat.
Hotel Le Terme: in der Ortsmitte. T. 89 77 15. Traditionelles Hotel aus wuchtigen Quadern, dessen annehmbare Zimmer der mittleren Preisklasse zuzuordnen sind. Auch das Restaurant ist erschwinglich.
Hotel Posta Marcucci: orientiert sich eher am gesichtslosen Touristengeschmack. T. 88 71 12, Fax: 88 71 19. Die zugegenermaßen gefälligen Zimmer belaufen sich auf 200 Mark ohne das (teure) Frühstück. Wer will, bucht Voll- oder Halbpension, letztere für 180 Mark pro Person ab zwei Tagen Aufenthalt. Das große Warmwasserschwimmbad ist gegen Eintritt auch Nichtgästen zugänglich. Sauna, Tennis und dergleichen Schnickschnack.
Gästezimmer Casabianca: einige Kilometer außerhalb. T. 89 72 91 und 89 75 75 (privat). Alter Bauernhof in einer Sackgasse, in wildromantischer Gegend einsam auf einem Hügel gelegen. Himmlische Ruhe garantiert. Die drei Zimmer mit ihrem altertümlichen Mobiliar verströmen einen nostalgischen Beigeschmack und belasten das Reisebudget nicht über Gebühr; Frühstück inbegriffen.
Osteria del Leone: im Ort; tischt bodenständige Hausmannskost auf.
Ripa d´Orcia: unter den Zinnen des dicken Bergfrieds kauert sich das winzige Dörflein an den Abhang, von dem aus sich ein wundervoller Blick auf die umliegende Landschaft eröffnet.
Castiglione d´Orcia: alter Flecken auf einem Grat, dessen befestigte Pfarrkirche auf Malereien von Pietro Lorenzetti; stolz ist.
Abtei Sant´Antimo: 9 km südlich von Montalcino, am Fuß von Castelnuovo dell´Abate. Karl der Große soll diese Abtei in traumhafter Umgebung, eine der schönsten der ganzen Toskana, gegründet haben. Für die komplizierten Öffnungszeiten ist der freilich nicht verantwortlich: 11-12.30h und 15-17h; von April bis Ende September von 10.30-12.30h und 15-18h. Jeden Sonn- und Feiertag finden um 17h (im Winter) und 18h (im Sommer) Messen mit gregorianischem Gesang statt. Anfahrt mit Bus 3 oder 4 ab Montalcino Richtung Monte Amiata (außer sonntags).

Der romanisch-zisterziensische Baustil ist mit dem von Cluny verwandt. Die schlanke Apsis mit ihren Seitenkapellen flankiert ein viereckiger Turm, der allerhand skurrile Eigenheiten aufweist: so befinden sich unter den zugehauenen Steinen sehenswerte Skulpturen. Unweit des Eingangsportals bemerken wir ein Kapitell mit zwei Tieren, die einen gemeinsamen Kopf haben, sodann in der Apsis eine Sphinx sowie eine »Madonna mit Kind« Um die Apsis schlingt sich ein entzückender Fries mit volutenförmigen Konsolen, die Menschen- oder Tierköpfe, Schnörkel und Ornamente enthalten. Links von der Apsis sind die Überreste der alten Apsis aus dem 9. Jh. an den roh behauenen Steinen zu erkennen. Ein Rundfenster gestattet den Blick auf die Krypta und deren Säulen. An der Seite das Portal mit seinen geometrischen Mustern aus dem 9. Jh. beachten. Auf der rechten Seite schließlich eine reich verzierte Tür mit Blumenmustern, Flechtwerk, Greifen und dem Wappen der Erzbischofs.

Im Inneren umfängt uns das weiträumige Kirchenschiff mit der stillen Größe und edlen Einfalt der Zisterzienserarchitekur. Ein astronomischer Stein nimmt je nach Sonnenstand alle Farbtöne von tiefrosa bis hellgelb an. Die feingearbeiteten Kapitelle würdigen. Um das Gasthaus zieht sich ein Wandelgang mit mehreren Seitenapsiden, deren Säulchen mit detailreichen Historienkapitellen geschmückt sind. Auch Überreste von Fresken sind noch anzutreffen.