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FBI & Holocaust-Museum

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Museumstour in Washington DC

Sehenswürdigkeiten: FBI, Washington Post

Typisch USA: Alles, nur keine Selbstkritik

  • Federal Bureau of Investigation (FBI): E Street, zwischen 9th und 10th Street NW, T. 324-3447. U-Bahn: Center oder Gallery Place. Geöffnet montags bis freitags von 8.45-16.15h; samstags, sonntags und feiertags geschlossen. Die Stunde Wartezeit vor den Pforten lohnt. Oh ja, dem FBI, der dem Justizministerium unterstehenden Bundespolizei, darf man auch seinen Besuch abstatten.
    Während der anderthalbstündigen Führung werden einem die berühmtesten Rechtsfälle – Spionage, Überfälle, Kidnapping, Verbrechen aller Art – durch Fotos von Al Capone, Baby Face Nelson und Konsorten ins Gedächtnis gerufen. Man bekommt den Film eines echten Überfalls zu sehen und kann sich die Stimme eines Entführers während eines Kidnapping zu Gemüte führen. Besuchern zeigt man die raffiniertesten Geräte, mit denen man den Schuldigen entdeckt oder ausmacht, welcher von zwei eineiigen Zwillingen das Verbrechen beging. In einem Büro befindet sich ein Verzeichnis sämtlicher gefälschter Schecks und Banknoten mit zwanzigfachen Detailvergrößerungen.
    Beeindruckende Sammlung von Waffen aller Art. Am Ende demonstriert ein Scharfschütze des FBI noch seine Revolverkünste und trifft – man höre und staune – jedesmal ins Schwarze.
  • Washington Post: 1150 15th Street NW, T. 334-6000. U-Bahn: McPherson Square oder Farragut N. Hier wird die Washington Post fabriziert, eine der namhaftesten Zeitungen der Welt, seit sie durch Aufdecken der Watergateaffäre den Sturz Nixons einleitete. Das Blatt gilt als Symbol des von allen Mächten unabhängigen und nachforschenden Journalismus, bei uns als »Enthüllungsjournalismus« geschmäht.
    Führungen von 10-15h. Vorher anrufen, um sich – mit etwas Glück für den folgenden Tag – einen Platz in einer der Führungen zu sichern. Besichtigung von Druckerpressen und Büros mit Erläuterungen zu den einzelnen Rubriken, zum Layout und zur Geschichte der Zeitung seit 1877, als sie nur vier Seiten umfaßte und ganze drei Cents kostete. Heute kommt die »Washington Post« als Sonntagsausgabe bisweilen auf auf zweihundert Seiten.
  • National Geographic Explorer´s Hall: 17th Street und M Street, T. 857-7588. Geöffnet montags bis samstags von 9-17h, sonntags ab 10h. U-Bahn: Farragut W oder Farragut N. Für Abenteurer und Entdeckungsfanatiker Ausstellungen zu den berühmtesten Expeditionen und der größte Globus mit einem Durchmesser von 3,50 m.
  • Phillips Collection: 1600 21st Street, T. 387-2151 und 387-0961. U-Bahn: Dupont Circle. Geöffnet dienstags bis samstags 10-17h, sonntags bis 12h. Für leidenschaftliche Bewunderer französischer Meister des 19. und 20. Jhs. Übrigens das älteste Museum Amerikas für moderne Kunst. Zu den Exponaten zählt das bekannte Gemälde »Le Repas de la Partie de Pêche« von Renoir. Von September bis Mai, sonntags um 17h sowie mittwochs und samstags um 14h, kostenlose Konzerte. Gespräche über Kunst an jedem ersten und dritten Donnerstag des Monats um 12.30h.
  • National Archives: Constitution Ave NW, 7th und 9th Street NW. Geöffnet montags bis freitags von 10-17.30h. Der Eintritt ist frei. Hier finden sich die Originale der wichtigsten amerikanischen Dokumente, wie beispielsweise die Unabhängigkeitserklärung, die Constitution, die Bill of Rights usw.
  • Wer´s sich antun will, kann auch ins 1993 errichtete Holocaust Memorial Museum, gegenüber dem Druckereimuseum, marschieren, das auf vier Stockwerken vor allem Fotos und Filme zeigt und in dem, wie der »Spiegel« schreibt, per Versatzstücken wie »alten Schuhen, verrosteten Scheren und räudigen Zahnbürsten, eine Ästhetisierung des Grauens« betrieben wird. »Ging es einst darum, an die Ermordeten zu erinnern, und die Überlebenden zu trösten, so kommt es heute nur darauf an, mit viel Aufwand, Pomp und Hightech makabre Kultstätten mit pseudopädagogischem Anspruch zu errichten« heißt es weiter in einem Artikel über das entsprechende »Museum of Tolerance« in Los Angeles.

    Vorgeschichte ist, dass Präsident Carter in den Siebzigern F-15 Kampfbomber an Saudi-Arabien liefern wollte, was zu Aufruhr unter den amerikanischen Juden führte. Seine Beraterin, Ellen Goldstein, verfiel auf den glorreichen Gedanken, als »Bonbon« einen US Holocaust Memorial Council zu gründen, der für eine Gedenkstätte in Washington sorgen würde, was dann auch geschah. Vorsitzender wurde Elie Wiesel, u.a. bekannt durch sein Buch »Die Nacht zu begraben« oder seine Triogie »Nacht«, »Morgendämmerung (fragwürdiger Titel: seit wann dämmert statt des Abends der Morgen und graut nicht?) und »Tag«.

    Die eine Gedenkstätte bewirkte nun einen Trend zur »Amerikanisierung« der Judenausrottung. Ende der achtziger Jahre zählte man zwanzig örtliche Holocaust-Museen, 75 Holocaust-Forschungsstätten, 34 Holocaustarchive, zwölf Holocaustdenkmäler, fünf Holocaustbüchereien sowie drei einschlägige Zeitschriften. Der Spiegel schreibt: »Amerika erlebt einen Holocaustrausch. Zahlreiche Unis bieten hochbeliebte ‚Holocauststudiengänge‘ an, bei denen sich mehr Studenten einfinden als bei Amerikanischer Geschichte. Es scheint, als käme es darauf an, das große Morden neu in Szene zu setzen, als wolle man die Schande wettmachen, dass dieser historische Superlativ nicht auf amerikanischem Territorium und unter amerikanischer Regie stattfinden konnte. So ist auch Steven Spielbergs Versuch, Auschwitz als Originalkulisse für einen Spielfilm zu nutzen, als Verlangen zu verstehen, sich ein Stück Geschichte anzueignen, bei dem man lange Zeit desinteressiert abseits gestanden hatte.«

    Wir haben noch keine nähere Angaben, vermissen auch ein kleines Museum über die Ausrottung der Indianer – so gut über zehn Millionen dürften´s gewesen sein, wenn man, wie im Vorspann geschätzt, 7 bis 15 Millionen bei der Ankunft der Weißen rechnet, denn die Ausrottung zog sich ja über mehrere Generationen hin – den Vietnamkrieg, die Sklaverei ... Was würde man über ein Mahnmal in Berlin zu Ehren der südafrikanischen Apartheidsopfer denken, ohne dass auch gleichzeitig der Naziopfer gedacht würde? Eine Ersatzhandlung zur Ablenkung vom eigenen schlechten Gewissen, oder?