FBI & Holocaust-Museum
Museumstour in Washington DC
Sehenswürdigkeiten: FBI, Washington Post
Typisch USA: Alles, nur keine Selbstkritik
Während der anderthalbstündigen Führung werden einem die berühmtesten Rechtsfälle Spionage, Überfälle, Kidnapping, Verbrechen aller Art durch Fotos von Al Capone, Baby Face Nelson und Konsorten ins Gedächtnis gerufen. Man bekommt den Film eines echten Überfalls zu sehen und kann sich die Stimme eines Entführers während eines Kidnapping zu Gemüte führen. Besuchern zeigt man die raffiniertesten Geräte, mit denen man den Schuldigen entdeckt oder ausmacht, welcher von zwei eineiigen Zwillingen das Verbrechen beging. In einem Büro befindet sich ein Verzeichnis sämtlicher gefälschter Schecks und Banknoten mit zwanzigfachen Detailvergrößerungen.
Beeindruckende Sammlung von Waffen aller Art. Am Ende demonstriert ein Scharfschütze des FBI noch seine Revolverkünste und trifft man höre und staune jedesmal ins Schwarze.
Führungen von 10-15h. Vorher anrufen, um sich mit etwas Glück für den folgenden Tag einen Platz in einer der Führungen zu sichern. Besichtigung von Druckerpressen und Büros mit Erläuterungen zu den einzelnen Rubriken, zum Layout und zur Geschichte der Zeitung seit 1877, als sie nur vier Seiten umfaßte und ganze drei Cents kostete. Heute kommt die »Washington Post« als Sonntagsausgabe bisweilen auf auf zweihundert Seiten.
Vorgeschichte ist, dass Präsident Carter in den Siebzigern F-15 Kampfbomber an Saudi-Arabien liefern wollte, was zu Aufruhr unter den amerikanischen Juden führte. Seine Beraterin, Ellen Goldstein, verfiel auf den glorreichen Gedanken, als »Bonbon« einen US Holocaust Memorial Council zu gründen, der für eine Gedenkstätte in Washington sorgen würde, was dann auch geschah. Vorsitzender wurde Elie Wiesel, u.a. bekannt durch sein Buch »Die Nacht zu begraben« oder seine Triogie »Nacht«, »Morgendämmerung (fragwürdiger Titel: seit wann dämmert statt des Abends der Morgen und graut nicht?) und »Tag«.
Die eine Gedenkstätte bewirkte nun einen Trend zur »Amerikanisierung« der Judenausrottung. Ende der achtziger Jahre zählte man zwanzig örtliche Holocaust-Museen, 75 Holocaust-Forschungsstätten, 34 Holocaustarchive, zwölf Holocaustdenkmäler, fünf Holocaustbüchereien sowie drei einschlägige Zeitschriften. Der Spiegel schreibt: »Amerika erlebt einen Holocaustrausch. Zahlreiche Unis bieten hochbeliebte Holocauststudiengänge an, bei denen sich mehr Studenten einfinden als bei Amerikanischer Geschichte. Es scheint, als käme es darauf an, das große Morden neu in Szene zu setzen, als wolle man die Schande wettmachen, dass dieser historische Superlativ nicht auf amerikanischem Territorium und unter amerikanischer Regie stattfinden konnte. So ist auch Steven Spielbergs Versuch, Auschwitz als Originalkulisse für einen Spielfilm zu nutzen, als Verlangen zu verstehen, sich ein Stück Geschichte anzueignen, bei dem man lange Zeit desinteressiert abseits gestanden hatte.«
Wir haben noch keine nähere Angaben, vermissen auch ein kleines Museum über die Ausrottung der Indianer so gut über zehn Millionen dürften´s gewesen sein, wenn man, wie im Vorspann geschätzt, 7 bis 15 Millionen bei der Ankunft der Weißen rechnet, denn die Ausrottung zog sich ja über mehrere Generationen hin den Vietnamkrieg, die Sklaverei ... Was würde man über ein Mahnmal in Berlin zu Ehren der südafrikanischen Apartheidsopfer denken, ohne dass auch gleichzeitig der Naziopfer gedacht würde? Eine Ersatzhandlung zur Ablenkung vom eigenen schlechten Gewissen, oder?