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Kultur

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Südtunesiche Architektur

Speiel der Formen und Farben

Das reizvolle Altstadtviertel Ouled el Hadef bietet dem umherstreifenden Tunesienreisenden eine Vielzahl von Häusern, die nur als architektonische Kleinode bezeichnet werden können, worunter ihre Funktionalität in keiner Weise leidet. Beginnen wir unsere Rundreise in der Rue des Jardins vor dem Hotel Splendid und wandern nach links in die Rue de Kairouan, vorbei am Museum bis zur Av. Ibn Chabbat. Wir biegen kurz hintereinander rechts ab in die Rue de Bizerte und empfehlen uns: man lasse sich nun aufs Geratewohl durch Gassen und überdachte Durchgänge treiben. Um die Orientierung zu erleichtern, sollte man sich die Medrese Sidi Abdallah Bou Jemra und den kuppelbedeckten Grabbau des Sidi Bou Saïd als Grobziel vorgn. Die Häuser besitzen ausnahmslos ockerfarbene Ziegelfassaden mit einer plastisch abgehobenen Ornamentik, die durch das Vor- oder Zurückversetzen bestimmter Ziegel hervorgebracht wird. Diese Ornamentierung symbolisiert nie Menschen oder Tiere, deren bildliche Darstellung der Koran ja verbietet, sondern dreht sich fast durchweg um stilisierte Pflanzen wie Palmen oder auch um Koranzitate. Es heißt jedoch, manche Künstler hätten mit Hilfe der Ziegel Wörter aus dem Koran derart kalligraphiert, dass sie die Formen eines Tieres erahnen lassen. Diese Schlitzohren!

Die noch reine Handwerksarbeit hervorbringende, nicht überdachte Ziegelei ist einen Besuch wert. Jedes Kind wird uns den Weg dorthin weisen.

Museen

Das bescheidene Volkskundemuseum (Musée des Arts et Traditions populaires) in der Rue de Kairouan, geöffnet täglich von 8 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr ist in der Kubba des Sidi Bou Aïssa untergebracht und präsentiert anhand weniger Austellungsstücke einen anschaulichen Querschnitt durch die gesellschaftlichen und häuslichen Aspekte des Oasenlebens: einen Anzug für den Tag der Beschneidung, Schmuck, Hennadosen, Öllampen, irdenes Geschirr, Küchenutensilien, Waffen aus Gazellenhorn, einen Webstuhl oder auch eine Hochzeitskammer mit Truhen.

Im Innenhof des Museums fallen mehrere Türen mit jeweils drei ringartigen Türklopfern auf: der linke ist Männern vorbehalten, der rechte den Frauen und der kleinste dient dem Nachwuchs, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Hausbewohner wußten so am unterschiedlichen Klang des Klopfens zu unterscheiden, wer draußen auf der Matte stand. Ähnliche Türen finden sich noch in Tozeur und Nefta. Dank seiner schlichten Gestaltung glaubt sich der Besucher des Museums tatsächlich in einem tunesischen Haus, was uns einen Besuch um so lohnender erscheinen läßt.

Das Dar Cheraït Museum: an der Touristenstraße Richtung Belvedere (außerhalb des Plans, über A3 zu erreichen) gewährt täglich von 8 bis 24 Uhr Einlaß. Die geniale Stiftung eines betuchten Mäzens versammelt in großartiger Umgebung zahllose Zeugnisse der tunesischen Kultur wie Textilien, Waffen und Schmuck. Das Museum beherbergt nfalls Rekonstruktionen von Alltagsszenen aus dem bürgerlichen Leben vom 17. bis ins 19. Jahrhundert, wie es sich in Zimmer, Küche und Hammam abspielte. Eine Sammlung alter und zeitgenössischer Malerei schließt sich an. Unbedingt sehenswert. Kostet Eintritt; Fotografieren erlaubt.

Der Belvédère ist nichts anderes als eine massige Felsnase über der Oase, von der aus sich ein Teil des Palmenhains und der Umgebung überblicken läßt. Natürlich sind auch schon so manche Mittouristen dahinter gekommen, aber allein der auch Unsportlichen ruhigen Gewissens anzuratende Spaziergang zum Aussichtshügel ist bereits vielversprechend. Also die Av. Abou Elkacem Cherbi, an der auch das »Office de tourisme« liegt, bis nach hinten durch und dann dem geschwungenen Verlauf des Wadis El Machraâ bis zu der kleinen Aussichtsplattform unter einem Felsvorsprung folgen. Jenseits der 1,5 Millionen Dattelpalmen schweift der Blick über zwei endlos anmutende Salzseen: das Schott el-Djerid und das Schott el-Rharsa.