Noch zu sehen
»Korbes von Nefta«
Schöne Platze, mühsame Leute
Die beiden Altstadtviertel erkundet man vorteilhafterweise zu Fuß. Eines der Viertel erstreckt sich westlich des »Corbeille« und ist erfüllt vom lebhaften Treiben in den Geschäftsstraßen und im Umkreis der verschiedenartigen Werkstätten. Insbesondere bietet sich der Besuch einer Ziegelei an: die Arbeiter vermengen Ton mit Sand und gn das Ganze in eine hölzerne Ziegelform. Nachdem die Ziegel einige Tage zum Trocknen geruht haben, werden sie mit Asche bestreut, damit sie später keine Risse bekommen. Dann geht´s ab in den mit Palmenholz beheizten Brennofen, wo die Ziegel zu kunstvollen Stapeln aufgeschichtet werden.
Altstadtquartier Nummero zwei schließt südlich an die Av. Habib Bourguiba an und zieht sich am Rand der Palmgärten hin. Die architektonische Gestaltung der Häuser macht hier mehr her: viele der auch bei drückender Hitze angenehm frischen, da überwölbten Gassen führen an harmonisch wirkenden, sandfarbenen Hausfassaden vorüber, deren geometrische Reliefstrukturen man schon einmal auf Berberteppichen gesehen zu haben glaubt. Herrliche Fensterrahmen gliedern die Fassaden. Nur vereinzelt verirren sich Fremde in die Gassen der Altstadtviertel. Ein Grund mehr, uns dort einmal umzutun und eine Lebensweise auf uns einwirken zu lassen, die in allen Bereichen an die klimatischen Bedingungen angepaßt ist. Über die Wipfel der Corbeille hinweg grüßt gegenüber das Sahara Palace wie aus einer anderen Welt.
Im nur morgends geöffneten Centre de formation de l´office d´artisanat neben dem Verkehrsamt (Syndicat d´initiative) sehen wir den in Ausbildung befindlichen Teppichwirkern bei ihrer mühsamen Arbeit über die Schulter. Kein Verkauf!
An der Straße nach Algerien, zehn Kilometer links hinter Nefta, wird jeden Tag ein kleiner Sandrosenmarkt abgehalten (»Marché des roses des sables«). Die aus dem Schott stammenden, kreuzförmig auskristallisierten Sandgebilde werden dort von einem Volksstamm feilgeboten, der aus dem Nomadenstamm der Marazig hervorgegangen ist, die ihrerseits, wie bereits erwähnt, in der Umgebung von Douz beheimatet sind. Die tunesische Zentralregierung bemühte sich, sie seßhaft zu machen und bot ihnen die Einrichtung neuer Oasen an. Derzeit wohnen sie in der Ortschaft Hazoua an der algerischen Grenze. Zum täglichen Broterwerb trägt auch der Verkauf von den Frauen gefertigter kleiner Puppen bei.
Seit die neue Straße bis hierher führt, verdienen sie ihren Lebensunterhalt teils mit der Aufzucht von Dromedaren, teils mit dem Verkauf von Sandrosen und anderem Gestein. Sich beim Feilschen nicht über den Tisch ziehen lassen, auch wenn der Gegenüber einen bewußt kultivierten »hilflos-bedürftigen« Eindruck macht. Tatsächlich kennen die Verkäufer ihre Pappenheimer nämlich ganz genau und verlangen erstmal das Zwei- oder Dreifache. Daher zwei Tips: zum Preisvergleich an allen Verkaufstischen vorüberschlendern und erst gegen Abend herkommen. Die Reisebusse sind bis dahin wieder abgerauscht, vor allem aber bringt das flach einfallende, milde Licht die kristallinen Gesteine erst so richtig zum funkeln.
Auf dem Rückweg gibt´s einige Kilometer hinter dem Markt noch auf der anderen Straßenseite Gelegenheit, auf hübschen Dünen einen der ersten Sonnenuntergänge über der Sandwüste zu erleben, wie wir sie aus Bilderbüchern kennen. Den Wagen nach zwei Kilometern stehen lassen und ein paar Schritte in der Wüste wagen. Wie durch Zauberei tauchen plötzlich Beduinenkinder auf, die selbstgemachte Stoffpuppen an den Mann bringen wollen. Besser einen ortskundigen Führer anheuern, da die Wahrscheinlickeit, im Sand steckenzubleiben, hoch ist.
Aus Nefta kommen die besten Datteln der Sahara. Sie stammen von Deglet en-nour (Lichtfinger)-Palmen und sind an ihrer durchscheinenden, gelben Farbe und dem unvergleichlichen Geschmack erkennbar. Nach der Ernte im November werden sie in einem Großlager nn dem Stadttor links vor dem Hotel Les Nomades aufbereitet. Das ist der einzige Ort in Tunesien, wo sie für den Export in der Kühlkammer aufbewahrt werden.
Weiterreise ab Nefta
Mit dem Bus
nach Tozeur und Gafsa: täglich vier Busse.
nach Tunis: zwei Fuhren um 10.30 Uhr und um Mitternacht.
Kairouan: täglich ein Bus um 5 Uhr früh.
Sfax: täglich um 3 Uhr in der Frühe.
Sammeltaxis
Verkehren in alle vier Himmelsrichtungen; sich nach den unterschiedlichen Fahrtzeiten erkundigen.