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Hammam

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Schönheit und Pracht eines Hammams

Soziale Kontakte kombiniert mit rituellen Waschungen

Massage, Tee, Entspannung, und Schlaf für Genießer

Als wahre Erfinder des Hammams gelten die Römer mit ihren Thermen. Diese über das ganze Gebiet des Römischen Reiches verstreuten Badehäuser wurden nach und nach von den Muselmanen für ihre Zwecke übernommen. In der Tat ermöglichten sie ja eine überaus gründliche Reinigung, wie der Koran es forderte. Natürlich sah die prüde jüdisch-christliche Religion in den Thermen einen Hort der Ausschweifungen. Und so verschwanden sie in Westeuropa fast ausnahmslos, mitsamt der noch im Mittelalter verbreiteten öffentlichen Badehäuser.

Da der tunesische Ottonormalverbraucher bei sich daheim nur selten über ein Badezimmer verfügt, gleichwohl höchsten Wert auf Sauberkeit legt, nimmt der Hammam eine wichtige soziale Funktion wahr.

Vor Zeiten maß man die Bedeutung einer Stadt an der Schönheit und Pracht ihres Hammams bei uns übernahmen diese repräsentative Aufgabe die Kirchen.

Die religiöse Bedeutung des Hammams war von jeher enorm, absolviert man dort doch seine rituellen Waschungen gemäß den Vorschriften des Korans. Der Hammam erfüllt eine ebenso bedeutende gesellschaftliche Funktion: lange Zeit bot er den Frauen die einzige erlaubte Möglichkeit, das Haus zu verlassen, um zusammenzukommen. Die Männer treffen sich hier ihrerseits zu einem Plausch unter Freunden.

Noch heute verläßt die Frau selten das Haus und kommt daher wenig unter Menschen, abgesehen vom Kreis der Familie. Im Hammam ist alles anders, diesem riesigen Schmelztiegel, wo die Mütter sich ein Bild von der körperlichen Verfassung und der Wohlgestalt der jungen Frauen machen können. Hier ist, um es kurz zu machen, der Ort, an dem sie die zukünftige Frau für ihre Söhne auswählen.

Im Sinne islamischer Sittenstrenge sind die Geschlechter, wie schon in der Moschee, strikt getrennt. Schließlich sind wir hier nicht in New-York!

Die Architektur des Hammam umfaßt zwei klar voneinander abgegrenzte Bereiche: zunächst das Mahras, der von gemauerten, mit geflochtenen Matten bedeckten Steinbänken (doukkanas) umgebene Innenhof, der als Umkleide- und Warteraum dient. Es folgen die drei Badezimmer, das Bit el Barad (lauwarmes Zimmer), das Bit el wost (mittelwarm) und das Bit Eskhum, das eigentliche Schwitzbad mit dem Heißwasserbecken.

In der Regel baden Männer vormittags und Frauen nachmittags. Um ganz sicherzugehen, achte man auf die Eingangstür. Flattert dort ein Handtuch, bedeutet dies: Vorsicht, Frauen! Allgemein übliche Öffnungszeiten: 5 bis 12 Uhr für Männer, 14 bis 19 Uhr für Frauen. In manchen Bädern ist zusätzlich am Abend eine oder zwei Stunden für Männer geöffnet. Außer vor Feiertagen schließen die Bäder ihre Pforten recht früh; mit Ausnahme des Ramadan, während dem auf Reinlichkeit Bedachte die ganze Nacht über Zutritt haben.

Der Hammam unterscheidet sich nur unwesentlich von den römischen Thermen der Antike. Eine kräftige Massage mit der Kessa, einem Handschuh aus Ziegen- oder Kamelhaar, der nicht viel weicher als Roßhaar ist, oder eine Behandlung mit tfal für allzu Empfindliche (eine Art Tonseife mit Heilpflanzenextrakt) sowie die Abfolge immer heißerer Bäder und Schwitzkuren verleihen einem am Ende das Gefühl, eine neue Haut verpaßt bekommen zu haben.

Am Schluß der Sitzung wird man in mehrere Handtücher verpackt und bekommt einen Tee. Kleine Entspannungsräume, oft einfache Kabinen, sind für den Erholungsschlaf vorgesehen.

Den Preis am Eingang erfragen, wenn er nicht aushängt. Die Massage, die man sich ohne Scheu gönnen sollte und bei der man von Händen und Füßen des Masseurs traktiert wird, ist ebenfalls nicht im Preis inbegriffen.