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Syrakus

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Syrakus (Siracusa; Vorwahl: 0931)

Unter den Griechen zum Star geworden

Eine der geschichtsträchtigsten Pflichtetappen jeder Sizilienreise, derart beladen mit Historie, dass einem die eigene Kultur geradezu armselig vorkommt. Hat man die industriellen Auswüchse und modernen Vorstädte mit ihren heruntergekommenen Fassaden erst einmal hinter sich gelassen, so präsentiert Syrakus eine märchenhafte Insel: Ortygia. Von hier nimmt man immer das Bedauern mit, nicht länger verweilen zu können. Die Insel ist klein; auf engem Raum drängen sich daher Zeugen der Geschichte und Baustile. Die Barockkirchen sehen noch spanischer aus als anderswo, der Duomo im Profil betrachtet wirklich griechisch, und die Paläste zwinkern einem gotisch-katalanisch zu.

Das festländische Syrakus gliedert sich in vier Viertel: Achradine, Tyche, Epipolis und Neapolis. Letzteres hat beachtliche Ausgrabungsstätten und weitere Trümpfe zu bieten, wie etwa reich bestückte Museen. Man sollte seinen Reiseverlauf so gestalten, dass die Besichtigung der Stadt nicht auf einen Montag fällt, da an diesem Tag wirklich alles zu ist: von den Museen angefangen bis zu den Restaurants. Hinzuweisen ist noch auf die Tatsache, dass Syrakus zusammen mit Taormina die zweifelhafte Ehre zukommt, in Sizilien am teuersten zu sein.

Abstecher in die Geschichte

Als Rivalin so mächtiger Städte wie Karthago und Athen war Syrakus die wohl bedeutendste Stadt Siziliens, dessen Einheit sie Jahrhunderte hindurch immer wieder herzustellen versuchte. 367 v.Chr. galt sie sogar als reichste Metropole der griechischen Welt. Mit ihrer Bündnispolitik schipperte sie mehrmals um Haaresbreite an verheerenden Niederlagen vorbei - bis zu jenem Tag, da sie sich auf die Seite Karthagos gegen Rom schlug und von heute auf morgen im Belagerungszustand befand.

Zweiter Punischer Krieg, Scipio wollte Karthago zerstören, um Hannibal loszuwerden, der seit 218 v.Chr. fünfzehn Jahre in Italien steht, ohne Rom bezwungen zu haben.

Ein im Geschichtskapitel erwähnter genialer Gelehrter verdiente sich bei der Gelegenheit Lorbeeren: Archimedes, der beteiligte sich an der Verteidigung der Stadt und erfand jene perfektionierten Maschinen, welche die Römer das Fürchten lehrten. Eines trüben Tages jedoch war die Stunde der Römer gekommen, und sie plünderten die Stadt. Archimedes ging bei dieser Gelegenheit seines Lebens verlustig. Dem römischen Soldaten soll er zuvor noch zugerufen haben: Noli turbare circulos meos! (für alle Nichtlateiner: »Störe meine Kreise nicht!« oder »Nu laß mich das mal noch zu Ende bringen!«). Angeblich war er nämlich gerade damit beschäftigt, neue Entwürfe (für Verteidigungsmaschinen?) in den Sand zu zeichnen. Wieder ein Hinweis dafür, dass den Gelehrten damals wie heute der Sinn fürs Praktische bzw. den Ernst der Lage häufig abgeht. Ein schwacher Trost: es heißt, Rom habe sich nach diesem Sieg in die griechische Kunst vernarrt und sie nach Herzenslust kopiert. Der Rest der Geschichte verlief so wie in allen anderen Städten Siziliens: Syrakus wurde nacheinander byzantinisch, arabisch, staufisch, aragonensisch, spanisch ...