Union Square
Viereckinger Platz als Hüter der Luxusläden
Konsum zwischen Glas und Marmor
Ein italienischer Finanzmogul
Im Herzen der Innenstadt. Dieser quadratische Platz, eine mit Palmen bestückte Grünfläche, wurde nach dem hier stattfindenden Pro-Gewerkschaftskundgebungen um 1860 benannt. Der Union Square ist in etwa die Champs Elysées von San Francisco, da sich hier Luxusboutiquen, Warenhäuser der höheren Preiskategorien und Luxushotels ein Stelldichein geben. Namen wie Burberry´s of London, Yves Saint Laurent, Wedgwood, Gianni Versace, Laura Ashley, Hyatt Regency, Tiffany & Co. und Westin St. Francis geben sich die Ehre. Luxus auf weltstädtischer Ebene und die bestgekleideten Leute in der Stadt.
Der elegante Konsumrummel wird hier und da untermalt vom durchdringenden Gebimmel der Cable Cars und den Klängen eines Straßenmusikers. Im Westen des Union Squares steht das legendäre Westin St. Francis Hotel, dessen gläserne Aufzüge fast gespenstisch geräuschlos an der Außenseite des Neuanbaus auf- und abgleiten. Im Osten überragt der zweiundfünfzigstöckige Protzbau der Bank of America die Silhouette. Das mit dunklem Marmor umhüllte Gebäude ist die Zentrale der mächtigsten Bank Nordamerikas. Auf dem Vorplatz dieses Riesen, an der 555 California St., ragt ein blankpolierter Marmorklotz gen Himmel, in der City »the banker´s heart« genannt.
Die Bank hieß ursprünglich Bank of Italy und war die Gründung von Amadeo Peter Giannini, 1870 als Sohn eines bescheidenen Hotelbesitzers in San José geboren. Eine Weile betätigte er sich als Obst- und Gemüsehändler und makelte nebenher ein wenig mit Immobilien. Im Jahre 1902 wechselte er ins Bankgeschäft und wurde Leiter einer kleinen Bank mit überwiegend italienschstämmiger Kundschaft. Nach einem Streit mit seinen Mitdirektoren gründete er seine eigene Bank und nahm gleich am ersten Tag achttausend Dollar Einlagen ein. Sein nächster Glücksfall war der Brand der Stadt nach dem Erdbeben. Giannini hatte, da er sich keinen Tresor hatte leisten können, sein Geld und seine Unterlagen bei Nahen der Feuersbrunst auf Pferdewagen weggeschafft und stand bereits mit einem Brettertisch und einem Geldsack am Kai, als seine Konkurrenten noch dabei waren, ihre Tresore freizubuddeln, um wieder geschäftsfähig zu werden. Ausnahme war die Crocker Bank, die ihre Wertpapiere auf Schubkarren in ein Schiff lud, das bis Ende des Brandes in der Bucht ankerte. Im Jahre 1920 war die Bank of Italy die wichtigste Finanzierungsbank der Landwirtschaft mit Hypotheken auf rund zwölftausend Bauernhöfe. 1930, nunmehr als Bank of America, und viertgrößte der USA, eröffnete sie eine erste europäische Niederlassung in London, überflügelte 1945 die Chase Manhattan und stand somit an erster Stelle. Bei Giannini Tod, vier Jahre später, hinterließ er ein Imperium mit über acht Milliarden Dollar Vermögen.