Geschichte
Kurzer Blick in die Geschichte
»Geschichtsträchtiger Ort«, meinen die einen. »Schrecklicher Affront«, denken die anderen. Der Name »Atlanta« hat für einen Amerikaner genauso einen besonderen Klang wie es »Austerlitz« oder »Waterloo« für einen Europäer haben. Alles begann 1860 mit der Wahl Lincolns, eines Gegners der Sklaverei. Die Südstaaten bekommen es mit der Angst zu tun, und Südkarolina tritt aus den Vereinigten Staaten aus. Von 1861-1865 tobt der sogenannte Bürgerkrieg (Civil War) mit ungeahnter Grausamkeit. Die dreiundzwanzig Nordstaaten (die »Union«) kämpfen gegen die elf Südstaaten (die Konföderierten, am. »Confederate States of America«). Der Süden kämpft um sein Überleben, denn die Plantagen können nur dank der Sklavenarbeit existieren.
Die Abschaffung der Sklaverei ist für sie gleichbedeutend mit Ruin. Deshalb sterben sie lieber, als dass sie nachgeben. Sherman brennt alles nieder, wo er auch hinkommt. Als er sich Atlantas Toren nähert, ist die Stadt gerade mal zwanzig Jahre alt und zählt 20.000 Einwohner. Der General der Nordstaaten belagert sie, hungert sie aus und brennt sie dann im Frühling 1864 fast völlig nieder. Der Krieg endet 1865 und hinterläßt tiefe Narben im Gedächtnis der Südstaatler. Das unbeschwerte Leben der großen Familien ist vorüber. In Atlanta benutzt man noch heute das Wort »yankee« zur Bezeichnung der Menschen aus dem Norden. Es sollte noch erwähnt werden, dass die Abschaffung der Sklaverei nicht das Problem der Schwarzen gelöst hat, die zwar jetzt die Freiheit besaßen, aber noch stärker als zuvor verarmten. Rassentrennungsgesetze, bis vor gar nicht langer Zeit in Kraft, ersetzten bald die Sklaverei. Der Geist, der diesen Gesetzen zugrunde lag, ist auch heute noch manchmal in Atlanta zu verspüren, obwohl die Stadt eine Menge für die Integration der Schwarzen getan hat. Der Bürgermeister von Atlanta ist übrigens ein Schwarzer. Sign of the time ...
Die Martin Luther King-Story
»I have a dream that one day on the red hills of Georgia, sons of former slaves owners will be able to sit down together at the table of brotherhood ...«
»Ich habe einen Traum, dass eines Tages, auf den roten Hügeln von Georgia, die Kinder von früheren Sklaven und die Kinder von früheren Sklavenbesitzern gemeinsam am Tisch der Brüderlichkeit sitzen werden ...«
M.L. King
Nach dem Sezessionskrieg und der Abschaffung der Sklaverei machte sich eine andere, hinterhältigere Form des Rassissmus breit: die Rassentrennung. Strenge Gesetze wurden verabschiedet, welche die Rechte der Farbigen einschränkten und sie ein Leben voller Demütigungen zu führen zwangen. Leidenschaftlichster Gegner der Rassentrennung war Pastor Martin Luther King. Er bleibt bis heute neben Nelson Mandela derjenige, welcher sich am meisten um die Sache der Schwarzen verdient gemacht hat.
Martin Luther King wurde 1929 als Sohn einer baptistischen Pastorenfamilie geboren und wurde später selbst auch Pfarrer und Doktor der Philosophie. Sehr früh engagiert er sich im Kampf gegen die diskriminierenden Gesetze der Weißen, insbesondere ruft er 1956 die Schwarzen zu einem Boykott der städtischen Autobusse auf, in denen die Schwarzen gezwungen waren, im hinteren Teil Platz zu nehmen. Dies ist sein erster Erfolg. Boykotte, Sit-ins und Demonstrationsmärsche zählen zu seinen gewaltfreien Kampfmitteln. 1957 gründet er die »Konferenz der Christlichen Führer des Südens«. Die gewaltfreie Jugend Amerikas erklärt sich mit seiner Sache solidarisch. Zwischen 1960 und 1963 bekämpft er alle Gesetze, die er für »unmoralisch« hält. Obwohl er mehrmals unter verschiedensten Vorwänden verhaftet wird, verfolgt er unbeirrbar sein Ziel. Dies führt zu gewaltätigen Reaktionen von Seiten extremistischer weißer Gruppierungen (Bomben, Drohungen, Mord ...).
Im Sommer 1963 erreicht Kings Popularität mit dem berühmten »Freiheitsmarsch«, der 250.000 Menschen auf die Straßen Washingtons lockt, ihren Höhepunkt. Seine Rede »I have a dream ...«, die er bei diesem Anlaß hielt, gilt bis heute als Inbegriff seines ganzen Strebens. Er wird von J.F. Kennedy empfangen, der den Kampf gegen die Rassentrennung zu einer seiner Prioritäten als Präsident gemacht hatte. 1964 erhält er den Friedensnobelpreis und ist damit der jüngste Mensch, der jemals diese Auszeichnung erhalten hat. Aber schon bald sind gewaltfreie Aktionen nicht mehr gefragt. Die Bewegung verliert an Kraft, und die Schwarzen werden ungeduldig. Er wird von anderen Gruppen, die eine härtere Linie vertreten, wie zum Beispiel »Black Power« und »Black Panther« von Malcolm X, verdrängt. 1967 hält er eine Rede gegen den Vietnamkrieg. Am 4. April 1968, als er sich in Memphis aufhält, um einen Streik zu unterstützen, wird er auf dem Balkon des Lorraine Hotels ermordet. Der Führer der »Bewegung für Bürgerrechte und Rassengleichheit« war 39 Jahre alt.
Bei Bekanntwerden seines Todes kam es in Washington, Chicago, Baltimore und Kansas City zu blutigen Krawallen, die sechsundvierzig Menschen das Leben kosteten.
Außer Washington ist Martin Luther King der einzige Amerikaner, dem ein eigener Feiertag gewidmet ist, der an seinen Kampf erinnern soll (Martin Luther King´s Day am dritten Montag im Januar).
Seit den sechziger Jahren hat sich die Lage der Schwarzen grundlegend geändert. Aber auch wenn es inzwischen ein schwarzes Bürgertum gibt, so ist doch ein beträchtlicher Teil der farbigen Bevölkerung arbeitslos und lebt in Armut, wenn nicht sogar im Elend. Die Jahre der Reagan-Regierung haben die Lage nicht verbessert und insbesondere die sozialen Fortschritte stehen auf wackeligen Füßen.