Sehenswertes
Altstadt und Avenida Dom Pedro II
Fonte do Ribeirao und Praça do Desterro
Altstadt: da sie wegen des wirtschaftlichen Niedergangs im Gefolge der Zuckerkrise und dank der abseitigen Lage von Sao Luís insgesamt erhalten blieb, ist die Instandhaltung der einzigartigen Architektur in Brasilien heute von besonderer Bedeutung. Amerikanische Architekten haben bei diesem Projekt mitgearbeitet. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend: den Behausungen wurde ihr Stil insgesamt gelassen; einzelne, verfallene, vornehme Bürgerhäuser sind wieder vollständig aufgemöbelt worden und erstrahlen in ihrem alten Glanz. Bestimmte Gebäude zeigen sich von außen ganz azulejosüberzogen. Ursprünglich benutzte man die Kacheln als pflegeleichten Wandschmuck an Veranden, in Küchen usw. Später setzte man sie auch an Fassaden ein, um die Häuser vor der tropischen Feuchtigkeit zu schützen. Nicht aus der Welt zu schaffen scheint das Gerücht, die Bezeichnung Azulejo lassen sich auf portugiesisch azúl für »blau« zurückführen. Dabei standen bei der Etymologie des Wortes die Araber Pate (az-zalidj = »kleiner Stein«), denen auch die Technik geschuldet ist.
Es lohnt sich, im Fremdenverkehrsamt nach einem Stadtplan mit den alten Straßennamen zu fragen, da der Quadro-Rodas-Plan nur die neuen verzeichnet, die hier kein Mensch kennt. Für die Straßenschilder verwendete man ebenfalls Azulejos (wie in der Zona ribeira von Porto beispielsweise). Einige besonders sehenswerte Gassen seien hier genannt: zunächst der Beco Catarina und die Rua da Estrela. Nicht übel auch der Solar dos Vasconcelos, ein halb verfallendes Gebäude gleich gegenüber dem Sindicato dos Vigias Portuários. Vom unteren Teil der Rua Pintor Zaque Pedro bietet sich eine malerische Perspektive. In den Straßen Rua Magalhaes de Almeida und Rua do Giz läßt sich eine harmonische Reihung von Kolonialhäusern bewundern.
In den Straßen Rua Direita der »geraden« Straße, die sich eigentlich eher windet und in der Rua da Palma lebt der ärmste Teil der Bevölkerung. Es handelt sich hier um das Viertel der Bars und der Prostitution, das noch mal ein Schlaglicht auf Brasilien im 19. Jahrhundert wirft. Die Bewohner fragen sich schon jetzt, was aus ihnen wird, wenn sie die höhere Miete für die renovierten Häuser nicht mehr aufbringen können. Nachts halten sich die Menschen auf der Straße auf, und eine dröhnende Musik hallt durch die Gassen. Das stumpfe Licht der Straßenlaternen und die grelle Reklame der Nachtclubs lassen die alten patinaüberzogenen und vom Meereswind seit Jahrhunderten angegriffenen Gemäuer halb verfallen erscheinen.
Avenida Dom Pedro II: hier erhebt sich der Palácio do Governo (oder Palá dos Leoes), von den Franzosen 1776 errichtet. Er zeugt von ausgefeilter Kolonialarchitektur; das Interieur ist holzvertäfelt. Zutritt montags und freitags von 14 bis 17 Uhr sowie mittwochs und donnerstags von 8 bis 12 Uhr. Daneben die 1689 erbaute Stadtverwaltung (Prefeitura municipal). Am Ende der Prachtstraße, dicht beieinander, der Palácio Arquiepiscopal (Erzbischöflicher Palast) und die Igreja da Sé (1726), die heutige Kathedrale, die mit einem bemerkenswerten Barockaltar aufwartet.
Fonte do Ribeirao: am Largo do Ribeirao. Prächtiger, bläulicher Brunnen aus Kolonialzeiten (1796) mit dekorativen Wasserspeiern.
Praça do Desterro:diesen Platz beherrscht die älteste Kirche von Sao Luís. Ihr Bau wurde 1641 in Angriff genommen und 1863 dank der Unterstützung eines Gönners vollendet. Das einzige Gotteshaus in Brasilien, das zugleich neoklassischen und byzantinischen Stil in sich vereint.
Hafen: lohnt wegen seiner fantastischen Boote mit ihren ockerfarbenen, dreieckigen Segeln, einen Bummel. Besonders hübsch anzusehen ist die abendliche Rückkehr der Fischer, in deren Netzen sich hauptsächlich Garnelen verfangen.
Museu da Cultura Popular (Heimatmuseum): Rua do Giz 221. Einlaß montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr. In einem alten, bürgerlichen und vorbildlich restaurierten »Gemäuer« untergebracht. Man findet dort eine Rindersammlung vor nein, keine lebendigen! die für das typischste Fest in der Region, den Bumba-meu-Boi, gebraucht werden. Außerdem bietet sich ein Einblick in das regionale Kunsthandwerk.
Historisches Museum (Museu histórico): Rua do Sol (Rua Nina Rodriguez) 302. Dienstags bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr zugänglich. Nutzt die Räumlichkeiten eines bildschönen Kolonialgebäudes. Als Besonderheiten seien der Innenhof und die Außenbalustraden genannt. Überdies eine sehenswerte Möbelsammlung und religiöse Kunstgegenstände. Das Museum weist drei Abteilungen auf, die an verschiedenen Orten untergebracht sind: im Casa Maranhense (obige Adresse), im Museum der sakralen Kunst, Rua de Mayo 500, und im Museum der visuellen Künste, Rua Portugal 27, von montags bis freitags, 13 bis 18 Uhr, geöffnet.
Beco Catarina: volkstümlicher Markt, auf dem eine ausgezeichnete, wohlriechende Cachaça zu bekommen ist. Wenn schon, dann sollte man sich für die beste entscheiden, jene von Sao Bento nämlich, einer Stadt in der Baixa da Maranhense: die wird noch aus der Kanne serviert. Abgehärtete Naturen werden die starke Cachaça de mandioca (Alkohol aus Maniok) versuchen. Außerdem gibt´s hier kleine, unförmige Zigarren: günstig und noch dazu hervorragend im Geschmack.
Sao Luís feiert
Bumba-meu-Boi: das schönste Fest im Maranhao. Die bäuerliche Geschichte dreht sich sich stets um dasselbe Thema: ein armer Kuhhirt stiehlt eine Kuh, um seine am Hungertuch nagende Familie ernähren zu können. Seine Mitmenschen maßregeln ihn streng, der Kuhhirt bittet um Vergebung und das Rind wird wieder zum Leben erweckt. Eine noch ausgefeiltere Fassung stellt eine schwangere Frau dar, die ihren Heißhunger auf Rindszunge äußert. Ihr Mann macht sich also auf den Weg, um einen Ochsen zu töten, verletzt ihn dann aber nur. Er landet vor Gericht und bereut. Die Schuld wird ihm jedoch erst dann vergeben, wenn das Rind genesen ist. Die Aufführung, bei der übrigens der Ochse Hauptdarsteller und Held ist, zieht sich über die ganze Nacht hin. Das Rindvieh wird von einem der Teilnehmer gespielt. Seine Verkleidung besteht aus einem leichten, hölzernen Zaumzeug und einem schwarzen, reich bestickten, mit buntem Firlefanz bestückten Tuch. Den Anlaß zum freudigen Fest bieten also Auferstehung oder Heilung des Tieres. Das Publikum bringt seine Freude mit Liedern und Tänzen zum Ausdruck. Musiziert wird auf den typischen Musikinstrumenten des Maranhao: der Sanfona, den Membraphonen und Tambourins.
Den Bumba-meu-Boi-Festen kann man von der zweiten Junihälfte bis Ende August beiwohnen. Sie finden normalerweise samstags auf den Dörfern und in den Stadtvierteln statt. Beim Fremdenverkehrsamt Näheres zu Ort und Datum der Feste.
Tambores de Mina: afro-brasilianische Riten des Staates Maranhao. Sie werden jährlich zu einem genau bestimmten Zeitpunkt aufgeführt. Zeitungen und Broschüren des Fremdenverkehrsamts ist zu entnehmen, wann geanu es losgeht. Die wichtigsten Feste finden um den 19. und 20. Januar (zu Ehren des Heiligen Sebastians), um den den 19. und 20. Mai (Heiliger Georg von Ogum), vom 12. bis zum 14. Juni (Heiliger Antonius), am 28. und 29. Juni (Heiliger Petrus) und am 2. Juli (Santana) statt.
Festa do Divino Espírito Santo: halb religiöses, halb weltliches Fest, das, wie viele Feierlichkeiten im Nordeste, zugleich von der afrikanischen und portugiesischen Kultur geprägt ist. Die Festa spielt sich von Himmelfahrt bis Pfingsten ab; gefeiert wird die Üppigkeit der Natur, erbeten der Segen Gottes für eine reiche Ernte. Begleitet wird das Fest natürlich von Märkten und Prozessionen, aber auch von den Tambores de Crioula Tänze afrikanischen Ursprungs, die bei allen Volksfesten gegenwärtig sind von Bumba-meu-Boi-Aufführungen und von Festgelagen. Die wichtigsten, das Fest durchwebende, Themen sind die Verehrung des Heiligen Geistes, des Jesuskindes und die Krönung eines »Kaisers« aus der Menge der örtlichen Honoratioren. Eine der farbenfrohesten Zeremonien besteht in der Übergabe der Kaiserkrone des vergangenen Jahres an den neuen »Machthaber«, über dessen Wahl das Los entscheidet.
Mitte August steht Sao Luís im Zeichen des Folklorefestivals.