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Umgebung

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Strände bei Sao Luís

Das warm-gemäßigte Küstenklima im Norden – es gilt als eines der angenehmsten Brasiliens – zeichnet sich durch stets für Kühlung sorgende Passatwinde aus. Aber auch die weiten Strände von Sao Luís laden dazu ein, noch ein weinig zu verweilen.

Zustieg zum Strandbus an der Praça Joao Lisboa.

Praia da Ponte de Areia:drei Kilometer nördlich von Sao Luís. Auf dem Weg dorthin passieren wir ein, auf einer Lagune angelegtes, Pfahldorf. Es handelt sich bei der Praia da Ponte um einen weitläufigen und den der Stadt am nächsten gelegenen Strand. Leckermäuler halten sich an die zahlreichen Verkaufsbuden mitten im Getriebe. Bei Kokusnuß und Fruchtsaft läßt sich´s aushalten, während einem schrottreifen Radio Sambamelodien entweichen. Wir raten zum Restaurant Tia Mariaunmittelbar am Strand. Zu finden sind hier außerdem einige schicke Hotels.

Praia do Calhau: zwölf Kilometer außerhalb. Der ausgedehnteste Strand: so weit das Auge reicht nur Sand und Meer.
Praia do Aracaji: ungefähr zwanzig Kilometer vor Sao Luís. Von der Zivilisation kaum beleckt und schwach frequentiert.

Sich umschauen

Alcântara: beeindruckende Geisterstadt aus der Kolonialzeit, anderthalb Bootsstunden nordwestlich von Sao Luís. Im Jahre 1634 gegründet, war Alcântara im 18. Jahrhundert bedeutender als Sao Luís und diente Aristokraten und reichen portugiesischen Grundbesitzern als Wohnsitz. Die Stadt schöpfte ihren Reichtum aus dem Zuckerrohranbau. Die Abschafffung des Sklavenhandels 1888, die Zuckerkrise und die vorteilhafte Entwicklung der Konkurrenzstadt Sao Luís zum Nachteil Alcântaras wirkte bei der Bevölkerung wie ein Schock. In der Folge verließen die Bewohner ihre schönen Sobradoes, um in die »neureichen« Machtzentren zu ziehen. Die tropische Pflanzenweltgewann nach und nach wieder die Oberhand, Häuser und Kirchen waren der Witterung schutzlos ausgeliefert. Von einer ganzen Reihe baulicher Zeugen der Vergangenheit sind nurmehr die Grundmauern geblieben. Viel ist nicht mehr zu sehen; Alcântara stellt eine sterbende Stadt dar, die sich trotz (oder gerade wegen) des Verfalls aber bis heute eine morbide Noblesse und ihren Stolz bewahrt hat. Die Stille dort hat etwas Mystisches, etwas Ergreifendes. Alcântara zählt gegenwärtig nur noch viertausend Einwohner. Die Stadt diente sogar eine Zeitlang als Strafkolonie. Ehemalige Gefangene haben sich später dann hier häuslich niedergelassen.

Anreise: das Boot nach Alcântara richtet seinen Fahrplan nach den Gezeiten. Je nach Flut legt es allmorgendlich unweit des Regierungspalast in Sao Luís zwischen 6 und 8 Uhr ab. Die Überfahrt dauert anderthalb Stunden. Wir raten, sich im voraus nach den genauen Zeiten zu erkundigen. Zurück geht´s um 11 oder 14 Uhr. Als günstig erweisen sich die Boote des regulären Pendelverkehrs; die zu den Hotels gehörenden verlangen überhöhte Tarife. An Bord der Nußschale trifft man auf Claudio, den »offiziellen Führer«, der den Fremden eine Führung anbietet; eine Teilnahme lohnt sich nur bei ausreichenden Portugiesischkenntnissen.

Sehenswert: der Pelourinho (Pranger), der die Zeitläufte überdauert hat und wo einst die Sklaven ausgepeitscht wurden. Die Casa do Imperador in der Rua Grande erzählt uns eine teils lustige, teils traurige Geschichte: nachdem Kaiser Pedro II. seinen Wunsch geäußert hatte, Alcântara mit einem Besuch zu beehren, beschlossen zwei Gutsherren, ihrem Monarch ein würdiges Haus zu errichten. Da sie sich aber nicht einigen konnten, wer nun den Gast hauptsächlich bewirten durfte, fällte der Kaiser eine salomonische Entscheidung: er verzichtete kurzerhand auf seinen Besuch. Das Haus wurde niemals fertiggestellt. Ergebnis: der eine Gutsherr brachte den anderen um und landete im Gefängnis.

Anschauen sollte man sich in der Rua Grande auch die Igreja de Nossa Senhora do Carmo. Kirche und Kloster datieren aus dem Jahr 1665. Man beachte den barocken Altar.

Die Praça da Matriz säumen neben den imposantesten Sobradoes der Stadt auch zwei Museen. Eine weitere malerische Kirche stellt die Capela das Mercès dar, die in ihrem Innern eine Muttergottesfigur aus Holz birgt. Am Stadtrand, Rua Mirititiva, plätschert seit 1747 Wasser in einem hübschen Brunnen. Lohnend auch der grasüberwucherte Friedhof, dessen Wärterin eine ausgehungerte Kuh ist.

Raposa: malerisches Fischerdorf, dreißig Kilometer von Sao Luís. Seine Bewohner wanderten Ende des 19. Jahrhunderts wegen einer Hungersnot aus dem Ceará ein und besitzen die Eigenart, niemals wirklich Teil der Bevölkerung des Maranhao geworden zu sein. Die Architektur der Häuser ist denn auch recht ungewöhnlich: sämtliche Unterkünfte bestehen aus Holz oder getrocknetem Schlamm und besitzen Palmdächer. Man gewinnt den Eindruck, eine Sequenz aus dem Brasilien der Kolonialzeit vorgesetzt zu bekommen und fühlt sich leider ein wenig als Voyeur. Besonders in Erinnerung haben wir das Einlaufen der Schiffe am endlosen Strand – bunte Segel, das Abwiegen der Fische ... Die Frauen fertigen Rendas (handgearbeitete Spitzen) von bemerkenswerter Feinheit an. Ihre uralte Technik sieht folgendermaßen aus: eine Art kleines Stoffkissen ist mit Nägeln bestückt. Die Finger der Klöpplerin lassen nun die »Weberschiffchen« in einer teuflischen Geschwindigkeit durch die Nägel rasen. Hier bietet sich Gelegenheit, wirklich sinnvolle und wertvolle Souvenirs zu erstehen. Anreise: Bus von Sao Luís nach Raposa ab 7 Uhr morgens alle zwei Stunden; letzte Rückverbindung um 22 Uhr. Abfahrt nach Reposa hinter dem Hauptmarkt, am Ende der Avenida de Almeida.

Abreise aus Sao Luís

Per Flugzeug

Nach Brasília: montags, mittwochs und samstags.

Per Bus

Nach Belém: 840 km. Vierzehn Stunden Fahrt. Täglich zwei Busse.
Nach Fortaleza:1.080 km. Fahrtzeit 16 Stunden.
Nach Recife: 1.650 km.
Nach Rio:3.200 km ... eine Strapaze!
Nach Brasília:2.250 km; macht vierzig Stunden Busfahrt. Täglich ein Bus um 17 Uhr.

Per Bahn

Bahnhof an der Avenida Beira Mar. Dummerweise nehmen die meisten Züge jedoch keine Reisenden mit!