Mythos Religionskrieg
DER MYTHOS VOM RELIGIONSKRIEG
Protestanten und Katholilen
Grundsätzliches
Das Stichwort »Jakobiterkriege« soll uns Aufhänger für einige grundsätzliche Bemerkungen sein. Diese Seiten spendieren wir allen Geizhälsen, die sich über soviel unnützes Papier beklagen könnten, ohne Preiserhöhung.
Viele haben den Eindruck, in Irland habe es vor allem aus religiösen Gründen einen Krieg gegeben und alles wäre doch in Ordnung gewesen, wenn die Anhänger beider Glaubensrichtungen doch bloß zueinandergefunden hätten etc. pp.
Im Folgenden also einige grundsätzliche Dinge, die wir wegen der in Nordirland und der Republik besonders deutlichen Gegensätze beider europäischer Hauptreligionen erklären wollen. Eire und Nordirland stellen nicht nur eine Nahtstelle zwischen zwei Religionen sondern auch eine zwischen zwei Wirtschaftssystemen und zwei Charaktertypen dar. Selbst wenn Irland heute voll in die EU eingespannt ist, so sind doch gewisse Charakterzüge Ergebnis geschichtlicher Verhältnisse.
Nebenbei bemerkt ist es doch auch höchst seltsam, dass kaum jemand bei uns begründen kann, warum er denn Katholik oder Protestant sei. Man sei halt in diese oder jene Religionsgemeinschaft hineingeboren, ist die häufigste Antwort. Aufklärung darüber ist offensichtlich gesellschaftlich unerwünscht, denn selbst im Religions- oder Geschichtsunterricht wird dieses grundlegende Thema nur oberflächlich be- und mißhandelt. Luther habe wegen »Mißständen« eine Spaltung herbeigeführt o.ä. heißt es. Die christlichen Religionen haben sich arrangiert – die Pfründe sind verteilt – hüten heute ihre Bestände und befehden einander nicht, beide aber greifen vehement die sogenannten Sekten u.a. an. Während Zweifel an den wortwörtlich ausgelegten Schriften jener vor zweitausend Jahren durch Israel nomadisierenden Ziegenhirten mit Verbrennung auf dem Scheiterhaufen geahndet wurden – und das bis zur Aufklärung vor rund zweihundert Jahren – lautet das allgemeine Problem des Religionslehrers heute: wie kriege ich die Aussagen der Bibel zurechtgebogen und kann sie retten, damit sie ja noch in Einklang mit unserer Realität scheinen? Frei nach dem Motto: und die Bibel hat doch recht.
Wir betrachten Religionen als einen Untersuchungsgegenstand, nicht als ein zu prüfendes Aussagensystem, an dem sich schon die Aufklärer die Zähne ausgebissen hatten. Es wird hier also nichts Systemimmanentes zu hören sein, in der Art »Wenn Jesus gesagt hat, dass .... so schreibt Johannes doch ... «. Das ist uns grad wurscht, und schon lange interessiert uns nur bedingt, welchen Illusionen sich jemand über seinen Verein hingibt, selbst wenn wir sicher wären, dass etwaig Überliefertes tatsächlich mal stimmte. ...