Geschichte
Geschichte Karthagos
»Neue Tyros« und Hannibal
Punische Kriege
Nach dem römischen Dichter Vergil wurde Karthago 814 von den Tyrern gegründet, die vor den, zum Mittelmeer vordringenden, Assyrern nach Westen auswichen. Dieses »Neue Tyros« dehnte seinen Einfluß auf den Seehandel im Mittelmeer immer weiter aus, bis es im 4. Jahrhundert v. Chr. zum ernsthaften Rivalen Roms und Athens aufgestiegen war und zahlreiche Gebiete militärisch besetzte. Karthago war stets bemüht, sich Sizilien ebenfalls als Kolonie einzuverleiben, was ihm jedoch nie gelingen sollte. In der Schlacht bei Himera gegen Syrakus 480 v Chr. mußte es sogar eine herbe Niederlage einstecken. Und während des Zweiten Punischen Krieges gegen Rom erging es den Karthagern nicht besser.
Jedes Kind kennt die heldenhafte Geschichte des Hannibal, der auf dem Weg nach Rom die Pyrenäen und die Alpen mit 50.000 Soldaten, 9.000 Pferden und ... 37 Kriegselefanten überschritt und dabei bis ins campanische Capua einen Sieg nach dem anderen errang. Jedoch vergebens: Scipio beendete zwischen 210 und 206 die karthagische Vorherrschaft in Spanien und in der Entscheidungsschlacht von Zama 202 schließlich auch jene in Afrika. Als unmittelbare Folge dieser Niederlagen büßte Karthago die meisten seiner Kolonien und Handelsniederlassungen ein und zog sich in einen Schmollwinkel zurück. Selbst dies war den Karthagern nur kurze Zeit vergönnt, forderte doch der römische Senator Cato, der die Sache mit den Elefanten einfach nicht verdauen konnte, am Schluß seiner Reden über Jahre hinweg »Censeo Cartaginem esse delendam«, »Im übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muß«. Dieser antike Vorläufer der Gehirnwäsche sollte Erfolg haben: Rom nutzte die Streitigkeiten zwischen Karthago und seinen Nachbarn aus und belagerte die Stadt erneut. Drei Jahre lang boten die Karthager ihren Belagerern tapfer die Stirn, bis sie schließlich doch unterlagen. Ihre Stadt wurde geplündert und endgültig dem Erdboden gleichgemacht.
Auf den Grundmauern der punischen Stadt errichteten die neuen Herren, auf Drängen Caesars und, nach 44, des Augustus hin das römische Karthago, Hauptstadt der Provinz Africa. Nach dem Zusammenbruch des römischen Imperiums wird Karthago von Wandalen, Byzantinern und Arabern heimgesucht. Von da an diente es nurmehr als Steinbruch für den Bau der Moscheen und Paläste in Tunis. 1857 wurde mit ersten archäologischen Grabungen begonnen, just in dem Jahr, da der französische Schriftsteller Flaubert seine schwülstige Erzählung »Salammbô« verfaßte. Die Arbeiten wurden bis in unsere Tage fortgesetzt, geht man doch davon aus, dass es mit großer Sicherheit unter dem Boden von Karthago noch mancherlei zu entdecken gilt.