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Tal der Tempel

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Und jetzt zur Kultur ...

Im Tal der Tempel

Anfahrt

Busse 8, 9 oder 10, Abfahrt am Bahnhofsvorplatz jede halbe Stunde ab 6h in der Frühe. Einige Kilometer von der Altstadt entfernt. Motorisierte nehmen die Via Panoramica und parken ihr Gefährt am Parkplatz vor dem Juno-Tempel. Dort treiben sich weniger Parkwächter herum, was den einzelnen zahmer macht. Man meide hingegen den Parkplatz am Eingang zum Museum, wo die Wärter einem das Doppelte des Üblichen abzuknöpfen versuchen. Sich von der Aggressivität des Leute aber nicht einschüchtern lassen. Falls es zum Streit kommt, verlange man den offiziellen Parkschein. Gibt´s nicht, und das hat seinen guten Grund: die Jungs »wachen« hier auf eigene Rechnung, und der Parkplatz ist eigentlich gebührenfrei.

Günstige Zeiten

Während der Siesta präsentieren sich die archäologischen Stätten, eine sagenhafte Anhäufung dorischer Monumente in einmaliger Landschaft, fast menschenleer. Bei Sonnenuntergang ein unvergeßliches Erlebnis! Im Sommer ist das Gelände bis 21.30, an manchen Abenden sogar bis 22h zugänglich. Morgens vor 9h oder besser noch abends hingehen, wenn die Tempel angestrahlt sind und Herr und Frau Müller, Meier, Schulze ... vor ihren Tellern Platz genommen haben. Ein erhebender Moment (die angestrahlten Tempel meinen wir natürlich). Und was uns nur recht sein kann: die Besichtigung der Tempel ist kostenlos.

  • Concordia-Tempel (Plan I, B2): der besterhaltene, da er Kriege und Erdbeben unversehrt überstanden hat. Agnostiker und Lästerzungen aller Couleur, leistet jenen Schwarzröcken Abbitte, die den Tempel retteten, indem sie ihn zur Kirche umgestalteten! Wenn dies auch zum Preis einiger Arkaden an den Seitenwänden geschah, aber wir wollen nicht kleinlich sein. Bemerkenswert sind die sich nach oben verjüngenden Säulen, die vermöge dieses Kunstgriffs schlanker erscheinen. Jetzt weiter zum Juno-Tempel, der schon etwas wackliger auf seinen Säulen steht, aber immerhin einen neuen Blickwinkel über das Tal gewährt.
  • Auf der anderen Straßenseite der Tempel des olympischen Zeus (Giove Olympico). Der zählt dereinst unter die größten Griechenlands und war auch der größte Siziliens. Noch die Überreste vermitteln eine gewisse Vorstellung von den ursprünglichen Ausmaßen. Die Konzeption war durchaus originell: keine Säulen, dafür glatte Wände. Riesige »Atlanten« - hier nur Nachbildungen, da die Originale ins Museum gewandert sind - stützen die gesamte Konstruktion. Weiter unten der Tempel von Castor und Pollux (oder Dioskurentempel), von dem nurmehr eine Ecke zu sehen ist, die allerdings das am häufigsten verschickte Postkartenmotiv darstellt.
  • Archäologisches Nationalmuseum (Plan I, B2): einige Skulpturen, darunter der Ephebe von Agrigent mit seiner vollkommenen Gestalt und andere Statuetten; daneben auch Tongefäße, bemalte Trinkschalen, Gebrauchsgegenstände usw.

    Man beachte den Hünen, der den Tragbalken des gerade besichtigten Jupitertempels stützen mußte: er mißt 7,65 m vom Scheitel bis zur Sohle! Über die Plazierung der Gebälkträger in Menschengestalt (Telamone) - ein jeder mit eigenen Gesichtszügen - streiten sich die Gelehrten. Jedenfalls müssen sie einen Teil der Säulen dargestellt haben, die wahrscheinlich rund 20 m hoch aufragten. Öffnungszeiten: montags, mittwochs und freitags von 9-13.30h, dienstags, donnerstags und samstags von 9-17.30h und sonn- und feiertags bis 13h. Eintritt frei. Gleich vor dem Museum die Kapelle S. Nicola, die vor sieben Jahrhunderten von Zisterziensern erreichtet wurden, Banausen, die sich der antiken Tempel als Steinbruch bedienten. Zu ihrer Ehrenrettung sei hinzugefügt, dass dies damals gängige Praxis war. Ein Denkmalschutzamt gab´s ja noch nicht.

  • Gegenüber vermittelt das griechisch-römische Viertel einen Eindruck von den städtebaulichen Vorstellungen der damaligen Zeit.
  • Auf dem ansteigenden Weg zum städtischen Friedhof, nach dem griechisch-römischen Viertel, stößt man auf zwei erstaunliche Bauwerken. Zuerst die Kirche San Biagio (Plan I, B3), zu normannischer Zeit, also im 12. Jahrhundert, auf den Fundamenten eines antiken Tempels errichtet. Sodann ein Felsheiligtum, der Göttin Demeter - für die Erde allgemein und die Fruchtbarkeit im Besonderen zuständig, heute Schutzpatronin aller Bioläden - geweiht. Mit ein wenig Glück begegnet man dort einem wackeren und mehrspachigen Autodidakten namens Calogero, der die Bauten, mit einer Menge persönlicher Kommentare gewürzt, bereitwillig erläutert. Er wohnt etwa 100 m vom Eingangsgitter, rechter Hand. Touristen verirren sich kaum hierher.