Schlafen, ohne knurrenden Magen
Übernachtung
Unsere ausgewählten Hotels liegen ausnahmslos in der Altstadt. Die Absteigen in Villagio Mosé, sieben Kilometer südöstlich von Agrigent, ersparen wir unseren Leserinnen und Lesern. Dort reiht sich an der Nationalstraße 115 ein fantasieloses Clubhotel ans nächste; alles, was Ottonormalurlauber so braucht, befindet sich in Reichweite seiner Bettstatt, damit sich beschwipste Touristenhorden erst gar nicht verirren können.
Für magere Budgets
Albergo Bella Napoli: Piazza Lena 6, T. 204 35. Oberhalb der Via Atenea (Plan II, A2). Im Herzen der Altstadt, in einem jener urtümlichen Viertel, die Agrigent liebenswert machen (s. auch unter »Sehenswert/Kathedralviertel«). Hinter der vor kurzem aufgefrischten Fassade verbergen sich siebenundvierzig Zimmer mit oder ohne Bad. Man bestehe auf einen der renovierten Räume, da die älteren weit weniger komfortabel und gepflegt sind. Mario, der Patron, ist zungenfertig und liebenswürdig. Keine Halbpension, aber dafür eine kleine Trattoria gleich nebenan.
Hotel Concordia: Piazza San Francesco 13, T. 59 62 66; in einem Sträßchen, das nach links unten von der Via Atenea abzweigt (Plan II, A-B2). Kleines, familiär geführtes Hotel mit dreißig Zimmern, alle gleich aussehend, mit oder ohne Bad. Halbpension im erstklassigen Restaurant La Forchetta, das den Betreibern des Hotels gehört und über das wir weiter unten noch ein paar Worte verlieren werden (s. »Essen fassen«). Kreditkarten sieht man hier übrigens nicht gerne. Pluspunkt für die zentrale Lage.
Mittlere Preisklasse
Hotel Villa Belvedere: Via San Vito 20 (Plan II, B3), T. 200 51. Fünf Minuten vom Bahnhof. Zwischen den Piazze Marconi und Vittorio Emanuele, auf der Höhe des Restaurants Kalos die breite Treppe links erklimmen; immer locker federn, sonst droht der Muskelkrampf. Das Haus vom Beginn unseres Jahrhunderts überblickt das ganze Viertel. Auf die Stockwerke verteilt (kein Aufzug, daher weiter locker federn!) dreißig Zimmer mit oder ohne Naßzelle, ein wenig , aber ohne Fehl und Tadel. Einige gewähren einen Rundblick über das Meer und den kleinen Garten unten vor dem Haus. Frühstück im Zimmerpreis nicht enthalten; kostet allerdings nicht die Welt. Gastfreundliche Inhaber.
Hotel del Viale: Via del Piave 19 (Plan I, A-B2); T. 200 63, Fax: 201 94. Dieses Hotel wird alle entzücken, die einen neuzeitlichen Wohnstil pflegen: hypermoderne Zimmer, neu, mit allem zivilisatorischen Fortschritt gesegnet (Klimaanlage, Fernseher usw.) und blitzblank. Als Ausgleich für soviel Fortune ist der Blick aus den Fenstern nicht berauschend, und die Preise moppeln sich doppelt im Sommer. Daher nur in der Vor- und Nachsaison anzuraten.
Schicker
Hotel Colleverde: Via Panoramica dei Templi (Plan I, B3); T. 295 55, Fax: 290 12. An der Straße durch das »Tal der Tempel«. Schönes modernes Gebäude, einen Kilometer von der Stadtmitte. Etwas erhöht gelegen, in einem bezaubernden Park. Zimmer mit Klimaanlage, Badezimmer oder Dusche. Einige lassen den Blick frei auf die antiken Ruinen. Auch die Einrichtung beweist einen sicheren Geschmack. Brauchbare Adresse, selbst wenn Reisegruppen aufgenommen werden, wie in allen größeren Hotels in Agrigent an der Tagesordnung.
Noch vornehmer
Hotel Villa Athena: Via dei Templi 33 (Plan I, B2), T. 59 62 88 oder 238 33, Fax: 40 21 80. Hotel mit der besten Lage in Agrigent, nämlich gleich am Fuße des Concordia-Tempels. Sparsame Schwaben, besiegt Euern inneren Schweinehund und kehrt in dieser Villa aus dem 18. Jahrhundert, die in ein Vier-Sterne-Hotel verwandelt worden ist, für zumindest eine Nacht ein! Sie bietet einen Blumengarten mit Schwimmbad und von Balkon oder Terrasse Blick auf die Tempel, die zum Greifen ganz nah sind. Gerade recht für die Flitterwochen oder einen kleinen Seitensprung. Dies trifft allerdings nicht fürs Restaurant zu, wo es uns nicht so recht mundet. Auch die Bedienung läßt zu wünschen übrig.
Seine Zelte aufschlagen
Campingplätze in San Leone, einem hübschen kleinen Badeort sechs Kilometer außerhalb, wo im Sommer die Sonnenhungrigen einfallen wie die Wandalen zur Zeit der Völkerwanderung. Ruhe- und Erholungsuchende sind hier am falschen Ort. Folgerichtig treten sich die Leute in der Ferienzeit auch auf den Zeltplätzen, die leider alle in San Leone liegen, gegenseitig auf die Badesandalen.
Von der Stazione rattert der Bus mit der durchgestrichenen 10 nach San Leone, derselbe, der uns auch zur Ausgrabungsstätte und zu den Tempeln bringt. Abfahrt stündlich von 7.30-20.30h. Mit dem Auto ist man schneller da, wenn man die Richtung Villagio Mosé einschlägt und in Höhe des Hotels Tre Torri rechts abbiegt. Diese Straße führt dann zu den Zeltplätzen auf der linken Seite.
Camping Internazionale Nettuno: in La Dune, San Leone, T. 41 62 68. Im Prinzip das ganze Jahr über geöffnet. Erstreckt sich über mehrere schattige Terrassen, die sich zum Meer hin abstufen. Warme Duschen und ein ordentliches, nicht allzu teures Restaurant. Von einer typisch sizilianischen, uns aber weniger sympathischen Familie geführt. Verdreckte Sanitäranlagen im Sommer und unerträglicher Lärmpegel. Stattliche Gebühren. Bus in 100 m Entfernung.
Campeggio Internazionale San Leone: unweit vorgenannten Platzes, T. 41 61 21. Ganzjährig in Betrieb. Stellplätze ganz fantastisch auf Terrassen bis hinunter zum Strand. Die kleinen Kiefern und Eukalyptusbäume sorgen schon jetzt für genügend Schatten. Im Sommer leider überlaufen; dann treten dieselben Mißlichkeiten auf wie auf dem Nettuno. Nachts schleichen sich zu allem Überfluß auch noch dunkle Gestalten herum. Oob die alle wirklich nur aufs Klo wollen? Noch etwas teurer als der vorgenannte Platz.
Essen fassen
So bunt das Treiben auf der Via Atenea am späten Nachmittag, wenn die Passeggiata ansteht, auch sein mag; abends liegt sie seltsamerweise wie ausgestorben. Nur die Restaurants im Umkreis verleihen ihr dann noch etwas Leben. Wo sie wohl sein mögen? Man suche nicht lange herum, sondern begebe sich gleich in die Gegend von San Leone (an der Küste). Viel Glück!
Untere bis mittlere Kategorie
Tavola Calda: Via Pirandello 1 (Plan II, B3), in Richtung Piazzale Aldo Moro. Täglich geöffnet; ab 8.30h reicht man Panini und ab 10.30h warme Gerichte. Wer zur Essenszeit hier auftaucht - und das empfiehlt sich, denn später gibt´s nicht mehr viel Auswahl - hockt mit der sizilianischen Arbeiterklasse an einem Tisch, was Urlaubern sonst selten vergönnt sein dürfte. Das Selbstbedienungslokal ähnelt denn auch eher einem Bahnhofsbüffet als einem Restaurant. Zu haben sind hier Pasta, leckere Pizze oder eine sizilianische Spezialität (fritierte Teigwaren mit Schinken, Tomaten, Paprika, Käse usw.) zu wirklich konkurrenzlosen Preisen. Was will man mehr? Wir für unseren Teil verzichten jedenfalls gerne auf den üblichen Touristenfraß oder die von »besseren« Lokalen servierten Gabelbissen, von denen noch niemand richtig satt geworden ist.
Trattoria La Forchetta: Piazza San Francesco 11 (Plan II, A-B2), T. 59 62 66. In einer Seitenstraße, die nach links unten von der Via Atenea abzweigt. Das Restaurant gehört zum Hotel Concordia. Links von einem kleinen Gastraum, dessen Wände mit Fotos von Alt-Agrigent, als dieses noch Girgenti hieß, gepflastert sind, eine noch winzigere Küche, wo der Küchenchef wahre Wunder vollbringt. Man ordere seine Tagliatelle alla Forchetta, mit Tomaten, Sahne, rohem Schinken und Champignons; ein Hochgenuß! Getafelt wird auf einer gemütlichen Terrasse an einem kleinen, ruhigen Platz.
Trattoria Atenea: Via Ficani 32 (Plan II, B3), T. 202 47. Sonntags bleibt die Küche kalt. Die Via Atenea hinunterlaufen und am Fremdenverkehrsamt rechts abbiegen. Tischt einfache Kost auf, die ihr Geld wert ist. Handelt sich schließlich um einen Familienbetrieb. Im Sommer nimmt man draußen auf dem Platz Platz (!), unter jungem, unverkennbar italienischem Volk. Flinke, dabei aber freundliche Bedienung.
Trattoria della Concordia: Via Porcello 6, in einer Straße, die auf der Höhe von Hausnummer 50 von der Via Atenea rechts abzweigt (Plan II, B3). Im August geschlossen. Kleine Trattoria wie tausend andere; das Fernsehergedudel dringt bis in die letzte Ecke. Fisch und Teigwarengerichte, erschwingliche Preise.
Trattoria Black Horse: Via Celauro 8 (Plan II, B3), T. 232 23. Ansteigende Straße, die rechts in die Via Atenea mündet. Ein liebenswertes Ehepaar führt dieses kleine Lokal mit schlichter Einrichtung und unprätentiöser Küche. Preisgünstiges Touristenmenü. Im Sommer stehen einige Tische an der frischen Luft.
Ambasciata di Sicilia: Via Giambertoni 2 (Plan II, B3), T. 205 26. Montags zu. Die Straße führt nach rechts von der Via Atenea ab. Sticht geradezu ins Auge mit den Signalfarben Schwarz-Gelb; und die Terrasse leuchtet in Knallrot. Really flashy, würde ein Engländer sagen ... Dazu eine etwas altbackene Hintergrundmusik. Zwei Zwei-Gänge-Touristenmenüs erscheinen uns preislich vorteilhaft, sind leider aber knausrig bemessen (man kann eben nicht alles haben): eines mit Fisch, das andere mit Fleisch.
La Corte degli Sfizi: C. le Contarini 3 (Plan II, B3), T. 59 55 20. Mittwochs Ruhetag. Vis-à-vis vom gerade beschriebenen Lokal. Noch ein Opfer seines eigenen Erfolges bei den Touristen. Uns jedenfalls kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass Speisen und Service nachgelassen haben: weder die hübsche Inneneinrichtung, noch die Musik am Abend, die Tische auf der Terrasse im Sommer, die energische Wirtin ... Schade eigentlich. Genießbar sind nur noch die Teigwaren mit Auberginen.
Etwas schicker
Del Vigneto: Via Magazzoni 11 (Plan I, C3), T. 41 43 19. Vor den Toren der Stadt, an der Straße nach Gela (fahrbarer Untersatz erforderlich). Einfach den Schildern nachfahren. Dienstags geschlossen. Nomen est omen: rundum Weingärten, mit Blick auf die Tempel. Auch hier beweist die sizilianische Küche, was in ihr steckt. Besonders zuvorkommend wird man von Ameur, einem tunesischen Kellner, bedient.
Im Umkreis
Bar-Ristorante-Pizzeria La Trizzera di Genova Diego: Via delle Fosse Ardeatine 57, Villaseta, T. 59 74 27; fünf Kilometer hinter Agrigent, an der Straße nach Tràpani, Nähe Tempeltal, ein paar Schritte vom Haus des Pirandello. Knusprige Pizze am Abend.