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Heimat des Blues

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Memphis – Heimat des Blues

Memphis entwickelte sich als Baumwollhafen, in dem jede Menge gewinnbringende Geschäfte getätigt wurden, bald zu einem wichtigen Knotenpunkt, da leicht von jeder Stelle des Flusses aus mit dem Boot erreichbar. In den zwanziger Jahren widmete man sich in dem Viertel zwischen Beale Street und 4th Street ausschließlich dem Glücksspiel, der Prostitution, den Bars und selbstverständlich der Musik. Memphis avancierte zum Vergnügungsviertel für sämtliche Farmer, Händler und Anwohner des Mississippi. Farbige Orchester zogen ständig durch die Straßen und spielten vor allem – anders als in New Orleans – auf Streichinstrumenten und einer Art primitiver Trompete, dem jug, der nichts anderes ist als eine leere Flasche, der man seltsame Töne entlockt, indem man in sie hineinbläst. Sonny Boy Williamson wurde ein Meister des jug. In den Etablissements der Beale Street sollten jahrelang die wehmütigen Klänge des Blues inmitten des Lärms von Schlägereien, Betrunkenen und Glücksspiele ertönen. Am Eingang der berühmtesten Kneipe der Beale Street, des Pee Wee´s, stand angeschlagen: »Wir schließen erst dann, wenn es den ersten Toten gibt.«

Memphis war Geburts- oder Wohnort zahlreicher Größen ihrer Zeit: von Furry Lewis, der zwischen zwei Blues Medikamente eigener Herstellung verkaufte, Frank Stokes und dem Gitarristen Jim Jackson, der den Kansas City Blues schuf, der Memphis Jug Band, von Gus Cannon, Memphis Minnie, dem bedeutenden weiblichen Star der Beale Street, Gründerin der klassischen Bigband »Bumble Bee«, von Memphis Slim, der erst 1939 der Stadt den Rücken kehrte, um nach Chicago zu ziehen, und schließlich noch von Ma Rainey, die Bessie Smith das Singen beibrachte. Aufgrund der Anziehungskraft anderer Städte, der Erfindung des elektronischen Blues und des kommerziellen Niedergangs von Memphis starb Beale Street nach und nach. Dazu kam, dass der Blues der Farbigen die breiten Massen nicht erreichte. Ein kleiner Geschäftsmann, Sam Phillips, wußte, dass es am Rassismus seiner Zeitgenossen lag, warum der Blues nicht den entscheidenden Durchbruch erlebte. Deshalb ging er mit einem unfehlbaren Gespür auf die Suche nach Weißen, die in der verrückten Art der Schwarzen sangen, und stieß dabei auf Elvis Presley. Aber das ist eine andere Geschichte!

Wo wird Blues gespielt?

Natürlich kein Mangel an Anlaufstellen in Beale Street und Umgebung.

Lou´s Place: siehe unter »Hinweise für Hungrige«. Jeden Abend außer sonntags gibt die Band die berühmten Bluesmelodien zum Besten.

Rum Boogie Cafe: 182 Beale St., T. 528-0150. Von 21-2h geöffnet. Das Rum Boogie verfügt über zwei Säle. In dem ersten spielt jeden Abend der Wirt höchstpersönlich (der mit dem weißen Bart), in den hinteren Saal (hinter der ersten Bar) werden kleinere Gruppen eingeladen. Stets vom Niveau her erstklassige Musik. Sich nicht scheuen, in den hinteren Saal vorzudringen. Man zahlt nur einmal für zwei Bands. Tolle Stimmung, im vorderen Saal eher laut, hinten geht es bei gedämpften Licht etwas intimer zu.

King´s Palace: 162 Beale St., T. 521-1851. Jeden Abend geöffnet. Musik von Spitzenqualität in einem lockeren und schicken Rahmen. Die Größen des Blues machen hier regelmäßig Halt. Kostenpflichtiger Eintritt.

Im W.C. Handy Park, am Ende der Beale Street, spielen an den Sommerabenden Bluesgruppen unter freiem Himmel. Ausgelassene Stimmung und kostenlos.

South End: 529 South Front, Ecke Calhoun St., T. 525-4773. Donnerstags-, freitags- und samstagabends geöffnet. Gleich beim Bahnhof. Hier kein Blues, sondern eher Rock der verschiedensten Richtungen. Gruppen aus der Gegend und studentisches Publikum.

Club Royale: 349 Beale St.; T. 527-5405. Täglich außer montags Livemusik in den Abendstunden. Da bekanntlich nicht mal der Tod umsonst ist, Eintrittsgeld bereithalten. Die lokalen Bands spielen wirklich nicht übel. Die Klientel darf man als überwiegend schwarz und schick bezeichnen.

Gospelmesse

Mississippi Boulevard Christian Church: Raines Rd. Jeden Sonntagmorgen zwei Gottesdienste mit Orgel, Klavier, Schlagzeug, elektrischer Gitarre ... und einem Chor mit 125 Stimmen. Memphis zu besuchen und hier nicht hinzugehen, ist wie ein Sprung aus dem Flugzeug ohne Fallschirm. Das ist einfach nicht wiedergutzumachen!