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Salvador da Bahia

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Stadt der 365 Kirchen

Salvador da Bahia(Vorwahl: 071)

Die Cidade do Sao Salvador da Bahia de Todos os Santos, im Volksmund kurz Bahia genannt, steht in der Touristengunst nach Rio gleich an zweiter Stelle. Von Salvador behält man keine Strandnamen, Fußballmannschaften oder geographischen Wunder im Gedächtnis, sondern »unzählige Fantasie- und Truggebilde sowie die Verheißung einer magischen Atmosphäre und einer Sinnlichkeit, die das Herz des Besuchers dazu verleitet, im Takt des leidenschaftlich glühenden Herzen Brasiliens zu schlagen. Salvador: Stadt der 365 Kirchen, afrikanischste des Subkontinents, Frucht einer jahrhundertelangen Geschichte schwieriger, häufig grausamer Liebschaft zwischen Europa und Afrika unter der südamerikanischen Sonne. Wir haben es hier mit einer zutiefst menschlichen Zweimillionenstadt zu tun, die sich durch schwierige Zeiten und Miseren hindurch ihr lächelndes Anlitz bewahrt hat. Immer gut aufgelegt, immer offen, mit einem Anflug von Ironie um die Mundwinkel ...« Um so unverständlicher, dass die Behörden tatenlos zuschauen, wie sich die Falten immmer tiefer ins Antlitz der einst prachtvollen Barockstadt graben.

Aus der Geschichte

Aufschwung ...

Die Bucht von Salvador entdeckte Amerigo Vespucci anno 1501 für die Europäer. Damals benannte man neu erkundete Küstenstriche gerne nach einem Heiligen. Da die Bucht von Salvador außergewöhnlich groß war, wurde sie auf den Namen Bahia de Todos os Santos (»Allerheiligenbucht«) getauft. Die zweite Erklärung für ihren Namen könnte sein, dass sie eben an einem 1. November, also Allerheiligen, zum ersten Mal von Europäern erspäht wurde. Wie auch immer: Salvador wird 1549 Hauptstadt der portugiesischen Kolonie, weil sich der Gouverneur dort niederläßt: Sao Salvador de Bahia de Todos os Santos – klingt doch besser als Berlin oder Bonn, nicht?Innerhalb der nächsten zwei Jahrhunderte sollten sich die weißen Herren der Stadt dank des Zuckerrohranbaus bereichern und Salvador mit herrlichen Sobradoes und Kirchen überziehen – in Wirklichkeit sind es nicht 365 an der Zahl, wie es die Legende verbreitet, sondern »nur« knapp unter hundert Gotteshäuser. Kleiner Schönheitsfehler an der Geschichte: die auf den Zuckerrohrplantagen schuftenden Arbeiter wurden aus Afrika eingeschifft – oftmals starben bereits zwei Drittel der Verschleppten während der langen Seereise – und der Sklavenhandel blühte. Beides, Zuckerrohr und Sklaven, schwemmte Geld in die Kassen, von dem auch die Kunst profitierte: Salvador de Bahia stand seines blühenden intellektuellen und kulturellen Lebens wegen damals in hoher Achtung.

... und Niedergang

Nach der Entdeckung von Gold in Minas Gerais verschob sich das wirtschaftliche Gewicht von Salvador nach Rio. Um die neuen Reichtümer besser verwalten zu können, verlegte das portugiesische Königshaus 1763 seinen Sitz in die künftige Hauptstadt Rio. Salvador dämmerte in einer langen Lethargie vor sich hin. Die Abschaffung der Sklaverei und die Zuckerkrise verschärften noch die prekäre Lage der Stadt im 19. Jahrhundert. Vermutlich ist aber gerade diesem wirtschaftlichen Niedergang der architektonische Reichtum Salvadors zu verdanken – wo Geld in der Kasse klingelt, wird bekanntlich alles Alte erst mal abgerissen ... Zu Zeiten den brasilianischen »Wirtschaftswunders« faßte Salvador wieder Tritt: vor einigen Jahren entstand eine Industriezone im Norden der Stadt, in Aratu. Bald wuchs ein Wald von Hochhäusern neben der Altstadt empor. Daneben – weil es glücklicherweise nicht an Freiflächen mangelte. Den augenscheinlichen Verfall der barocken Altstadt, längst Heimstatt der Armen, der Verzweifelten und der Unterwelt, muß sich die Stadtverwaltung anlasten lassen: als erste Fehlentscheidung verlegte sie zu Beginn der siebziger Jahre Behörden und Universität in eine sterile, moderne Verwaltungsstadt am Flughafen, die Cidade administrativa, und überließ die historische Bausubstanz ihrem Schicksal. Mit der Rezession hielt dann die Armut Einzug in Salvador, das seine Einwohnerzahl durch Landflucht innerhalb von zwanzig Jahren verdreifachte: heute überwiegen die Elendsviertel, nur 20 % des Stadtgebietes sind an die Kanalisation angeschlossen, in den dreihundert Favelas grassieren Seuchen wie Cholera und Aids ...

Topographie der Stadt

Salvador liegt auf der Landspitze, welche die Allerheiligenbucht im Norden begrenzt. Das arg ramponierte Stadtbild setzt sich aus völlig unterschiedlichen Vierteln zusammen. Von den Nachmittagsstunden an herrscht ein unsicheres Klima in den Straßen, so dass einige Sicherheitsregeln zu beachten sind – also weder Geld noch Fotoapparat mit sich rumtragen – um Mißgeschicke zu vermeiden.

Die Innenstadt: setzt sich aus zwei Teilen zusammen, nämlich Ober- und Unterstadt, beide durch einen berühmten Lift miteinander verbunden. In der Innenstadt ließen sich früher die allerschönsten Streifzüge unternehmen; Charme und der Sinnlichkeit Salvadors waren hier am spürbarsten. Die Zeiten haben sich geändert, leider ...

In der Oberstadt: fünf historische Stadtviertel: Sé, Pelourinho, Sao Antônio, Nazaré und Barroquinha. Während man noch vor wenigen Jahren erleichtert aufatmen konnte, weil man den Schmutz des Hafens und der Markthallen endlich hinter (oder besser: unter) sich gelassen hatte, steht der historische Stadtkern Salvadors heute ganz im Zeichen des Verfalls: tausende Kolonialbauten gelten offiziell als Ruinen, allerorten bröckelt das Gemäuer, die Wohnungen sind hoffnungslos überbelegt – Dutzende von Menschen drängen sich häufig auf einem Zimmer! – und die sanitären Verhältnisse schreien (oder besser: stinken) zum Himmel.

Hier sind auch Zimmer zu finden. Ansatzweise wurden die historischen Stadtbezirke während der achtziger Jahre renoviert, so dass einzelne Gebäude mit ihren bunten Fassaden noch den Glanz vergangener Tage ausstrahlen.

In der Unterstadt: ein schmaler Landstreifen, 75 m unterhalb des die Oberstadt tragenden Plateaus. Die Verbindung stellt der gern benutzte Fahrstuhl (Elevador Lacerda) her. Unten der Hafen, die bedeutendsten Geschäfte, die überdachten Märkte, Banken und Reisebüros, jedoch keine Hotels.

Auf der Landspitze beginnen ab Campo Grande die Wohnviertel: Vitória, Graça und Barra. Nicht besonders aufregend, doch haben sich hier alle Hotels angesiedelt.

Wohnviertel und Atlantikstrände: Ondina und Rio Vermelho. Von den Stränden einmal abgesehen, nicht Anziehendes.