Sehenswürdigkeiten
Ravennas Sehenswürdigkeiten auf der Spur
Entdeckungsreise der Kultur
Bis auf Sant´Appolinare in Classe sind alle Bauwerke von Belang bequem zu Fuß erreichbar. Um wenigstens einen ungefähren Überblick zu erhalten, muß man schon anderthalb Tage einplanen ... und gerät selbst dann noch außer Puste.
Basilika San Vitale: Via San Vitale 17, T. 344 24; Einlaß von 8.30-18.30h, sonn- und feiertags bis 13.30h. Die Basilika, im 6. Jh. unter Justinian errichtet, weist einen achteckigen Grundriß auf (und lieferte das Vorbild für das Aachener Münster!). Voluminöse Maße und eine harmonische Linienführung bestimmen den ersten Eindruck. Da wirkt das pseudo-barocke Fresko unter der Zentralkuppel, eine zweifelhafte Errungenschaft des 18. Jhs, reichlich unpassend. Herrlich die byzantinischen Kapitelle mit ihrer steingewordenen Pflanzenornamentik. Die Empore in der ersten Etage war früher weiblichen Gläubigen vorbehalten. Sollte da jemand mit der gottgewollten Hierarchie durcheinandergekommen sein, von wegen »das Weib sei dem Manne untertan« und nicht umgekehrt? Erstaunlich, welchen Grad an farblicher Frische sich die prächtigen Mosaiken bewahren konnten. Hier wird die Fortentwicklung des Stils besonders augenscheinlich: während an der Wand im Chor eine statische Darstellung der Personen überwiegt, durchfließt die Szenen oberhalb der Gewölbebögen - es handelt sich um das Menschenopfer Abrahams - ein Strom der Bewegung. Bemerkenswert auch die Szene mit »Abel und Melchisedek«, Priesterkönig zur Zeit Abrahams, gleich gegenüber. Rechter Hand das Gemälde »Theodora mit ihrem Hofstaat«; man beachte die in ihren Umhang eingewirkte Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland.
In der Halbkuppel der Apsis bietet ein verklärter Christus dem Hl. Vitalis die Märtyrerkrone dar - der Ärmste wurde lebendig begraben. Nun sollte man bis zu den beiden Säulen im hinteren Teil der Kirche zurückwandern, um die ungewöhnliche Harmonie würdigen zu können, die von der Gestaltung des Chors ausgeht.
Mausoleum der Galla Placidia: dieselben Öffnungszeiten wie die Basilika gleich nebenan. Hier werden uns die ältesten Mosaiken Ravennas dargeboten. Schärfer könnte der Kontrast zwischen schlichter Außenarchitektur und üppigem Dekor im Inneren gar nicht ausfallen. Picken wir nur einige markante Szenen heraus: der Hl. Laurentius macht sich dazu bereit, zwischen glühende Platten gelegt zu werden; Tauben und Schale; die Evangelisten usw. Ein dunkelblauer Hintergrund, die Verschiedenheit der dekorativen Motive und die abwechslungsreiche Farbgebung und Nuancierung machen mehr als deutlich, dass das Mosaik keine gestrenge Kunst sein möchte. Bauchige Sarkophage füllen den Raum in den Absiden aus.
Nationalmuseum: in unmittelbarer Nachbarschaft der Basilika; T. 282 17; über Sommer von 8.30-19.30h - sonn- und feiertags nur bis 13.30h - zugänglich. Montags geschlossen. Birgt eine kleine archäologische Abteilung mit Vasen, Sarkophagen, byzantinischen Kapitellen usf. Im ersten Stock Majolika-Keramik aus dem 16. Jh. mit Blau- und kräftigen Orangetönen, Töpferarbeiten und Fayencen. Reich bestückte Abteilung für kretisch-venezianische Gemälde und Ikonen. Ferner Wandschirme aus behauenem Marmor und Ausgrabungsfunde aus dem Stadtgebiet (u.a. Schmuckstücke).
Rings um den Kreuzgang, in der breiten Galerie im ersten Stock: altes Mobiliar und eine Präsentation geschnitzten Elfenbeins und byzantinischer Tuche.
Piazza del Popolo und Piazza Garibaldi : Ravennas gute Stuben, wo (fast) zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas los ist. Gesäumt werden sie vom Palazzetto Veneziano (15. Jh.), dessen Säulen von einer zerstörten Kirche herrühren, und von zwei weiteren Palazzi in neoklassizistischer Manier. Zwei dicke venezianische Säulen verleihen dem Platz ein besonderes Gepräge. Zusammen mit der Via IV Novembre handelt es sich hier um die bevorzugte Passeggiata der Bürger Ravennas.
Battistero degli Ariani: Via Paolo Costa und Via Roma ; Besichtigung von 8.30-12.30h und von 14.30-19h; sonn- und feiertags nur vormittags.
Nicht etwa das Taufbecken der Arier, sondern der Arianer, einer im 4. Jh. aufgekommenen Sekte, die vor allem bei den Germanen Erfolg hatte. Bauliches Zeugnis des 5. Jhs, noch aus der Zeit des Ostgotenkönigs Theoderich. Achteckige Konstruktion mit Chorkapellen. Am fazinierensten unter den Mosaiken finden wir die Darstellung Christi, wie dieser von Johannes dem Täufer getauft wird. Bei der bildlichen Wiedergabe des Wassers ist dem Künstler ein großer Wurf gelungen. Christus selbst wirkt alles andere als geschlechtslos! Via-à-vis die Kirche San Spirito mit ihrem eleganten Portalvorbau aus dem 16. Jh.
Basilika San Giovanni Evangelista: Via Carducci 10 ; von 8-12h und 15-19h.
Von außen fällt zunächst der hohe quadratische Turm aus dem 13. Jh. und das reich verzierte Eingangsportal auf. Großzügige und harmonische Proportionen innen, rhythmisch untergliedert von Säulen mit korinthischen Kapitellen. Architektonische Besonderheit: der anläßlich einer Erweiterung dem Schiff einverleibte Narthex, sonst ein Vorraum zum Kirchenschiff. Hier sind noch einige Mosaike erhalten, wie auch an den Seitenwänden der Kirche. Lustig finden wir den Tierzyklus, besonders die Szene, wie ein Fuchs von zwei Hühnern bestattet wird! Ist doch anständig von den beiden, oder?
Basilica Sant´Apollinare Nuovo: Via di Roma; Geöffnet von 8.30-18.30h.
Basilika aus dem 6. Jh., deren schlichter, weit gespannter Portalvorbau erst im 16. Jh. hinzukam. Ein kreisrunder Campanile ragt daneben in die Höhe. Um diesen leichter erscheinen zu lassen, vergrößern sich die Öffnungen allmählich nach oben hin. Kostbare Mosaiken schmücken die Seitenschiffe. Eindeutig zu unterscheiden sind die beiden Entstehungsperioden, wenngleich diese nur ein halbes Jahrhundert auseinanderliegen. Die Prozessionen von Männern und Frauen wirken seltsam starr, obwohl sie erst zuletzt geschaffen wurden. Wohingegen die drei Weisen aus dem Morgenland ein bewegtes und überschwenglich dekoriertes Bild abgeben. An die Kirche angebaut findet sich ein lauschiger Kreuzgang mit viel Grün.
Basilica San Francesco: Piazza San Francesco; Einlaß von 7-12.30h und von 14.30-19h.
Die Basilika aus dem 5. Jh. wurde im 10. und 18. Jh. gründlich verändert. Im Inneren treffen wir auf die gleiche Architektur wie bereits in San Giovanni. Ein Sarkophag dient als Altartisch. Ein anderer, ebenfalls bemerkenswert, linker Hand im Kirchenschiff, ruht auf Löwenpranken und profitiert namentlich von seinen dünnen, gewendelten Säulen. Die Mosaikenreste in der Krypta - in der Gegenwart zu einem eleganten »Goldfischglas« verwandelt - sind ihr Geld wert.
Dantes Grab: Via Guido de Polenta und Dante Alighieri, gleich neben der Kirche San Francesco. Am 14. September 1321 segnete der berühmteste italienische Dichter aller Zeiten bekanntlich in Ravenna das Zeitliche. Seine Ruhestätte ist jedoch alles andere als eine Höllenvision!