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Sehenswert

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Sehenswertes in Macau

Ruhige Gassen und Kletterpflanzen

Was Macau von Hongkong, der turbulenten Kronkolonie in der Nachbarschaft, so wohltuend unterscheidet: die Ruhe in den gepflasterten Gassen, die ausgeprägte portugiesische Note – an den Balkonen flattert Wäsche zum Trocknen in der Sonne, Kletterpflanzen ranken über die Balustrade – und, nicht zu vergessen, die barocken Kirchen, Zeugen einer bemerkenswerten Vergangenheit.

Wenigstens einmal sollte man sich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett hieven: um die Chinesen beim Tai Chi Chuan, dem Schattenboxen, der ulkigen, tanzartigen Gymnastik, frühmorgens in den Parks zu beobachten. So echt werden wir das nie hinkriegen! Dann nehme man sich Zeit, die Stadt Macau zu Fuß zu erkunden: etwa viermal 1,7 km legt man dabei zurück. Tausende von Lädchen, in denen traditionelle Altäre über medizinische Pflanzen wachen, über Backwaren und Teebehältnisse. Man lasse den Duft getrockneter Kräuter, das Verkehrsgewühl der Fahrradrikschas und Motorroller auf sich wirken. Oder sich von einem der zahlreichen Wahrsager die Zukunft deuten lassen. Erschöpfte hocken sich in das obere, unüberdachte Stockwerk eines der originellen Doppeldeckerbusse – von der Sorte gibt´s nur zwei – und lassen sich, die Hand beständig an der Kopfbedeckung, durch die Stadt kutschieren.

Architektur und Monumente

Fassade der Sao Paulo-Kirche : erklimmen wir zunächst die ausladende Freitreppe zum Wahrzeichen Macaus, zugleich ansehnlichstes Baudenkmal der Stadt. Die Sao-Paulo-Kirche war das Ergebnis internationaler Zusammenarbeit: zu Anfang des 16. Jahrhunderts fertigte ein italienischer Jesuit die Baupläne an, die dann von japanisch-christlichen Baumeistern ausgeführt wurden. Letztere dürften aus Glaubensgründen vor der Feudalherrschaft in Nagasaki geflohen sein. Als das »mächtigste Bauwerk des Christentums in allen Ländern des Fernen Ostens« die alten Stadtmauern von Macau überragte, fürchteten die chinesischen Mandarine, es könne sich um eine Festung zur Eroberungs Chinas handeln. Die Jesuiten beschwichtigten derlei Befürchtungen und errichteten rechts neben dem Gebäude ein Kolleg. Die gekrönten Häupter des christlichen Abendlandes überhäuften die Kirche alsbald mit kostbaren Geschenken; womöglich sahen sie darin einen ersten Schritt zur Bekehrung Chinas zum rechten Glauben. Der Kaiser am Pekinger Hof ließ sich auf derlei exotischen Unfug aber nicht ein.

Nurmehr die stolze Prunkfassade steht aufrecht, einer Kinoleinwand gleich, seitdem 1835 nämlich ein Blitz den Bau während eines Taifuns in Flammen aufgehen ließ. Ein Jerusalemer Kreuz krönt die relikt-artige Fassade. Rund um eine Christusstatue sind die für eine Kreuzigung verwendeten Utensilien erkennbar. Hier und da haben sich chinesische Inschriften und ein Drachen zwischen christliche Symbole eingeschlichen. Hinter den Mauerresten der Kirche sind Grabungen im Gange. Längst verschüttete Fundamente des zerstörten Kirchenschiffs sollen freigelegt werden.

Fortaleza de Sao Paulo do Monte: die Zitadelle, über eine enge Pflastergasse zu erreichen, stammt baugeschichtlich aus derselben Epoche wie die Paulskirche und ist ebenfalls das Werk von Jesuiten, die Macau als militanten Vorposten für die Bekehrung Chinas und Japans betrachteten. Heute beherbergt das portugiesische Gemäuer im Inneren die Wetterwarte, weswegen man es nicht betreten darf.

Die Stunde der Bewährung schlug für Sao Paulo do Monte 1622, als besonders eine Kanonenkugel den holländischen Flottenverband, der in die Bucht eindringen wollte, das Fürchten lehrte: sie traf das Pulvermagazin und sorgte für ein nettes Feuerwerk. So geschehen an einem 24. Juni, dem Tag des Heiligen Johannes, seither Schutzheiliger der Stadt; deshalb wurde auch nach Zurückschlagen des Angriffs entschieden, dass der Eingang zur Festung mit einem Basrelief des Heiligen geschmückt werden sollte.

Die Zitadelle Sao Paulo do Monte beschert uns einen umfassenden Überblick über die portugiesische Enklave und die angrenzenden Teile des chinesischen Verwaltungsbezirks Zhongshan.

Überreste der Guia-Festung: sie überragen Macau ebenso wie Sao Paulo do Monte. Hier, am höchsten Punkt Macaus, erheben sich eine Kapelle und ein Leuchtturm. Richtfest wurde auf der Festung anno 1637 gefeiert, damals noch unter Gouverneur Câmara de Noronha. Dies behauptet jedenfalls eine Inschrift am Eingang links.

Die gewölbte Decke der Kapelle erinnert an portugiesische Vorbilder aus dem 17. Jahrhundert. Was den Leuchtturm aus dem Jahre 1865 betrifft, so gilt dieser als der älteste an der chinesischen Küste. »Seither ist sein Licht auf dem Gipfel des reizvollen und grünen Guia-Hügels nie erloschen«, heißt in der offiziellen Werbebroschüre. Das Instrumentarium sei allerdings nicht das ursprüngliche. Früher sorgte nämlich eine einzigartige Kerosinlampe für hellen Schein, welchselbige sich die Lissaboner unter den Nagel gerissen haben ... Von der Terrasse hat man einen ungehinderten Rundblick über die Insel und kann sich zugleich bei einem Erfrischungsgetränk von den Strapazen des Anmarsches erholen.

Leal Senado: Avenida Almeida Ribeiro. Zur Blütezeit Macaus war der hiesige Senat dafür bekannt, sich mißliebiger portugiesischer Gouverneure gerne zu entledigen und die Stadt lieber selbst zu regieren. In dem langgezogenen Sitzungssaal durften sich auch die Stadtbewohner zwecks Erörterung wichtiger Angelegenheiten versammeln, was auf alte demokratische Traditionen schließen läßt. Der Unterschied zur heutigen Regierungsform Macaus besteht darin, dass in der rund 460.000 Einwohner zählenden Stadt die Interessen der Bevölkerung heutzutage von Volksvertretern gewahrt werden. Die Befugnisse des Leal Senado sind auf die einer Stadtverwaltung beschränkt.

Das Senatsgebäude gilt zurecht als repräsentativster Ausdruck alter portugiesischer Baukunst in Macau. Von klassischer Schönheit besonders der Innenhof, wo inmitten von mit Azulejos (traditionellen portugiesischen Wandkacheln) geschmückten Seitenwänden ein Brunnen plätschert. Gebäudeinneres und Bibliothek erinnern an die große Zeit Portugals, bevor Macau der Ehrentitel »Cidade do Nome de Deus – Nao há outra mais leal« (Stadt nach dem Namen Gottes – Eine treuere gibt es nicht) verliehen wurde (s. unsere Anmerkungen zur Geschichte). Seit Alcacer Quibir (1578) ging´s nämlich mit der kolonialportugiesischen Herrlichkeit stetig bergab.

Die Bibliothek birgt eine der wichtigsten Sammlungen englischer und chinesischer Literatur überhaupt, nebst eines Archivs für in Macau herausgegebenen Zeitschriften. Der Lesesaal selbst darf als Kunstwerk gelten: er wurde 1920 in Anlehnung an den berühmten Bibliothekstrakt in der Universität zu Coimbra errichtet. Einlaß montags bis samstags von 13 bis 19 Uhr. Weitere Räumlichkeiten bieten Platz für Ausstellungen von Gemälden, Skulpturen und Fotografien.