Noto
Noto (Vorwahl: 0931)
Barocke Pracht trotzt der Naturgewalt
Rund 30 km südlich von Syrakus; kein Städtchen wie viele andere, da von Kopf bis Fuß auf Barock eingestellt (und sonst garrr nichts!). Um 21 Uhr, 9. Januar 1693 - auf Italienisch kurz »novantatré«, ´93 - erfolgt der erste Stoß. Danach wogt die Erde; Wellen fahren über den Boden und schleudern die Leute einen halben Meter hoch in die Luft. Fünfundvierzig Siedlungen, darunter Avola, Granmichele, Modica, Ragusa, Scicli und Comiso sind vernichtet, sechzigtausend Bewohner der Provinz tot. Auch Noto hat das Beben dem Erdboden gleichgemacht. Auf einem Areal, das wegen seiner idealen Lage ausgesucht wurde, auf dem rund sieben Kilometer südöstlich gelegenen Meti-Hügel, baute man es wieder auf, und zwar nach dem damaligen Zeitgeschmack ganz barock. Der Architekt muß sich für einen sizilianischen Niemeyer gehalten haben! Es scheint, als habe das Trauma eine unerhörte, trotzige Willenkraft zum Reicheren, Größeren, Prächtigeren, zum Barock eben, hervorgebracht. Der optische Eindruck ist jedenfalls umwerfend, untermalt noch durch den warmen Ton der Steine, die zu atmen scheinen. »Hie und da das sinnliche Lächeln einer Putte, der wogende Busen einer Sirene, die Grimasse eines Trunkenbolds, der Rachen eines Löwen inmitten der schmiedeeisernen Gitter und pflanzenumrankten Friese«, wie ein Dichter Noto besang, der so zum Vorreiter aller Verkehrsbüros und Touristikwerbung wurde. Viele Gebäude und Fassaden wurden unlängst renoviert.
Reste des alten Noto sind an der Provinzstraße Richtung Palazzolo Acréide sehen.