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Umbrien

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Umbrien

»Umbria« schmückt sich gerne mit dem Zusatz »grünes Herz Italiens«. Die vergleichsweise dünn besiedelte Region im Binnenland erobert die Herzen ihrer Besucher im Sturm, ohne bereits in dem Maße selbst erobert worden zu sein wie etwa die Toskana. Dabei hat Umbrien viel abwechslungsreichere und lieblichere Landstriche zu bieten (die man auf den Gemälden Peruginos und seines Schülers Raffael wiederfindet), neben unermeßlichen Kunstschätzen. Der Tiber, drittgrößter Fluß Italiens, durchfließt auf halber Länge diese überwiegend aus Hügeln und mittleren Bergen komponierte Landschaft, zwischen denen sich heitere, fruchtbare Ebenen auftun. Aller weiterer Schmuck ist nur Beigabe. Bäche, Quellen und Sturzbäche bewässern namhafte Weingüter und hundertjährige Olivenhaine mit vereinzelten Zypressen. Kein Wunder, dass der heilige Franz von Assisi hier darauf verfiel, mit den Vögeln zu quatschen. Die liebliche Landschaft inspirierte aber nicht nur Mystiker, sondern zog auch zahlreiche Künstler wie Giotto und Piero della Francesca in ihren Bann, die den umbrischen Städten unschätzbare Werte hinterließen. Nach Florenz pilgert eh jeder Hirsch – nutzen wir die Gelegenheit und erkunden wir auch Perugia, Assisi, Orvieto und Gubbio!

Einst reichte der Anbau von Wein, Getreide, Oliven und Kartoffeln gerade mal für den eigenen Bedarf. Solange, bis man auf Zuckerrüben, Tabak und Schweinezucht umstellte und sich in Perugia Nahrungsmittelindustrie ansiedelte. Na ja, wenigstens bedient man sich bei der Trüffelsuche noch traditioneller Methoden: Hunde spüren die wertvollen Pilze auf. Mag die Ernte aus noch so üppig ausfallen: ohne Industrie, Handwerk und Kulturtourismus geht auch in Umbrien nichts mehr. Und für die Weisheit ist eine der ältesten italienischen Universitäten zuständig: in der Provinzhauptstadt Perugia, gegründet 1276. Hier bemüht man sich auch, uns Barbaren italienische Sprache und Kultur näherzubringen (Università per Stranieri).

Apropos Kultur: die Gaumenfreuden zählen dazu, weshalb einige kuliniarische Hinweise nicht fehlen dürfen: Fleischspieße und Grill bilden das Rückgrat der umbrischen Küche. Wenn ein Ofen benutzt wird, muß es bitteschön ein Holzofen sein. Kein Wunder, dass das Fleisch besonders saftig schmeckt, zumal es mit würzigen Naturkräutern zubereitet wird. Die Schweine ernähren sich in freier Wildbahn von Eicheln und setzen weniger Fett an als unsere armen Industriesäue. Das magere, zarte Schweinefleisch bildet zusammen mit Lammfleisch, Trockengemüse, Kräutern und Olivenöl den Grundstock für die typischen Gerichte der Region. Seen liefern obendrein jede Menge Fisch: Forellen, Karpfen, Aale, Krebse (als Tegamaccio probieren, eine überaus würzige Suppe). Gastronomische Hauptstadt Umbriens ist Norcia, berühmt für Schweine- und Lammfleisch, Wild (Ringeltauben und Hase), Trüffel, Trockengemüse (Linsen, Bohnen) und vor allem Fleischwaren wie Schinken, Wurst, Frischwurst, geräuchert oder mit Trauben. Ein Gedicht ist auch das Porchetto di latte, ein »Milchschwein« mit wildem Fenchel, Pfeffer und Knoblauch. Die umbrischen Käsesorten zergehen einem wie Honig auf der Zunge: Cacciotte, Pecorino, Caciofiore, Scamorze, Ricotta. Aus dem Landbrot fertigt man Crostini und Bruschette, geröstete Brotscheiben, die mit Knoblauch und Olivenöl eingerieben werden. Leckere Nachspeisen und gehaltvolle Weinsorten runden die Tafelfreuden ab: Orvieto (weiß, trocken, paßt zu Fisch), Torgiano (weiß), Amelia (weiß und rot), Rubesco (rot, aus Torgiano), Colli del Trasimeno (rot); zum Nachtisch den lieblichen Orvieto, den im Abgang leicht bitterlichen Sagrantino (di Montefalco) und den samtig-süßen Aleatico del paglia ordern.