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Brasilianer

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Rassenmischungen

„Weiß zum Heiraten, schwarz zum Lieben“

Brasilien ist ein Land, in dem verschiedene Rassen zusammenleben. Im Gegensatz zu den Engländern haben die Portugiesen seit Beginn der Kolonisierung die Rassenvermischung toleriert. Dies bedeutet allerdings noch lange nicht, dass es heute in Brasilien keinen Rassismus gäbe: die Übergänge sind zwar fließend, aber hellbraun ist immer noch weißer als schwarz. In amtlichen Urkunden wurde bis vor kurzem sogar noch nach der Hautfarbe unterschieden!

In Brasilien sind sämtliche Rassenmischungen vertreten: Caboclo ist die Bezeichnung für den Mischling aus der Verbindung von weißem und indianischem Blut, Mulato heißt ein Mensch mit einem schwarzen und einem weißen Elternteil; Cafuzo schließlich wird der Mischling aus schwarzem und indianischem Vorfahren genannt. Auch wenn die vergleichsweise liberale Rassenpolitik der Portugiesen und später dann der Brasilianer im Gegensatz zu den meisten anderen kolonialisierten Ländern soziale Spannungen gemindert hat, sollte man sich dennoch keine Illusionen machen: alle Hebel der politischen und wirtschaftlichen Macht lagen und liegen in den Händen der Weißen. Werbung und Massenmedien geben im allgemeinen nur das Bild des Weißen wieder. So ist das Gros der Journalisten in den brasilianischen Fernsehprogrammen weißer Hautfarbe. Auch wenn das von der Fremdenverkehrsindustrie vermarktete Symbol Brasiliens die anmutige und von männlichen Touristen aus Europa begehrte »Mulata« ist, gilt nach wie vor folgende Volksweisheit: »In Brasilien sucht man sich zum Heiraten jemanden mit hellerer und zum Lieben jemanden mit dunklerer Hautfarbe«.

Rassismus ist zwar in Brasilien nicht institutionalisiert, dennoch geben die verschiedenen Hautfarben eine gewisse Rassentrennung vor. Nach Abschaffung der Sklaverei 1888 waren die Schwarzen frei – aber nur frei, in Armut zu leben, ohne jede Zukunft noch Perspektiven. Sie waren für die niedrigsten Arbeiten und zum Wohnen in den Slums der Großstädte bestimmt. Kein einziges Bildungs- oder Förderprogramm wurde jemals für sie auf die Beine gestellt; die besten Jobs fielen natürlich den weißen Einwanderern aus Italien, Deutschland sowie Einwanderern aus Japan zu, die seit Anfang des Jahrhunderts mit ihrem umfassenden Know-how und ihrer gefürchteten Leistungsfähigkeit scharenweise ins Land strömtem.

Gleiche Chancen: nur im Traum

Gut ein Jahrhundert nach Abschaffung der Sklaverei ist der Rassismus, vor allem in den südlichen Städten, im täglichen Leben noch auffallend allgegenwärtig. In vornehmen Gebäuden werden Schwarze immer noch aufgefordert, den Lieferantenaufzug zu benutzen, und ihre Aussichten, die soziale Leiter emporzuklettern, hängen unmittelbar mit ihrer Hautfarbe zusammen. Heißt es hier nicht: »Brasilien ist kein rassistisches Land, aber ein Schwarzer hat keine andere Möglichkeit, als Fußballspieler oder Samba-Tänzer zu werden, will er erfolgreich sein«?. Die Wirtschaftskrise zwingt schwarze Frauen zuhauf, sich auf eine unterbezahlte Dienstmädchentätigkeit bei einer Familie mit hellerer Hautfarbe einzulassen. Wie in alten Zeiten »beschützen« die Weißen die Familien ihrer Angestellten, indem sie sich um die Verwaltungsangelegenheiten kümmern oder ihnen im Krankheits- oder Todesfall finanziell unter die Arme greifen. Wenn dies auch positiv erscheinen mag, bringt es doch die besitzlosen Schwarzen in finanzielle und psychische Abhängigkeit. Und manche möchten daran auch nichts geändert wissen. Eine weiße Brasilianerin fragte uns mit entwaffnender Offenherzigkeit: »Und wenn die Schwarzen alle lesen und schreiben lernten, wer würde uns dann bedienen?«.

Brasilien wird „weißer“

Heute stellt man fest, dass Brasilien immer »weißer« wird. Der Anteil der schwarzen Bevölkerung nimmt jedes Jahr prozentual ab. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. stellten die Schwarzen mit etwas über zwei Millionen Menschen noch 20 % der Bevölkerung (ca. 160 Millionen). Heute machen sie, mit sieben Millionen Menschen, nicht einmal einen Anteil von 6 % aus. In den südlichen Staaten ist ihr Anteil noch geringer; eine Ausnahme bildet der Staat Bahia. Gerade aber in den Staaten mit den meisten Schwarzen (Bahia, Pernambuco) ist das »wahre« Brasilien mit seinen Institutionen, Bräuchen und seinen faszinierendsten kulturellen Traditionen anzutreffen. In den eher europäisch anmutenden Staaten des Südens werden uns Menschen und Kultur nur selten das Gefühl vermitteln, im tropischen Ausland zu sein. Selbst wenn der Fremdenverkehr bisher den weißen Metropolen wie Rio, Sâo Paulo, Belo Horizonte und Brasília den Vorzug gegeben hat, sollte man die Städte des Nordeste wie z.B. Recife, Sâo Luis und das indianisch geprägte Belém unbedingt in seine Reise miteinbeziehen. Von dort wird man die farbigsten Erinnerungen, die intensivsten Erlebnisse und herzlichsten Begegnungen mitbringen.