Wo der Puls der Stadt schlägt
Residenz eines Komponisten
Dickhäuter vor dem Dom
Ein halber Tag ist schon nötig, will man die Altstadt von Catania gebührend würdigen. Alles läßt sich bequem zu Fuß aufsuchen, weil die meisten Sehenswürdigkeiten um die Via Etnea herum, zwischen der Piazza del Duomo und dem Corso Sicila, angesiedelt sind.
Piazza del Duomo: bei Nacht, wenn der Dom angestrahlt wird, märchenhaft schön. Zusammen mit der Via Etnea abendlicher Treffpunkt bis ca. 21h.
Unter uns: wir finden den Elefanten, wie er da einen ägyptischen Obelisken auf dem Rücken balanciert, ja ein wenig albern, aber die Catanier nehmen ihn höchst ernst: ist ja auch das Wappentier ihrer Stadt. Der Dickhäuter aus Lavagestein stammt noch aus der Römerzeit.
Die Piazza beherrscht, wie sollte es anders sein, die Kathedrale, die sich derzeit in barockem Gewande präsentiert. Ursprünglich ein normannischer Bau aus dem 11. Jahrhundert, wurde sie mehrere Male umgebaut und schließlich, nach dem Erdbeben von 1693 - das 90.000 Opfer forderte - mit einer imposanten Barockfassade versehen. Am selben Platz ein Seminar aus dem 18. Jahrhundert und der Palazzo Municipale.
Wer genügend Zeit hat, schaue noch beim Palazzo Biscari vorbei; man muß sich zwar mit der äußeren Hülle begnügen, die mit Grotesken und Monstren garnierte Fassade lohnt aber den Fußmarsch. Von der Piazza del Duomo aus die Via Vittorio Emanuele hinuntergehen, dann nach rechts zur Piazza San Placido und in die Via Porticelli.
In der Via Etnea schlägt der Puls der Großstadt. Sie ist gänzlich mit einem Pflaster aus Lavagestein befestigt und verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sie von der Piazza del Duomo Richtung Ätna führt. Der Autoverkehr war dort derart unerträglich geworden, dass sich die Stadtverwaltung zu einem weisen Schritt durchrang: jeglicher Autoverkehr - mit Ausnahme der öffentlichen Verkehrsmittel - ist nunmehr verboten. Dies erlaubt uns nun, in aller Ruhe umherzubummeln, uns die Schaufenster der Luxusgeschäfte und die Fassaden der Kirchen, die von den Autoabgasen zerfressen zu werden drohten, anzusehen. Im Sommer greifen an der Piazza Bellini und am Universitätsplatz die Terrassen der Straßencafés Raum. Musik und sonstiges buntes Treiben geben den Ton an. Ideal, um ein Eis zu vernaschen oder an einem Gläschen zu nippen.
Via Crociferi: gesäumt von Bürgerhäusern und Barockkirchen. An der Kreuzung der Via Alessi steht die Kirche San Benedetto (Seiteneingang benutzen) und das ehemalige Kloster der Jesuitenkirche - heute Hochschule für Bildende Kunst - mit seinem eleganten Kolonnadenhof. Lohnt auch abends, wenn alles angestrahlt wird. Dann entwickelt das Viertel einen ganz besonderen Zauber.
Antikes Theater: Via Vittorio Emanuele 266, T. 715 05 08. Gleich neben dem Bellini-Museum. Zutritt von 8-17h, sonntags bis 14h. Im fünften vorchristlichen Jahrhundert aus Lavagestein erbaut. Gleich daneben das Teatro del Odeon, Via Teatro Greco, aus derselben Epoche.
Castello Ursino: südlich des Domplatzes, an der Piazza Federico di Svevia (Friedrich v. Schwaben) - genau: so nennen die Italiener »unseren« Friedrich II., der die Entwürfe für das Kastell selbst geliefert hat. Ein stolzes Schloß mitten in der Stadt, und dazu noch unversehrt. Ähnlich klarer viereckiger Aufbau wie das Kastell Maniace auf Ortygia, aber mit vier halbrunden Zwischentürmen. Um hinzugelangen, vom Ende der Via Crociferi weiter über die Piazza Mazzini, die durch eine Säulenhalle mit zweiunddreißig Säulen - geklaut von einer romanischen Basilika - aufgewertet wird. Das Museum ist wegen Renovierungsarbeiten seit über zehn (!) Jahren geschlossen (wir wundern uns über nichts mehr).
Museo Bellini: Piazza San Francesco 3, T. 34 15 23. Wird die treue Gemeinde des Komponisten der Oper »Norma« begeistern. Die anderen vielleicht aber auch. Einlaß von 9-13h (sonntags bis 12h); Eintritt frei. Angesichts dieser noblen Behausung fragt man sich unwillkürlich, warum Vincenzo Bellini 1835 ausgerechnet in Puteaux, einem ärmlichen Vorort von Paris, sterben mußte. Dort, in der französischen Hauptstadt, wurde ein gräßliches Viertel in der Défense nach ihm benannt. Wenn der Arme das geahnt hätte ... Ein repräsentatives Opernhaus ist in Catania ebenfalls zu sehen, eingeweiht 1890: mit klassizistischer Fassade und, im Inneren, mondänen Logen und einer grandiosen Kuppel prunkend - an der Piazza Bellini, wo denn sonst?