In der Stadtmitte
IN DER STADTMITTE
Kultur pur
Kultur pur
Karl Johansgate: die besonders an Sommerabenden quicklebendige Hauptschlagader Oslos. Zahlreiche Straßencafés, wo Gitarrenspieler versuchen, den Gaffern ein paar Kronen zu entlocken. Spät abends kann man sich dort auf nette Art die Zeit vertreiben. Die jungen Osloer grasen diese Straße förmlich ab. Finanziell besser Gepolsterte gönnen sich ein Getränk, oder vielleicht auch zwei.
Der Osloer Dom (Domkirke): gegenüber des Hauptbahnhofs (Plan D2); Einlaß, außer am Wochenende, von 10h bis 15h. Die Domkirke wurde im 19. Jh. von Kopf bis Fuß renoviert. Es lohnt sich auf alle Fälle, einen Blick ins Innere zu riskieren, aber man sollte kein Meisterwerk erwarten. Hauptsächlich wegen des Flügelaltars sehenswert: dessen Besonderheit sind nämlich die reliefartig hervortretenden Figuren. Auffallend dabei die naive Darstellungsweise des Künstlers. An der Decke stellen moderne Fresken (1500 m¨ Fläche) biblische Szenen nach.
Nationalmuseum der Schönen Künste (Nasjonalgalleriet, s. Plan C1): Universitetsgate 13; Einlaß Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag von 10h bis 16h; am Donnerstag von 10h bis 20h, sonntags von 11h bis 15h, dienstags geschlossen. Eintritt frei. In diesem nicht alltäglichen Museum sind eine große Anzahl von Werken norwegischer Künstler ausgestellt. Sie sind bei uns zwar weitgehend unbekannt, unserer Meinung nach aber einen Umweg wert. Im ersten Stock einige ausschließlich der norwegischen Malerei des 19. Jhs gewidmete Ausstellungsräume, u.a. mit Landschaftsbildern von J.C. Dahl. In Saal 20 fallen die Gemälde von Cappelen ins Auge. Im nächsten Saal sticht das Meisterwerk namens »Beerdigung auf See« hervor, signiert von Karl Hansen: ein erstaunlich realistisches Machwerk. In Saal 23 einige Gemälde Christian Krohgs, die sehr viel Gefühl ausdrücken.
Saal 28 vermittelt einen Vorgeschmack des Munch-Museums, das ausschließlich dem größten aller norwegischen Maler gewidmet ist. Hier lassen sich schon mal ein paar typische Beispiele seiner Malkunst bewundern, unter anderem »Melankoli« und »Kyss«. In Saal 32 dann eine Sammlung von Ikonen. Die folgenden Säle sind verschiedenen europäischen Schulen gewidmet, und in Saal 37 sind zwei Bilder von Renoir, ein Manet und einige Degas zu bewundern ... Dann ein berühmter Greco: »Die Reue des Hl. Petrus«. Unter den vielen Schätzen dieses Museums auch das angeblich letzte Selbstporträt Van Goghs, Werke von Matisse, Gauguin, Derain, Modigliani und natürlich Picasso, um nur ein paar herauszugreifen. Halt: beinahe hätten wir den guten alten Roger vergessen jawohl, den berühmten Roger Bissière: auch ihm hat man hier ein Plätzchen eingeräumt.
Historiskmuseum: hinter der Universität und dem Museum der Schönen Künste (Plan C1); wer sich für die Geschichte der Wikinger interessiert, sollte mal reinschauen. Zu begutachten sind dort Schmuck, Geldstücke, Hausgeräte und raffinierte Waffen; alles Ausgrabungsfunde aus alten Grabstätten. Ein Besuch lohnt sich! Geöffnet täglich von 11h bis 15h, montags geschlossen. Freier Eintritt.
Munchmuseet (Munchmuseum): Töyengate 53, im Nordosten der Stadt (Plan F2, Richtung Osten). Außer montags täglich von 10h bis 18h geöffnet; Schüler und Studenten zahlen die Hälfte. Erreichbar mit der Buslinie 29 von der Stortingsgate aus. Mit dem Auto unterwegs? Dann vom Zentrum aus Richtung Osten, und zwar Bispegata, dann St. Halvard und schließlich Kjölberggata. Einfach auf die Wegweiser achten.
Wie angekündigt, sind in diesem Museum ausschließlich Werke des berühmtesten norwegischen Malers aller Zeiten, Edvard Munch (1863-1944), ausgestellt. Munch gilt als einer der Vorreiter des Expressionismus, der sich später auch in Deutschland und Skandinavien entwickelte, und tendierte später stilmäßig in Richtung französischer Fauvismus, der sich durch die Verwendung leuchtender Farben und eine realistische Darstellung auszeichnet. Seine Bilder zeigen immer wieder deutlich, wie sehr seine Gedanken um Sterben, Tod, körperlichen Verfall und Einsamkeit kreisten. Erst gegen Ende seines Lebens wurden Munchs Einstellung zum Leben und seine Gefühle gelassener. Zu beachten sind die dunklen und reinen Farben und die unverwechselbare Art der Darstellung von Personen. Seine Werke drücken Verzweiflung, Krankheit, Eifersucht und die Angst vor dem Nichts so unverblümt und charakteristisch aus, dass das Ergebnis wirklich beeindruckend ist. Deshalb wirken manche seiner Werke fast unerträglich intensiv. Nicht etwa, weil sie geschmacklos oder gar weniger gelungen wären, sondern weil sie die Realität allzu schonungslos offenlegen. Das Museum vereinigt 1100 Werke Munchs, nach Maltechniken geordnet, so in einer Abteilung z.B. alle Zeichnungen und Stiche. Wir wollen ja niemanden bevormunden, aber der Besuch dort ist ein absolutes Muß. Übrigens haben sich auch einige Van Goghs eingeschlichen.
Das Rathaus (Rådhuset, Plan C2): lokal bekannte Maler beschreiben die Geschichte des Landes und seine Bräuche. Es lohnt sich, einen Blick auf die Fresken und Holzskulpturen zu werfen. Andererseits hat man nicht unbedingt etwas versäumt, wenn man sich den Besuch dort spart. Einlaß von 10h bis 15h.