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Frogner Parken

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FROGNER PARKEN

Park der Skulpturen

— Frogner Parken (Plan: ungefähr 1,5 km nordöstlich von C2) Vom Nationaltheatret aus nimmt man die U-Bahn bis Majorstuen. Im Frogner Parken haben die kolossalen Statuen von Vigeland einen würdigen Rahmen gefunden. Der berühmte norwegische Künstler lebte zu Beginn unseres Jahrhunderts. Man ließ ihm jede Freiheit bei der Gestaltung dieses riesigen Geländes, um seinen Ideen freien Lauf zu lassen. Der Park wurde 1944 vollendet, ein Jahr nach seinem Tod. Wenn auch einige unserer Leser der Stil Viglands kaltlassen wird, so sind wir doch davon überzeugt, dass die meisten ebenso bewegt sein werden wie wir. Diesen Statuen aus Stein scheint eine außergewöhnliche Kraft innezuwohnen; es sind Abbilder gesunder und kraftvoller Menschen. Da gibt es Männer, Frauen und Kinder, die offensichtlich starke familiäre und gefühlsmäßige Bindungen vereinen. Denn die ungefähr hundert in diesem Park ausgestellten – man könnte fast schon sagen »lebenden« – Skulpturen stehen nur selten allein, meist zu zweit oder in Gruppen und immer vollkommen nackt. So inszenieren Väter, Mütter, Söhne, Töchter und Großeltern das unendliche Thema der Liebe, und zwar aller möglichen Formen von Liebe. Sie küssen sich, sie sprechen miteinander, oft spielen sie, und sie lieben oder streiten sich, als wären sie einem unserer Träume entsprungen. Ein nachhaltiges Erlebnis, diese aus dem Leben gegriffenen Bilder ausgiebig zu betrachten und, fast schon wie ein heimlicher Beobachter, jede Einzelheit zu erfassen; jedem sind diese Szenen bekannt, weil jeder sie selbst schon erlebt hat. Aber hier ist die Realität rein, die menschlichen Tragödien und das menschliche Glück werden klar und in ihrem ganzen Ausmaß gezeigt, ohne irgendeine Scham, gleich Hymnen auf unser Dasein. Vigeland schuf eine Welt von Halbgöttern, die uns zwar ähneln, aber trotzdem nicht unser Aussehen besitzen: die Männer, von herkulischer Gestalt und meist kahlköpfig, treten uns mit fast unschön kräftigen Körpern und Gliedmaßen entgegen. Übrigens wirken diese massigen Körper keineswegs schwerfällig: jede Bewegung stimmt, jedes Gesicht wirkt ausdrucksvoll. Auffallend ist, dass auf das Spielerische sehr viel Wert gelegt wurde (man denke nur an die Skulpturen auf der Brücke), auch auf die Liebe des Vaters zu seinen Kindern, die in der Kunst selten so treffend dargestellt wird. Weiter oben jener Obelisk, der aus einer Verflechtung von Körpern besteht. Obwohl weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und auch ganz hübsch anzuschauen, hat er uns weniger beeindruckt als die Skulpturenreihe um ihn herum, von denen auf alle Fälle das alte, im Sterben liegende Paar mit seinen ausdrucksvollen Gesichtszügen auffällt. Weitere Paare gruppieren sich drumherum, fröhlicher und aktiver, und das ist auch gut so. Damit der Besuch dort ein richtiges Erlebnis wird, empfehlen wir, gegen Abend hinzugehen, wenn sich der Tag allmählich dem Ende zuneigt und man ungestört zwischen den Skulpturen, die zu dieser stillen Tageszeit noch mehr Leben ausstrahlen, umherschlendern kann. Jogger finden in diesem Park ein ideales Revier. Schließlich sollte man noch wissen, dass das Atelier des Künstlers zu besichtigen ist (Vigelandsmuseet: Nobelsgate 32, außer montags täglich von 12h bis 19h geöffnet; Eintritt frei). Nicht weit davon auch das Bymuseet, das städtische Museum, wo bürgerliche Wohnungseinrichtungen aus der guten alten Zeit nachgestellt wurden.