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Die Halbinsel Bygdöy

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DIE HALBINSEL BYGDÖY

Die Insel der Museen

— Die Museen auf der Halbinsel Bygdöy (Plan A4, Richtung Süden) Große Halbinsel mit vielen Grünflächen im Westen der Hauptstadt. Hier befinden sich die interessantesten Museen. Von Stortingsgate aus Buslinie 30 (alle dreißig Minuten). Im Sommer lieber von Kai 3, gegenüber des Rathauses (Rådhuset), mit dem Boot übersetzen.

— Norsk Folkemuseum: täglich 10-18h geöffnet, sonntags von 11h bis 18h; Ermäßigung für Studenten. Dieses Museum vermittelt den umfassendsten Einblick in die Kultur Norwegens. In einem weitläufigen Park lassen 150 Holzhäuser die Lebensweise in den verschiedenen Regionen des Landes nachempfinden; wir finden es sehr reizvoll, zwischen den Häusern umherzuflanieren. Sie sind nach Regionen und deren Stilrichtungen angeordnet. Am Eingang erhält man eine kleine Karte zur Orientierung. Vor allem die Stavkirke von Gol nicht versäumen, eine der schönsten Stabkirchen im ganzen Land. Am Eingang des Museums Wohnungseinrichtungen von Anno dazumal, darunter der Arbeitsraum Ibsens. Das Haus der Emigranten stammt aus Nord-Dakota, in den USA, wohin Tausende Norweger im letzten Jahrhundert auswanderten. Und schließlich haben wir noch ein kleines lappländisches Volkskundemuseum zu vermelden: Handwerkskunst, Rentierzucht, Jagd und Fischerei stehen im Vordergrund.

— Vikingskipenemuseet: an der Ostspitze der Insel; in einem weißen Gebäude, das wie eine Kirche wirkt. Ermäßigung für Studenten. In diesem Wikingerschiff-Museum sind die drei einzigen, fast vollständig erhaltenen, Drachenschiffe ausgestellt, die in Norwegen gefunden wurden. Der Grund für ihren guten Zustand ist, dass man sie vom Meeresgrund geborgen hat: sie wurden für Beerdigungen verwendet. Den Toten wurden beachtliche Mengen an Goldschmuck mit ins feuchtkalte Grab gegeben. Unseren Lesern wird sofort die etwas befremdlich wirkende Ähnlichkeit mit jenen Schiffen auffallen, die man in Ägypten für die Beerdigung der Pharaonen verwendete. Die Drachenschiffe, mit ihren eleganten Formen und teilweise reichen Verzierungen, sind schon erstaunlich.

Die drei ausgestellten Exemplare waren mit Grabkammern ausgestattet. Die Oseberg (am Hauptgang) fand man zu Anfang des Jahrhunderts. Sie war so konstruiert, dass man sie entweder rudern oder damit segeln konnte. Zweiunddreißig Männer waren nötig, damit sie sich überhaupt vom Fleck rührte. Die Gokstad (im linken Flügel) entdeckte man 1880; sie barg die sterblichen Überreste eines ungefähr sechzig Jahre alten Mannes und stammt aus dem 10. Jh. Im Jahre 1893 baute man dieses Schiff für eine Atlantiküberquerung nach, um so seine Hochseetauglichkeit zu beweisen. Die Tune wurde in einem Zustand gefunden, der ihren Nachbau unmöglich machte. Am Ende des Museums sind in Vitrinen zahlreiche Gegenstände aus der Wikingerkultur zu besichtigen, die zusammen mit den Drachenschiffen ans Tageslicht befördert wurden. Beachtenswert der reich verzierte Wagen. Hübsch auch die drei Schlitten mit Drachenköpfen an den Ecken und dekorativen Schnitzereien an den Seiten.

— Frammuseet: 10-17.45h geöffnet; ungefähr 1 km vom vorher beschriebenen Museum (ausgeschildert). Zu Fuß läuft man zehn Minuten; ein netter, kleiner Spaziergang. Studenten winkt wieder eine Ermäßigung. Hier endlich das imposante Polarschiff Fram, mit dem der verwegene Forscher Amundsen (1872-1928) von 1910-1912 seine Expeditionen zum Südpol unternahm. Er kam den gleichzeitig aufbrechenden Engländern wenige Tage zuvor, hißte die norwegische Flagge und hinterließ eine lakonische Botschaft für die enttäuschten Briten (lesenswert hierzu: »Sternstunden der Menschheit« von Stefan Zweig). Dieses außergewöhnliche Schiff war so konstruiert, dass es von den Eisschollen gehalten, und nicht, wie die anderen Schiffe, erdrückt wurde. Fridtjof Nansen (1861-1930), ein Kollege Amundsens, unternahm 1893 eine Expedition in Richtung Nordpol. Sein Ziel war es, sich von den Eisschollen bis zum Pol treiben zu lassen. Er hielt sich drei Jahre lang zwischen den Eismassen auf, mußte dann jedoch aufgeben und sich wieder in weniger schwierige Gefilde begeben. Man stelle sich vor, drei Jahre lang im Eis zu leben! Das Abenteuer wird detailliert beschrieben und anhand eindrucksvoller Fotografien veranschaulicht. Die Fram selbst blieb in ihrem ursprünglichen Zustand und ist zu besichtigen.

— Kon Tiki Museet: neben dem Frammuseet; Einlaß 10-18h. Hier zwei erstaunliche Flöße, die zu nicht weniger heldenhaften Überfahrten dienten. Damit die Ereignisse in ihrer chronologischen Reihenfolge bleiben, sollte man zuerst das im Obergeschoß ausgestellt Floß, das Kon Tiki, besichtigen, und dann das Rå II neben dem Eingang.

— Das Kon Tiki: hierbei handelt es sich um ein Floß, mit dem im Jahre 1947 Thor Heyerdahl und seine fünf Mannen achttausend Kilometer über den Pazifik fuhren, angetrieben vom Wind und den Meeresströmungen, um von Peru bis nach Französisch Polynesien zu gelangen. Diese Expedition von 101 Tagen bewies allen Völkerkundlern, dass die ersten Bewohner Polynesiens aus Peru und nicht aus Asien stammten. Das Floß aus Balsaholz stellt eine Kopie jener Gefährte dar, die schon die Vorgänger der Inkas benutzten. Außer den interessanten Fotos, die während der Überfahrt geschossen wurden, auch die Nachbildung einer Statue von der Osterinsel beachten, die vor allem durch ihre Größe beeindruckt. Unter dem Museum eine nachgebildete Grabkammer von dieser geheimnisvollen Insel, die auch einen Blick wert ist.

— Das Rå II: dieses Papyrusboot ermöglichte es Heyerdahl 1970, den Atlantik zu überqueren: von Marokko bis Barbados! Ein Jahr zuvor war die erste Expedition auf der Rå I gescheitert. Eine fürwahr ungewöhnliche Konstruktion, von Nachkommen der Uros-Indianer am Titicaca-See aus Schilf erbaut. Auch heutzutage findet dieser Bootstyp bei den Fischern in diesem Teil Südamerikas noch Verwendung.

Was mit dieser Reise bewiesen werden sollte? Dass es schon seit langer Zeit möglich war, den Atlantik mit Papyrusbooten zu überqueren. Auch wenn es die Spanier und Portugiesen gar nicht gerne hören ...

— Norsk Sjöfartsmuseum: neben den beiden oben erwähnten Museen; nicht gerade überwältigend, das Seefahrer-Museum, in dem Schiffsmodelle und -buge ausgestellt sind. Den luftigen Räumen fehlt´s an einer sinnvollen Organisation. Im ersten Stock Vitrinen mit Modellen besonders alter Schiffe, darunter einige faszinierende Exemplare. Vor allem für jene interessant, die alles lieben, was mit dem Meer zusammenhängt.