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Bergwelt

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Die Bergleute

Trekkings zu den Bergvölkern

Abenteuer und Gefahr

Chiang Mai ist seit Jahren Ausgangspunkt für Trekkings zu Neudeutsch: Fußmärsche im Gebirge mit Trägern, von engl. to trek, »mit dem Ochsenwagen ziehen, eine lange oder gefährliche Reise machen« in die umliegende Bergwelt. Parenthese: an Trecks sich kann unsere Oma auch noch erinnern, aber das war Altdeutsch, ging mit Fuhrwerken über die vereiste Ostsee und nebenher fielen immer so viele Bomben. Ende der Parenthese.ebe»Das Anziehende an solchen Trekkings dürfte in den Landschaften und Aufenthalten in Bergdörfern zu suchen sein, Unterkunft, Verpflegung und Führer inbegriffen. Ist es nicht ein prickelndes Gefühl, mit »Primitiven rund ums Lagerfeuer zu hocken, vermitteln die körperlichen Anstrengungen nicht ein hohes Maß an erhabener Zufriedenheit, weht nicht eine leise Ahnung von Abenteuer und Gefahr durch die Bergluft? Dass sich hier nur zivilisationsmüde Individualisten auf den Weg machen, stimmt freilich schon lange nicht mehr: die Trekkingtouren sind zu einem von hart konkurrierenden Reisebüros genährten Industriezweig ausgeartet, bei denen die Führer abgelegene Dörfer als ethnologische Sensationen präsentieren, welche angeblich noch nie einen Farnang zu Gesicht bekommen haben. Natürlich handelt es sich um ausgemachten Blödsinn: all diese Dörfer wurden so oft von den Führern sämtlicher Agenturen behelligt, dass sie inzwischen fast Zoos gleichen, in denen Erdnüsse durch Geldstücke ersetzt wurden und Tiere durch Menschen. Die Vorgehensweise ist immer dieselbe: die Führer steuern nur bestimmte Familien an, meist das Dorfoberhaupt oder dessen Clan, bei denen die Fremden untergebracht werden und wo sie ihr Geld lassen. Das sollte man vorher wissen.

Heute zählt Chiang Mai über hundert Reisebüros mit Trekkingtouren im Angebot. Da die Zahl der Bergvölker (Hill tribes) trotz wachsender Nachfrage nicht zunimmt, laufen sich die Trekkingteilnehmer zwangsläufig auf denselben Wegen und Dörfern immer wieder über den Weg. Zwar werden einige Dörfer etwas seltener frequentiert als andere, aber alle haben bereits ihre Erfahrungen mit fremden Besuchern gemacht. Sobald die Farangs auftauchen, sammeln sich Frauen und Kinder am Wegrand, die hartnäckig Kunsthandwerk und Schmuck an den Mann bzw. die Frau zu bringen trachten. Wer dankend ablehnt, bekommt Wut und Enttäuschung deutlich zu spüren. Nicht mehr die überkommene Gesellschaftshierarchie beherrscht das Geschehen im Dorf, sondern der Besitz von Bargeld, Videorekordern, Fernsehapparaten oder Stromgeneratoren. Die Dorfgemeinschaft zerfällt, Geldgier und soziale Spannungen greifen um sich.

Wir wollen hier weder die Reisebüros an den Pranger stellen, die ja nur einer reghaften Nachfrage nachkommen sie sind es übrigens, die »Entwicklung und zivilisatorischen Fortschritt« in den Dörfern steuern, nicht deren Bewohner oder die eher desinteressierten thailändischen Behörenebe noch weniger natürlich die Opfer der Invasion, jene Bergvölker also, die ihr Siedlungsgebiet nicht abschotten können und denen es nach ersten Kontakten mit der Moderne schließlich zu Paß kommt, auf diesem Weg an Geld zu kommen. Bleiben als Hauptverantwortliche wir selbst ... Ein jeder wäge ab, ob ihm das Abenteuer soviel bedeutet, dass er die Folgen in Kauf zu nehmen bereit ist. Zynisch wäre es allerdings, die Dorfbewohner dadurch zu »bestrafen« indem man für Dienstleistungen in Form von Folklore, Fototerminen und Kunsthandwerk möglichst wenig oder gar nichts zahlt. Wenigstens sollte man darauf verzichten, die Bergvölker mit Geländemaschinen heimzusuchen (Motorrad-Trekking), der Prostitutio» Vorschub zu leisten oder den Opiumanbau durch eigene Nachfrage zu unterstützen.